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Judentum Fenster von Synagoge in Hannover an Jom Kippur beschädigt

Am höchsten jüdischen Feiertag fliegt während eines Gottesdienstes ein harter Gegenstand durch das Fenster einer Synagoge. Der Vorsitzende der Gemeinde in Hannover ist „zutiefst schockiert“.

Von dpa Aktualisiert: 06.10.2022, 08:37
Das beschädigte Bleiglasfenster der Synagoge in Hannover.
Das beschädigte Bleiglasfenster der Synagoge in Hannover. Michael Matthey/dpa

Hannover - Am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ist am Mittwoch an der Synagoge Hannover ein Fenster beschädigt worden. Das bestätigte ein Polizeisprecher. Es gebe keine Verletzten. Einem Bericht der „Hannoverschen Allgemeine“ (online) zufolge wurde während des Gottesdienstes gegen 19 Uhr ein Stein oder ein anderer harter Gegenstand durch ein Bleiglasfenster an der Frauenempore geworfen.

Der Polizeisprecher sagte: „Fest steht, dass ein Fenster beschädigt wurde. Wie, das ist noch nicht geklärt.“ Für einen Anschlag gebe es keine belastbaren Hinweise, die Ermittlungen liefen noch. Am Donnerstagmorgen gab es noch keine neuen Erkenntnisse.

Rund 150 Menschen hatten sich dem Zeitungsbericht zufolge am Versöhnungstag in der Synagoge versammelt, um zu beten. Gegen Ende des Gottesdienstes hörten Besucher dann ein Klirren und einen Schlag, wie die Zeitung berichtet. In etwa sechs Metern Höhe klaffe ein Loch in dem Fenster. Michael Fürst, der Vorsitzende der Gemeinde, sagte der Zeitung: „Der Täter muss auf das Gelände der Synagoge gelangt sein. Ich bin zutiefst schockiert.“

Jom Kippur, der höchste jüdische Feiertag fällt von Jahr zu Jahr auf unterschiedliche Daten im September oder Oktober. „Der Anschlag auf die Synagoge in Hannover gestern Abend entsetzt und beschämt mich zutiefst“, sagte der Landesbischof der evangelischen Landeskirche Hannover, Ralf Meister. Dass Jüdinnen und Juden bei der Ausübung ihrer religiösen Praxis bedroht würden, sei unerträglich.

Vor drei Jahren hatte an diesem Feiertag in Halle (Sachsen-Anhalt) ein schwer bewaffneter rechtsextremer und antisemitischer Attentäter versucht, in der voll besetzten Synagoge der Jüdischen Gemeinde zu Halle ein Blutbad anzurichten. Er warf am 9. Oktober 2019 Brand- und Sprengsätze und schoss auf die Zugangstür, gelangte aber nicht auf das Gelände, weil die Tür dem Angriff standhielt. Vor der Synagoge erschoss er eine Passantin, in einem nahe gelegenen Döner-Imbiss einen 20-Jährigen. Das Oberlandesgericht Naumburg verurteilte den Täter zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung.