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Transgender „Viele Geschlechter? Das ist Unfug“

Magdeburger Nobelpreisträgerin Nüsslein-Volhard äußert sich in der Zeitschrift „Emma“

Aktualisiert: 16.10.2022, 21:14
Christiane Nüsslein-Volhard erhielt 1995 den Nobelpreis.
Christiane Nüsslein-Volhard erhielt 1995 den Nobelpreis. Foto: Imago

Ein Interview mit der Biologin und Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard auf dem Online-Portal der feministischen Zeitschrift „Emma“ sorgt im Internet für Zustimmung, aber auch für Hassattacken gegen die etablierte Wissenschaftlerin. So forderten Aktivisten, dass Nüsslein-Volhard für ihre Äußerungen der Nobelpreis aberkannt werden sollte, wie „Bild online“ berichtete.

„Bei allen Säugetieren gibt es zwei Geschlechter, und der Mensch ist ein Säugetier. Da gibt es das eine Geschlecht, das die Eier produziert, zwei X-Chromosomen hat. Das nennt man weiblich. Und es gibt das andere, das die Spermien produziert, ein X- und ein Y-Chromosom hat“, fasste die Forscherin, die 1942 in Heyrothsberge bei Magdeburg zur Welt kam, den Forschungsstand zusammen.

Die Behauptung des Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), es gebe viele Geschlechter, sei „unwissenschaftlich“: „Da hat Herr Lehmann vielleicht den Grundkurs in Biologie verpasst.“

„Intersexualität entsteht durch sehr seltene Abweichungen, zum Beispiel beim Chromosomensatz. Aber auch intersexuelle Menschen haben die Merkmale beider Geschlechter, sie sind kein drittes Geschlecht“, erläuterte Nüsslein-Volhard zum dritten Geschlechtseintrag „divers“. Natürlich gebe es sehr „feminine“ Männer und sehr „maskuline“ Frauen, was nicht nur mit kulturellen Faktoren, sondern auch mit unterschiedlichen Hormonleveln zu tun habe.

„Menschen können ihr Geschlecht nicht ändern“

Zur Vorstellung, dass man einfach sein Geschlecht ändern könnte, hat die Nobelpreisträgerin eine klare Antwort: „Es gibt Menschen, die wollen ihr Geschlecht ändern, aber das können sie gar nicht. Sie bleiben weiterhin XY oder XX ... Menschen behalten lebenslang ihre Geschlechtszugehörigkeit.“

Nüsslein-Volhard kritisiert die geplante Gesetzesänderung, dass Jugendliche künftig ab 14 ihr Geschlecht selbst bestimmen können: „Das ist Wahnsinn! Mit 14 sind ganz viele Mädchen in der Pubertät unglücklich. Ich kenne das ja selbst. Ich war mit 14 auch unglücklich und wollte lieber ein Junge sein.“ Zudem könne der Gesetzgeber gar keine Geschlechtsumwandlung ermöglichen: „Er sagt nur: Diese Frau darf ab jetzt behaupten, sie sei ein Mann. Und umgekehrt. Die biologischen Grundlagen sind absolut nicht zu ändern.“

Auch zum Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2017 zur Trans- und Intersexualität meldet sie ihre Zweifel an. Darin hieß es: „In den medizinischen und psychosozialen Wissenschaften besteht weitgehend Einigkeit darüber, dass sich das Geschlecht nicht allein nach genetisch-anatomisch-chromosomalen Merkmalen bestimmen oder gar herstellen lässt, sondern von sozialen und psychischen Faktoren mitbestimmt wird.“ Nüsslein-Volhard: „Das ist Unfug. Wie man sich fühlt, das lässt sich durch soziale und psychologische Umstände ändern. Das biologische Geschlecht aber eben nicht. Das ist dort, wo wirklich Wissenschaft betrieben wird, auch völlig unstrittig.“ (vs / Uwe Kreißig)