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Ukraine-Krieg Merkels Militärberater kritisiert Ukraine-Strategie

Ex-General Vad: Ohne Gesamtkonzept sind Waffenlieferungen Militarismus

Von Uwe Kreißig 23.01.2023, 11:13
Ex-General Erich Vad 2021 bei einer Filmpremiere in Berlin.
Ex-General Erich Vad 2021 bei einer Filmpremiere in Berlin. Foto: dpa

Der einstige Militärberater von Ex-Kanzlerin Angela Merkel, Erich Vad, hat in einem Interview mit der feministischen Zeitschrift „Emma“ eine neue Ukraine-Strategie gefordert. „Militärische Operationen müssen immer an den Versuch gekoppelt werden, politische Lösungen herbeizuführen. Die Eindimensionalität der aktuellen Außenpolitik ist nur schwer zu ertragen. Sie ist sehr stark fokussiert auf Waffen. Die Hauptaufgabe der Außenpolitik aber ist und bleibt Diplomatie, Interessenausgleich, Verständigung und Konfliktbewältigung“, sagte Vad in dem Interview.

Ohne ein politisch strategisches Gesamtkonzept seien Waffenlieferungen „Militarismus pur“, so der frühere Brigadegeneral der Bundeswehr: „Militärische Fachleute – die wissen, was unter den Geheimdiensten läuft, wie es vor Ort aussieht und was Krieg wirklich bedeutet – werden weitestgehend aus dem Diskurs ausgeschlossen“, kommentierte Vad die Diskussion über den Ukraine-Krieg.

Auch die Rolle der Grünen sieht Vad kritisch: „Die Mutation der Grünen von einer pazifistischen zu einer Kriegspartei verstehe ich nicht. Ich selbst kenne keinen Grünen, der überhaupt auch nur den Militärdienst geleistet hätte. Anton Hofreiter ist für mich das beste Beispiel dieser Doppelmoral.“

Den Schlüssel für die Lösung des Konflikts, der nach den aktuellen Entwicklungen immer mehr auszuufern scheint, liegt für Vad in Washington und Moskau. „Und die alles entscheidende Frage ist doch, wie man einen derartigen Konflikt mit einer kriegerischen Nuklearmacht ... durchstehen will, ohne in einen Dritten Weltkrieg zu gehen. Und genau das geht hier in Deutschland in die Köpfe der Politiker und der Journalisten nicht hinein!“, sagte der „Emma“, die von Alice Schwarzer herausgegeben wird.

Vad, der unter bis heute unklaren Umständen 2013 aus Bundeswehr und Kanzleramt ausschied, räumt aber ein, dass man Putin Grenzen setzen muss: „Bis hierher und nicht weiter! So ein Angriffskrieg darf nicht Schule machen.“

Im NDR sagte Vad am Donnerstag, dass die Lieferung von Leopard-Panzern „keine militärische Wende“ bringen würde. Im Deutschlandfunk verlangte er gestern, vor weiteren Waffenlieferungen zunächst die politischen Ziele des Westens zu klären.

Vad lag in der Vergangenheit aber auch schon kapital falsch: „Militärisch gesehen ist die Sache gelaufen. Und meine Bewertung ist, dass es nur um ein paar Tage gehen wird und nicht mehr“, orakelte er am 24. Februar 2022 – dem Tag des Einmarschs russischer Truppen – in der Polittalkshow „Maybrit Illner“ über ein schnelles Ende des Ukraine-Kriegs.