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Beliebter Strand Traum-Strand wird zum Tatort: Terror gegen Juden in Sydney

„Die haben überall rumgeschossen“, sagt ein junger Surfer kurz nach dem Anschlag. Am Bondi Beach haben Angreifer mehrere Menschen getötet. Die Gewalt richtet sich gegen Gäste einer Chanukka-Feier.

Von Marc Kalpidis und Corinna Schwanhold, dpa 14.12.2025, 15:03
Viele Menschen sterben, Dutzende werden verletzt in Krankenhäuser gebracht.
Viele Menschen sterben, Dutzende werden verletzt in Krankenhäuser gebracht. Mark Baker/AP/dpa

Sydney - Es sind schreckliche Szenen, die sich am weltberühmten Bondi Beach in der Millionenmetropole Sydney abspielen. Menschen rennen in Panik über den Strand, sie schreien vor Angst - eigentlich sollte dort der erste Tag des jüdischen Lichterfests Chanukka gefeiert werden. Auf Videos in sozialen Netzwerken ist zu sehen, wie zwei bewaffnete Männer über einen Parkplatz laufen und um sich schießen. Ein Passant wird zum Helden der Stunde: Aufnahmen zeigen, wie er einen der Angreifer kurzzeitig überwältigt und ihm das Gewehr abnimmt. Am Ende sprechen die Behörden von einem Terrorakt, der sich gegen die jüdische Gemeinschaft richtete. 

Gegen 18.47 Uhr Ortszeit beginnen die Angreifer laut Polizei, auf Familien zu schießen. Zwölf Menschen sterben, 29 werden in Krankenhäuser gebracht. Einer der mutmaßlichen Angreifer wird laut Polizei getötet, der andere in Gewahrsam genommen.

Wo genau der Tatort war? „Überall, verdammt“

Am späten Abend ist die Strandpromenade menschenleer, flatternde Absperrbänder der Polizei flackern im Blaulicht der Streifenwagen – der weltberühmte Bondi Beach ist vom Sehnsuchtsziel zum Tatort geworden.

In der Eile zurückgelassene Flipflops liegen neben umgestürzten Fahrrädern, ein Schuh ist im Sand stecken geblieben, der Besitzer vermutlich um sein Leben gerannt. Auf den Tischen der Strandlokale: volle Bierflaschen und halb gegessene Pizzen. Am Rande des Gehwegs liegt ein zertretenes Smartphone.

In wärmende Decken gehüllt sucht ein junger Surfer Trost in den Armen seines Freundes. Die Badeshorts sind längst wieder trocken, die Wangen nicht. Über das, was hier vor wenigen Stunden passiert ist, wollen beide nicht reden. Wo genau der Tatort war? „Überall, verdammt! Die haben überall rumgeschossen!“

Jüdische Organisation: „Wie oft haben wir die Regierung gewarnt?“

Die Erschütterung über das Verbrechen ist groß. Regierungschefinnen und -chefs weltweit bekunden ihre Solidarität mit den Opfern und deren Angehörigen. „Es ist die Verantwortung aller Australier, die jüdische Gemeinschaft Australiens zu umarmen und ihr dabei zu helfen, diese unglaublich schwierige Zeit zu überstehen“, sagt der Regierungschef der Region New South Wales, Chris Minns. 

Doch in die Trauer mischen sich auch schwere Vorwürfe. Die jüdische Organisation Australian Jewish Association schreibt auf X: „Wie oft haben wir die Regierung gewarnt? Kein einziges Mal hatten wir das Gefühl, dass sie zugehört hat.“ Israels Staatspräsident Izchak Herzog fordert Australien zu mehr Schutz der jüdischen Gemeinde auf.

Albanese: Australien nimmt Antisemitismus ernst

Fragen von Journalisten, ob sein Land genug gegen wachsenden Antisemitismus tue, weist Australiens Premierminister Anthony Albanese zurück. Sein Land nehme das Thema ernst, sagte er. Kurz nach der Tat hatte er in einem X-Post von „schockierenden und erschütternden“ Szenen gesprochen.

Schon im Oktober war die Debatte über Antisemitismus neu entflammt - damals in Folge eines schweren Anschlags auf Jüdinnen und Juden in Manchester. Seit Beginn des Gaza-Kriegs im Oktober 2023 ist eine weltweite Welle von Antisemitismus zu beobachten, darunter Angriffe auf Juden und Synagogen, bei der Israel-Kritik teils in Hass gegen Juden umschlägt. Der Terror von Sydney dürfte die Angst der jüdischen Gemeinden ein weiteres Mal vergrößern.