Autoindustrie BMW kommt besser durch die Krise
BMW hat seinen Gewinn im dritten Quartal verdreifacht. Das sieht wegen Problemen vor einem Jahr besser aus als es ist. Trotzdem stehen die Münchner vergleichsweise stabil da.

München - Während große Konkurrenten teils heftige Gewinneinbrüche melden, kommt BMW vergleichsweise stabil durch die aktuelle Krise der Autoindustrie. Im abgelaufenen dritten Quartal machte der Konzern nach Steuern 1,7 Milliarden Euro Gewinn, wie er mitteilt. Das ist mehr als das Dreifache des Wertes aus dem Vorjahr. Der massive Anstieg geht zwar vor allem darauf zurück, dass das Vergleichsquartal aus dem Vorjahr durch Probleme mit Bremsen ungewöhnlich schlecht war. Doch BMW sieht sich auf Kurs, seine Ziele für das laufende Jahr zu erreichen.
Man habe gezeigt, „wie robust und tragfähig unser Geschäftsmodell ist“, sagt BMW-Chef Oliver Zipse. Von einer Krise will er nicht sprechen - das habe man auch in den vergangenen Jahren nicht getan, betont er. „Wir sind zufrieden mit dem, was wir hier in München machen.“ Auch die europäischen CO2-Flottenziele werde man im laufenden Jahr erreichen, „und zwar ohne Flexibilisierung oder Pooling“, sagt Zipse. Andere deutsche Hersteller sind da in einer ungünstigeren Position.
Positive Nachrichten gibt es zudem vom iX3, dem ersten Modell der Neuen Klasse - dem Grundkonzept für BMWs künftige Elektroautos. „Die Auftragseingänge in Europa liegen deutlich über unseren Erwartungen und
belegen das hohe Kundeninteresse“, sagt Zipse. Im September und Oktober hätten sie etwa ein Drittel der reinen Elektroautobestellungen ausgemacht. Bisher ist das Auto erst in Europa bestellbar. Für China erwartet Zipse aber eine ähnliche Nachfrage, wenn das Auto dort - als Langversion und angereichert um chinesische Digitalangebote - auf den Markt kommt.
Nicht von der Krise verschont
Aber auch BMW spürt die aktuelle Krise der Branche. Der Konzern, zu dem auch Mini und Rolls-Royce gehören, leidet unter dem schwierigen chinesischen Markt und Zöllen, wo er zudem zuletzt auch seinen Händlern unter die Arme greifen musste. Im Oktober hatte BMW deswegen sogar die Jahresprognose leicht gesenkt. Dennoch stehen die Münchner vergleichsweise solide da. Nach drei Vierteln des Jahres haben sie schon 5,7 Milliarden Euro Gewinn nach Steuern eingesammelt. Dabei hilft auch, dass BMW dank eines großen Werks in den USA nur für einen Teil seiner dortigen Verkäufe von den US-Zöllen betroffen ist.
Vergleicht man die BMW-Zahlen mit den jüngsten Meldungen der deutschen Konkurrenz, sind sie angesichts des Sturms, der über die Branche fegt, mehr als solide. Mercedes kommt nach neun Monaten nur noch auf 3,9 Milliarden Euro Gewinn, der viel größere Volkswagen-Konzern sogar nur auf 3,4 Milliarden. Darin sind auch die Töchter Audi und Porsche enthalten. Audi meldete jüngst inklusive Lamborghini, Bentley und Ducati knapp 2,1 Milliarden Euro Gewinn in den ersten neun Monaten, Porsche liegt nur noch knapp in den schwarzen Zahlen.
Stabile Strategie hilft
„Dass BMW im Vergleich mit dem Rest der deutschen Hersteller noch am besten dasteht, liegt auch daran, dass sie eine stabile Langzeitstrategie verfolgen“, sagt Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. „Mercedes hat sich mit seinem zu starken Schwenk auf Luxus verspekuliert, Porsche hat zu stark und schnell auf Elektromobilität gesetzt. Beide müssen jetzt zurückrudern und das kostet Absatz und Geld.“ BMW hat den Höhepunkt bei Investitionen im Zusammenhang mit der Neuen Klasse dagegen inzwischen überschritten und kann die Ausgaben hier zurückfahren. „Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Finanzvorstand Walter Mertl dazu.
Auch beim Rest der heimischen Hersteller sieht es in Dudenhöffers Augen eher schlechter aus als bei BMW: Audi komme zwar langsam aus der Krise, leide aber letztlich immer noch an den Nachwirkungen der Dieselkrise, die den Hersteller damals aus der Bahn geworfen habe, sagt der Branchenexperte. „Und VW ist – neben den kriselnden Töchtern Audi und Porsche - mit seinem Stellenabbauprogramm beschäftigt.“
China bleibt wichtig
Doch selbst bei BMW sieht Dudenhöffer Schwachpunkte. So fördere der Hersteller seine Verkäufe zumindest in Deutschland mit teilweise hohen Rabatten. „Und in China müssen sie aufpassen“ - wenn man dort keinen Erfolg habe, werde es „auf Dauer unmöglich, ganz vorne mitzuspielen“, warnt er und weist auf die neue „In China für China“-Strategie von Audi und VW hin. Damit seien Preise möglich, „die bei BMW und Mercedes heute nicht sichtbar sind“.
Wie teuer der iX3 in China werden soll, sagt BMW am Mittwoch noch nicht. Das Angebot werde aber „sehr attraktiv“ sein, betont Zipse. Daran, ob die Kunden das auch so sehen, hängt für den Konzern viel.