Schöpfer von „Platoon“ Oliver Stone „Wir steuern auf den nächsten Weltkrieg zu“
Der US-Filmregisseur kritisiert die alte und neue Außenpolitik seines Landes.

Er kam aus begütertem Hause und ging als blutjunger Mann freiwillig in den Vietnam-Krieg, wo ihn Kameraden seines Platoons, vergleichbar mit einem Zug beim deutschen Militär, für diese Entscheidung für verrückt erklärten. Dort mussten viele Wehrpflichtige dienen, die keineswegs Lust hatten auf den Dschungelkrieg mit dem Vietcong und nordvietnamesischen Truppen.
Aus diesen autobiografischen Erlebnissen machte der US-Filmregisseur Oliver Stone seinen Welterfolg „Platoon“ von 1986. Stone weiß also, wie sich Krieg auf der eigenen Haut anfühlt. „Unser Land sabotiert sich selbst. Warum kehren wir immer wieder zurück“, fragte er, auf der Suche nach einem notwendigen Feind? „Wir folgen einem Interventionsmuster, es gibt eine Wiederholung“, die uns schließlich in einen weiteren Weltkrieg führen werde, sagte Stone jüngst in einem Gespräch mit Greg Daddis, einem Veteranen des Irak-Kriegs. Das berichtet Kelley Beaucar Vlahos auf dem Portal „Telepolis“.
Stone habe dabei betont, dass es in Washingtons Politik weiterhin den „starken Drang“ gebe, Krieg nicht nur als Motor der Wirtschaft, sondern auch als Mittel zur Konfliktlösung im Ausland zu nutzen. Auch sein Kinowerk „Platoon“ – vielleicht der beste Spielfilm über den Vietnam-Krieg – habe daran nichts ändern können: „Kein Film wird die Menschen verändern, wenn sie nicht verändert werden wollen.“
„Können Partner von Russland und China sein“
Stone, der nach „Platoon“ mit „Wall Street“, „Geboren am 4. Juli“ oder „The Doors“ weitere erfolgreiche Hollywood-Spielfilme drehte, zeigte, dass er – wie wohl sein ganzes Leben – unpopuläre Sichtweisen ansprach: „Wir haben in der Außenpolitik einen Fehler nach dem anderen gemacht, es gibt keinen Grund, warum wir nicht Partner von Russland und China sein können. Wir brauchen keinen Krieg.“ Diese im Augenblick unkonventionelle Einschätzung fußt auch auf einem Grundsatz von Stone. „Meinungsfreiheit ist ein Recht, kein Privileg“, habe er unter dem Applaus des Publikums gesagt.
In „Platoon“ lässt Stone sein Alter ego Chris Taylor (gespielt von Charlie Sheen) am Ende im Off sprechen: „Wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich, dass wir nicht gegen den Feind gekämpft haben, sondern gegen uns selbst. Und der Feind war in uns. Für mich ist der Krieg jetzt vorbei, aber er wird immer da sein, für den Rest meiner Tage ...“ (UK)