Ukraine-Krieg Hat die Ukraine den Krieg schon verloren?
Die militärische Lage des Landes sieht vor dem einbrechenden Winter düster aus.

Berlin/RND/UK. - In der Ukraine tobt ein brutaler Stellungskrieg, wie der ukrainische Oberbefehlshaber nun in einem Gastbeitrag einräumt. Unter den Soldaten ist die Sorge groß, dass nun im Winter der Fokus auf Nahost statt auf der Ukraine liegt.
„Russland darf nicht unterschätzt werden“, erklärt der ukrainische Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj in einem Gastbeitrag für den britischen „Economist“. Darin zeichnet er ein düsteres Bild von der militärischen Lage an der Front – und Auswege für die nächsten Wochen. Trotz Militärhilfe aus dem Westen seien die Russen in verschiedenen Bereichen überlegen, etwa Waffen, Munition und dem Stören von Drohnen und Raketen.
Der ukrainische Jugenddelegierte bei den Vereinten Nationen, Kyrylo Demchenko, blickt wenig optimistisch auf die nächsten Monate. „Der Winter wird für unsere Männer in den Schützengräben sehr hart“, sagte er dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Es gebe nur wenige Möglichkeiten, sich aufzuwärmen, und die Kämpfe würden schwieriger werden. Die meisten in der Ukraine rechnen mit einem erneuten russischen Raketenterror auf die Infrastruktur der Ukraine. „Für unsere Wirtschaft und die Gesellschaft insgesamt wird es schwierig sein, einen weiteren Winter mit Stromausfällen, ohne Internet und Mobilfunk zu verbringen“, sagt der UN-Delegierte.
Die größte Sorge von Präsident Wolodymyr Selenskyj sei die Gewöhnung der Welt an den Krieg in der Ukraine, berichtet der „Tagesspiegel“. Das führe auch dazu, sagt der Präsident, dass es zunehmend schwierig werde, militärische Hilfe zu organisieren. Die aktuellen Mittel und Hilfen reichten, um zu überleben, nicht um zu gewinnen. Blieben die Hilfen ganz aus, wäre eine Niederlage der Ukraine ausgemachte Sache.
Das habe inzwischen Folgen für Selenskyj und für sein Team. „Wütend“ sei der Präsident, habe einer seiner Getreuen ob der nachlassenden Unterstützung berichtet. Der Präsident im zweiten Kriegsjahr sei ein anderer Mensch geworden. Verschwunden seien sein Humor und die Zuversicht. Was Selenskyj nicht verstehen würde, sagt einer aus seinem Team: „Wir haben keine Optionen mehr. Wir gewinnen nicht. Aber das will er nicht hören.“ Gespräche über einen möglichen Verhandlungsfrieden mit Moskau seien tabu.