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Besuch bei Putin Kim reist im Panzerzug nach Russland

Zur Staatsvisite in Russland kommt Nordkoreas Führer Kim Jong Un mit der Eisenbahn. Das liegt in der Familie.

12.09.2023, 18:00
Kim Il Sung (M.) wird 1984 in Dresden von Hans Modrow empfangen.
Kim Il Sung (M.) wird 1984 in Dresden von Hans Modrow empfangen. Foto: Imago

Magdeburg - Von Steffen Honig

Man kann nicht behaupten, das Kim Jon Un ein großer Freund tagelanger Bahnfahrten ist. Zum Atomgipfel mit Trump in Hanoi im Januar 2019 war saß er rund 60 Stunden im Zug und soll nach Informationen von Diplomaten über Erschöpfung geklagt haben. Genährt wohl auch durch die Enttäuschung – die Gipfel blieb ergebnislos.

Doch die Familientradition und die Sicherheit vor Luftangriffen gebieten die Auslandsreisen auf dem Schienenstrang wie jetzt nach Russland. Besonders häufig sind die nicht.

Auch weil es für einen absolutistischen Herrscher der nordkoreanischen Kim-Dynastie nicht empfiehlt, oft außer Landes zu sein. Es könnten sich ja derweil in der Heimat Kräfte formieren, die den Diktator bei seiner Rückkunft die Macht zu entreißen versuchen.

Eine legendäre Zugreise absolvierte Staatsgründer Kim Il Sung. Sie führte ihn 1984 in die Sowjetunion, nach Polen, die Tschechoslowakei, Ungarn, Jugoslawien, Bulgarien und Rumänien bis in die DDR.

Schon 1956 hatte Kim Il Sung, der als der reisefreudigste unter Nordkoreas Herrscher gilt, eine ähnliche Tour durch den Ostblock unternommen. In der DDR Walter Ulbrichts war ihm dabei ein vorbildlicher landwirtschaftlicher Betrieb vorgeführt worden.

Beim Staatsbesuch im Frühsommer 1984 war Dresden ein Hauptziel Kims. Hier wurde er vom damaligen SED-Bezirkschef Hans Modrow, dem späteren vorletzten Ministerpräsidenten der DDR vor der Auflösung 1990, herumgeführt.

Nachfolger Kim Jong Il legte Wert auf luxuriöses Reisen, wie Insider berichteten. Im Zug gab es erlesene französische Rotweine, silberne Essstäbchen und anderen feinen Dingen, von denen Nordkoreaner mitunter noch nie etwa gehört hatten.

Kim Jong war dem Zug bereits 2019 zu einem Treffen mit dem russischen Präsident Wladimir Putin nach Wladiwostok aufgebrochen.

Das gepanzerte Schienenfahrzeug der Kims, ein khakigrüner Zug mit 21 Waggons und einer markanten gelben Linie, ist plüschigen Ledersitzen ausgestattet ist.

Bei den übersichtlichen Entfernungen in Nordkorea ist der Zug auch innerhalb des Landes Kim Jong Un ein unentbehrliches Transportmittel. In der Vergangenheit hat er manch wichtigen Fingerzeig wichtige Hinweise auf den Aufenthaltsort des zurückgezogen lebenden nordkoreanischen Machthabers geliefert.

So wurde der gepanzerte Zug Kims im Jahr 2020 auf einem Bahnhof in der Küstenstadt Wonsan geparkt— die Nachrichtenagentur Reuters sah darin ein Zeichen dafür, dass er sich während des Ausbruchs des Coronavirus in einem seiner Luxusresorts versteckt hielt. Er soll in Wonsan ein Anwesen am Meer besitzen, mit mehreren Villen, Privatstrand, Basketballplatz, Reitbahn, Luxusjacht und privatem Bahnhof.