Kampf gegen die Huthis Zwei Fehlschüsse auf US-Drohne
Beim Einsatz der Bundesmarine im Roten Meer gegen die vom Iran ausgerüstete jemenitische Huthi-Miliz ist zu einem schweren Fehler gekommen.
Berlin/UK/dpa. - Nach Informationen der „Welt“ und „Bild“ hatte die Besatzung der Fregatte am Montag auf eine US-Drohne, vermutlich vom Typ „Reaper“ zweimal Schiff-Luft-Raketen abgefeuert. Obwohl die „Reaper“ mit 11 Metern Länge ein eher leichtes Ziel für moderne Luftabwehr-Raketen darstellt, trafen beide gelenkte Raketen die US-Drohne nicht. Der Vorfall war zunächst verschwiegen worden. Stattdessen hatte das Verteidigungsministerium nur den erfolgreichen Abschuss zweier Drohnen, die von der Huthi-Miliz gestartet worden seien, gemeldet.
Gegen Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erhoben Verteidigungspolitiker im Bundestag daraufhin schwere Vorwürfe. „Hurra-Meldungen werden sofort verteilt, schlechte Nachrichten unter den Teppich gekehrt. Das zeigt, wie Pistorius das Wort Parlamentsarmee tatsächlich ausbuchstabiert: Egotrip statt verantwortungsvolle Unterrichtung des Parlaments“, sagte gestern Florian Hahn (CSU), verteidigungspolitischer Sprecher der Union, zum Portal „Bild online“. Auch der CDU-Verteidigungsexperte Ingo Gädechens zeigte sich im gleichen Medium empört: „Jubelbotschaften sofort verkünden – aber wenn Pannen passieren, soll alles vertuscht werden. So eine Informationspolitik des Hauses von Boris Pistorius ist eine Unverschämtheit gegenüber dem Parlament.“
Hintergrund ist die Regelung, dass die Abgeordneten des Bundestags, die dem Einsatz der Marine im Roten Meer zur Sicherung der Schifffahrt gegen die Huthi-Miliz mit großer Mehrheit in der vergangenen Woche zugestimmt hatten, im Gegenzug über alle Ereignisse des Einsatzes voll informiert werden müssen.
Der Inspekteur der Deutschen Marine, Jan Christian Kaack, verteidigte die Soldaten der „Hessen“ gegen Kritik, nachdem auch eine zunächst nicht identifizierbare US-Drohne beschossen worden war. „Da wurde wie im Lehrbuch vorgegangen. Die Drohne war eindeutig als feindlich klassifiziert. Ich hätte als Kommandant ganz genauso gehandelt“, sagte Kaack.
Er bekräftigte auch, dass für den Einsatz ausreichend Munition vorhanden sein werde. „Wir werden zeitnah Munition nachführen“, sagte Kaack.
Admiral: Munition wird bald ausgehen
Zuvor hatte Flottenadmiral Axel Schulz im NDR eine skeptischere Sicht zu diesem Punkt mitgeteilt: „Irgendwann wird uns gerade die Hochwert-Munition ausgehen. Wenn wir alles verschossen haben, dann wird der Einsatz sowieso beendet sein für uns.“ Die Abfangraketen vom Typ SM2 der Fregatte „Hessen“ würden nicht mehr produziert und könnten deshalb nicht mehr nachbeschafft werden, so „Bild“.
Hahn sagte der Zeitung „Die Welt“ weiter, er habe erst jetzt erfahren, dass ein Teil der Munition des Schiffes nicht mehr nachzubeschaffen sei. Grund sei eine fehlende industrielle Kapazität. Wenn die Bestände also leer geschossen seien, müsse die Marine die Fregatte abziehen. Hahn warf der Bundesregierung vor, diesen Sachverhalt vor der Bundestagsabstimmung in der vergangenen Woche für die Beteiligung an der EU-Militärmission „Aspides“ über den Einsatz der „Hessen“ verschwiegen zu haben. Das berichtete gestern der Deutschlandfunk.