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Digitalisierung Silicon Valley zieht in den Bauernhof

Die Digitaltechnik bietet den Landwirten mehr Möglichkeiten als es landläufig bekannt ist.

04.02.2020, 23:01

München (dpa) l Ohne menschliche Hilfe kann die Technik Kühe melken, Hühner füttern, den Stall säubern, Wasser, Dünger und Saatgut sparen. Die Produktivität steigt, weil der Landwirt seine Arbeit in weniger Zeit erledigen kann. Der Pferdefuß: „Die Margen in der Landwirtschaft sind ziemlich schmal“, sagt Wilhelm Uffelmann, Partner bei der Münchner Unternehmensberatung Roland Berger und Fachmann für die Landwirtschaft. „Für kleine Bauern lohnen sich hohe Investitionen in die Digitalisierung meistens nicht, denn die Kosten übersteigen bei weitem das Ertragspotenzial.“

Das Spektrum reicht von Feldbeobachtung via Satellit über GPS-gesteuerte Landmaschinen bis zum Nitratsensor, der den Düngebedarf ermittelt. Dementsprechend zahlreich sind die Beispiele für den Nutzen der Technik. „Die Feldbewirtschaftung mit Satelliten hilft sowohl bei der Bewässerung als auch bei der Planung des richtigen Erntezeitpunkts“, sagt Klaus Josef Lutz, Vorstandsvorsitzender der Baywa, des größten deutschen Agrarhändlers. Aus dem All lassen sich Wasserbedarf und Reifegrad der Pflanzen erkennen.

Der Bedarf an Chemie sinkt: „Tomaten sind anfällig für Pilzerkrankungen wie Mehltau und werden 15- bis 18-mal gespritzt“, nennt Unternehmensberater Uffelmamnn ein weiteres Beispiel. „Je früher der Landwirt den Befall erkennt, desto eher kann er reagieren und die Applikation von Pflanzenschutzmitteln um bis zu 60 Prozent reduzieren.“ Doch teuer ist fast alles. So kostet ein Melkroboter eine sechsstellige Summe, die Anlagen sind für Betriebe ab etwa 80 Kühen aufwärts ausgelegt. So große Ställe haben viele der Milchbauern nicht.

Für Biobauern könnte sich die Digitaltechnik jedoch schneller amortisieren als für konventionelle Betriebe. Der Grund: Biobauern haben im Schnitt höhere Kosten. „Wir gehen davon aus, dass die Digitalisierung die Produktivität in der Biolandwirtschaft erhöhen kann“, sagt Lutz. „Nicht in dem Sinn, dass am Ende sehr viel größere Mengen produziert werden, aber das Ausfallrisiko der Ernte könnte reduziert werden. Wir haben im Biobereich teilweise Ernten, bei denen 60, 70 Prozent des Ertrags wegfallen.“

Und auch das Thema Datenschutz spielt eine Rolle. „Die meisten Bauern sind sehr aufgeschlossen für neue Technik“, sagt Huber, erkennen aber ein Problem: „Viele misstrauen aber den Datenplattformen. Die Daten gehören zwar eigentlich den Landwirten, aber letztlich ziehen die industriellen Anbieter den Vorteil daraus.“