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Hermann Winkler DFB-Vize lästert über Selenskyj

DFB-Vizepräsident Hermann Winkler ist nach einer despektierlichen Äußerung über den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zurückgerudert.

17.05.2023, 18:17
DFB-Vizepräsident Hermann Winkler steht nach seinen Äußerungen über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj in der Kritik.
DFB-Vizepräsident Hermann Winkler steht nach seinen Äußerungen über den ukrainischen Präsidenten Selenskyj in der Kritik. Foto: dpa

Ich entschuldige mich dafür und auch für die entstandenen Irritationen. Mich deswegen in die ,Putinversteher-Ecke’ zu stellen, weise ich entschieden zurück“, äußerte sich Winkler zerknirscht. Gestern war Winklers Instagram-Seite nicht mehr abrufbar gewesen.

Winkler hatte zuvor mit umstrittenen Äußerungen über den ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj Kritik und Irritationen ausgelöst.

„Berlin heute Morgen. Dank Allgemeinverfügung auf Grund des Besuchs eines ehemaligen ukrainischen Schauspielers ist die City weitestgehend abgeriegelt, die Spree für Touristen teilweise gesperrt“, hatte Winkler geschrieben unter ergänzt: „Im Treptower Park ist’s noch ruhig – noch steht das Ehrenmal zum Gedenken aller Kriegsopfer.“

„Das ist nicht die Haltung des Berliner Fußball-Verbandes. Unsere Werte sind andere“, sagte BFV-Verbandschef Bernd Schultz gestern: „Eine Persönlichkeit wie einen Staatspräsidenten greift man nicht so an“, sagte Schultz.

Holger Stahlknecht, Präsident des Fußball-Verbandes Sachsen-Anhalt, äußerte sich verwundert über Winklers umstrittenen Social-Media-Post. „Ich halte das für sehr ungeschickt“, sagte der ehemalige Innenminister Sachsen-Anhalts. Er sei grundsätzlich dagegen, „den Sport zu politisieren“. Für ein weiteres Meinungsbild wolle er zunächst mit Winkler sprechen.

Selenskyj war am frühen Sonntagmorgen in Berlin und erstmals seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in Deutschland eingetroffen.

Die Nationalmannschaft bestreitet am 12. Juni ihr 1000. Länderspiel in Bremen gegen die Ukraine. Auch in diesem Zusammenhang sieht BFV-Chef Schultz die Winkler-Äußerungen als schwierig an. Der DFB rufe zu Spenden für die Menschen in der Ukraine auf. Grundsätzlich kenne man aber die politische Haltung Winklers, fügte Schultz an.

„Bin nicht mit allem, was Selenskyj macht, einverstanden“

„Auch ich verurteile diesen Krieg und die Aggression Putins, die täglich unschuldigen Menschen das Leben kostet. Es muss alles unternommen werden, diesen Krieg schnellstens zu beenden. Allerdings bin ich auch nicht mit allem, was Selenskyj macht, persönlich einverstanden“, schrieb Winkler gestern Nachmittag auf Facebook.

Über den weiteren Umgang mit dem früheren CDU-Politiker, der in der Vergangenheit mehrfach mit mindestens fragwürdigen politischen Äußerungen aufgefallen war, beraten am Mittwoch die Chefs der 21 Landesverbände und fünf Regionalverbände. Winkler führt den einflussreichen Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV). Als DFB-Vize abberufen werden könnte er von seinem eigenen Regionalverband. Der Posten im Präsidium ist mit einem monatlich vierstelligen Betrag dotiert. (dpa/uk)

Hermann Winkler (Jahrgang 1963) stammt aus Grimma (Sachsen). Er war von 2009 bis 2019 Mitglied des Europäischen Parlaments und war zuvor von 2004 bis 2007 Staatsminister und Chef der Sächsischen Staatskanzlei sowie von 1990 bis 2009 Mitglied des Sächsischen Landtags. CDU-Mitglied war Winkler im Jahr 1988 geworden.

Winkler wurde zur Entourage des früheren sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU) gezählt – ebenso wie der heutige sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). Auf Landesebene war er von 1992 bis 1995 Vorsitzender der Jungen Union. Noch in der Ära Biedenkopf wurde Winkler 2001 Generalsekretär der sächsischen Union. Allerdings blieb er in dieser Funktion nur bis 2004.

Zur Person: Hermann Winkler

Nach seinem Abitur 1981 an der Erweiterten Oberschule „Ernst Schneller“ in Grimma hatte Winkler bis 1988 an der Technischen Universität Magdeburg Fertigungsprozessgestaltung im Maschinenbau studiert und wurde Diplom-Ingenieur. Von 1988 bis 1990 arbeitete er als Entwicklungsingenieur im Chemieanlagenbau Leipzig-Grimma. 2016 hatte Winkler sich der Zeitschrift „Super Illu“ für Koalitionen mit der AfD auf Landes- und Bundesebene ausgesprochen. „Wenn es eine bürgerliche Mehrheit gemeinsam mit der AfD gibt, sollten wir mit ihr koalieren. Sonst steuern wir auf eine linke Republik zu“. Wenn die SPD Bündnisse mit der Linkspartei eingehe, könne dies die CDU künftig auch mit der AfD. „In Sachsen-Anhalt hätte das schon Sinn gemacht“, so Winkler. Im Streit zwischen der damaligen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem CSU-Chef Horst Seehofer unterstützte Winkler 2016 den bayerischen Ministerpräsidenten. „Deutschland kann nicht alle Flüchtlinge dieser Welt aufnehmen. Deswegen gibt es schon eine faktische Obergrenze. Wer das bestreitet, verkennt die Realität“, sagte Winkler. (uk)