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Europawahl „Oma Courage“ falsch verstanden?

Die FDP-Verteidigungsexpertin Strack-Zimmermann wird für ihren Wahlwerbespruch kritisiert.

Von Uwe Kreißig 16.03.2024, 10:25
 Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) vor ihrem Wahlplakat.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) vor ihrem Wahlplakat. Foto: dpa

Anleihe bei Bertolt Brecht?

FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wird für ihr Wahlplakat zur Europawahl mit dem Slogan „Oma Courage“ in sozialen Medien scharf kritisiert. Kern des Anstoßes ist die denkbare Anspielung auf das legendäre Theaterstück „Mutter Courage und ihre Kinder“ von Bertolt Brecht.

Im Stück glaubt Mutter Courage, am Dreißigjährigen Krieg gut mitverdienen zu können. Doch in der Brutalität des Krieges verliert sie schließlich ihre drei Kinder. Der Begriff der „Mutter Courage“ ging nicht nur in die Theatergeschichte ein, sondern wird auch als Synonym für eine Frau verwendet, die die Natur des Krieges auf tragische Weise missversteht.

Gegenüber „Bild online“ bestritt die FDP-Politikerin eine Verbindung zu Brechts Stück. Es sei eine ironische Ableitung des alten Politspruchs „Hast du einen Opa, dann schick ihn nach Europa“. Die FDP schicke nun „ihre beste Oma“ in die Europawahl.

Doch mit dieser Argumentation unterliegt Strack-Zimmermann offenbar einem Irrtum. Der betreffende Slogan kam aus einer Zeit, als die etablierten Parteien in Deutschland abgehalfterte Kandidaten nach Brüssel entsandten, die dort gut dotierte Stellen im EU-Parlament vorfanden.

Strack-Zimmermann ist Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag. Bis 2023 war sie Mitglied beim Förderkreis Deutsches Heer und der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik.

Der Begriff „Mutter Courage“ wäre vermutlich aus urheberrechtlichen Gründen nicht verwendbar gewesen, da die Brecht-Erben in der Regel eine sehr harte Linie bei der Nutzung von Zitaten des Schriftstellers vertreten.