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Nord Stream Verwirrung um Nord-Stream-Sprengung

Der Kreml hat Berichte über eine angeblich private pro-ukrainische Gruppierung hinter den Anschlägen auf die Nord-Stream-Gaspipelines in der Ostsee unglaubwürdig genannt.

10.03.2023, 13:37
Wer sprengte die Nord-Stream-Erdgasleitungen in der Ostsee? Neue Erkenntnisse erscheinen nebulös.
Wer sprengte die Nord-Stream-Erdgasleitungen in der Ostsee? Neue Erkenntnisse erscheinen nebulös. Foto: Swedish Coast Guard via AP

Moskau/Warschau/Berlin/Wiek - Von Uwe Kreißig

„Was den pro-ukrainischen ,Doktor Evil’ betrifft, der das alles organisiert haben soll, so ist das schwer zu glauben“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow gestern zur Nachrichtenagentur Interfax. Solch eine Aufgabe könnten nur wenige Geheimdienste bewerkstelligen.

ARD, SWR und die „Zeit“ sowie die „New York Times“ hatten zuvor berichtet, dass eine aus sechs Personen bestehende Gruppierung ein Schiff angemietet und wohl darauf den Sprengstoff zu den Pipelines befördert habe. Zwei Personen hätten ukrainische Pässe. Eine Verbindung zu staatlichen Stellen lasse sich aber nicht herstellen.

Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte unterdessen dem Sender CNN: „Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass es sich um eine pro-ukrainische Sabotage handelte. Aber ich werde das Folgende sagen: Wenn Nord Stream aufhört zu existieren und es nicht möglich ist, auf diesem Weg Gas aus Russland zu transportieren, wird das gewinnbringend für Europa sein. Ich bin sicher, es wird nützlich für West-Europa sein.“

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer unterstützt dagegen die Überlegungen des Energiekonzerns Eon, die zerstörte Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 zu reparieren. „Natürlich ist es wichtig, die Hintergründe der Zerstörung aufzuklären und die Täter zur Verantwortung zu ziehen“, sagte der CDU-Politiker, berichtete das „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Noch wichtiger sei es allerdings zum gegenwärtigen Zeitpunkt, die Pipeline Nord Stream 1 zu sichern, um die Zerstörung durch das Salzwasser zu verhindern.

„Die Bundesregierung ist in der Pflicht, die Pipeline für die Zeit nach dem Krieg jetzt zu retten“, schrieb Kretschmer bei Twitter. Es sei im nationalen Interesse, die Option für Erdgas oder Wasserstoff nach Ende des Krieges aus Russland offen zu halten.

Recherche-Team verwechselt Wieck und Wiek

Der Betreiber des Hafens in Wiek auf der Ostsee-Insel Rügen ist nach eigener Aussage im Januar von Ermittlern des Bundes befragt worden – möglicherweise im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines. Es sei um Schiffsankünfte im September vergangenen Jahres gegangen, sagte René Redmann. Die Befragungen auf Rügen erfolgten laut Redmann persönlich, postalisch und telefonisch.

Damit ist aber eine weitere Ungereimtheit aufgetaucht. Zuvor hieß es vom deutschen Rechercheteam nämlich, dass die Yacht im Boddenhafen von Wieck auf dem Darß einen Zwischenstopp gemacht habe, berichtete der NDR. Das habe man jetzt korrigiert. Die Yacht habe eine andere Route genommen als ursprünglich angegeben.

Das Recherche-Team habe schon immer die beiden Orte Wieck auf dem Darß und Wiek auf Rügen auf dem Schirm gehabt, sagte der ARD-Terrorismusexperte Holger Schmidt, der an den Recherchen beteiligt ist, zum Radio NDR Info.

„Es war aber aus unserer Quellenlage – mehrere Quellen – naheliegend, dass es das mit ,ck' ist.“ Dass unter anderem der geringe Tiefgang des dortigen Hafens (Wieck) dagegen spreche, sei ihnen klar gewesen. „Das haben auch wir gesehen. Jetzt ist für uns nach Quellenüberprüfung eigentlich sehr deutlich, es ist Wiek auf Rügen – mit einfachem ,k'“, so Schmidt. Auch von welchem Hafen in Rostock die Yacht abgelegt sei, ist noch unklar, berichtete die „Ostsee-Zeitung“ gestern.

„Warum fuhren sie den Sprengstoff von Polen nach Deutschland und legten von dort ab, wo es in Polen einfacher und näher ist, ein Boot zu mieten?“, zitierte der „Tagesspiegel“ den Datenanalysten Oliver Alexander. (mit dpa)