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bis zu 65 Cent billiger  Polen hat Spritsteuer gesenkt - deutsche Tankstellen bangen um Existenz

Für deutsche Autofahrer wird Tanken in Polen noch attraktiver. Das Land hat zum 1. Februar die Spritsteuer gesenkt. An der Grenze könnte es zu Staus kommen - und auf deutscher Seite bangen Betreiber um ihre Existenz.

01.02.2022, 11:07
Deutsche Autofahrer betanken ihre Autos an einer Tankstelle in Lubieszyn im Grenzgebeit bei Ueckermünde, da die Kraftstoffpreise in Polen deutlich niedriger sind.
Deutsche Autofahrer betanken ihre Autos an einer Tankstelle in Lubieszyn im Grenzgebeit bei Ueckermünde, da die Kraftstoffpreise in Polen deutlich niedriger sind. (Foto: dpa/symbol)

Berlin/DUR/dpa - Deutschlands östliches Nachbarland Polen senkt zum 1. Februar 2022 die Kraftstoffsteuer. Dadurch sind Benzin und Diesel noch einmal deutlich preiswerter geworden - und das .

Seit diesem Dienstag ist Tanken in Polen noch einmal deutlich günstiger geworden. Der Verband des Garagen- und Tankstellengewerbes Nord-Ost geht davon aus, dass der Tanktourismus Richtung Nachbarland noch einmal deutlich zunehmen wird. Der Verkehr über die Grenze hat bereits in den vergangenen Tagen deutlich zugenommen, sagte Verbandschef Hans-Joachim Rühlemann der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag.

Billiger Sprit in Polen: Menschen sollen entlastet werden

Mit einer genaueren Einschätzung der Lage rechnet Rühlemann nach eigenen Angaben am kommenden Wochenenende. Der Kraftstoff könnte in Polen dann bis zu 65 Cent billiger sein. Der Verband betreut in Berlin und in den ostdeutschen Bundesländern etwa 300 Tankstellen.

Die polnische Regierung senkt die Steuer auf Diesel und Benzin vom 1. Februar an vorübergehend von 23 auf 8 Prozent. Mit der Maßnahme sollen die Menschen in Polen von den Folgen der Inflation entlastet werden.

Für die Branche in der Region hat das Rühlemann zufolge katastrophale Folgen. An der Grenze zu Polen gebe es einige Hundert Tankstellen, die um ihre Existenz bangen müssten. «Wir haben jetzt eine Situation, wie sie so schlimm noch nie gewesen ist. Da werden sich viele überlegen, ob sie nicht zumachen», sagte er. Zahlreiche Mitarbeitende würden ihre Arbeit verlieren. Derzeit fielen schon bis zu 70 Prozent der Tankkunden weg.

Werden deutsche Tankstellenpächter im Stich gelassen?

Tankstellen profitierten zwar auch vom Nebengeschäft wie Kaffee- oder Imbissangebot und vom Zeitungsverkauf. Wenn Tankkunden aber ausblieben, fielen auch diese Einnahmen weg. Da lohne auch eine Investition in mehr Imbissangebote nicht. «Wenn die Kollegen mich anrufen, sind sie verzweifelt, weil sie nicht mehr wissen, wie sie es weiter händeln sollen», berichtete Rühlemann, der in Berlin selbst eine Tankstelle betreibt.

Deutlich kritisierte der Verbandschef die Mineralölgesellschaften. Denen sei es egal, ob die Autofahrer vor oder hinter der Grenze tankten, denn sie verkauften überall ihren Sprit und hörten nicht auf die Hilferufe der Pächter. Rühlemann erneuerte seine Forderung an die Mineralölgesellschaften, den Betreibern eine höhere Provision für Kraftstoffe pro Liter zu zahlen. Bislang liegt sie Rühlemann zufolge zwischen 1 und 1,2 Cent pro Liter - viel zu wenig, sagt er.