Weinbau Winzer in Deutschland mit bester Ernte
Die Winzer an Saale und Unstrut sind zufrieden. 2017 ist in Deutschland ein Spitzen-Weinjahr.
Freyburg (dpa) l Die Winzer an Saale und Unstrut haben laut Weinbauverband 2017 eine der besten Ernten der vergangenen Jahre eingefahren. Während Sommerurlauber das wechselhafte Wetter beklagten, sei die Mischung aus Feuchtigkeit, Wärme und Sonne für den Wein in diesem Jahr sehr gut gewesen, sagte der Präsident des Weinbauverbandes Siegfried Boy in Freyburg (Burgenlandkreis). „Das war ein besonderes Jahr, die Trauben mächtig gefüllt und schwer“, schwärmte er. Die Lese sei im Anbaugebiet weitgehend beendet. Er geht von einem Ertrag von etwa 5,5 Millionen Litern aus. 2016 waren es 5,2 Millionen Liter.
Eine gute Ernte sei ihm in diesem Jahr auch von der Havel sowie aus der Weinregion in Thüringen gemeldet worden. „Wir hatten einen der größten Jahrgänge überhaupt, die Vegetationszeit war extrem lang, das war gut für die Frucht“, sagte Wolfram Poppe aus Laasdorf (Saale-Holzland-Kreis). Er bewirtschaftet nahe Jena und Bad Sulza etwa drei Hektar Anbaufläche mit Sortenvielfalt. Der Winzer freut sich nach „sehr verwöhnten, opulenten Jahrgängen“ beim Wein 2017 wieder einen leichteren Weintyp „klassisch trocken, fruchtig, typisch Saale-Unstrut“ zu haben. „Sehr, sehr schön und feingliedrig“, sagte er.
Im Unterschied zu Anbaugebieten wie in Baden-Württemberg, an der Mosel oder im Rheinland sei Saale-Unstrut von späten Frostschäden und großen Ernteausfällen weitgehend verschont geblieben, erklärte Boy. Nach bisherigen Angaben des Deutschen Weininstituts (DWI/Mainz) fiel bundesweit der Weinjahrgang 2017 mengenmäßig geringer aus als im Vorjahr – teilweise zweistellige Prozentzahlen – bei guten bis sehr guten Qualitäten.
„Nun heißt es nach der Lese für die Winzer, die Arbeit im Keller zu machen“, sagte Boy mit Blick auf die Geheimnisse, die mit der Produktion von Wein verbunden sind. Er geht davon aus, dass zum Weihnachtsfest 2017er Saale-Unstrut-Wein im Regal und im Glas sein wird. Einige Winzer hätten im Anbaugebiet Saale-Unstrut die Lese, die Anfang September begonnen hatte, bis zum Schluss mit den „exzellenten, goldenen Tagen“ im Oktober ausgenutzt.
Unterm Strich sei das Wetter über das Jahr gerechnet gut gewesen für das Anbaugebiet. Es ist überwiegend geprägt von Terrassenweinbergen und Steillagen entlang der Flusstäler. „Wir können durchaus mit der Ernte und auch mit der Qualität zufrieden sein“, sagte der Geschäftsführer der Winzervereinigung Freyburg, Hans Albrecht Zieger. Dies betreffe vor allem die frühen Sorten wie Müller-Thurgau und Silvaner.
Zu kämpfen hatten die Winzer laut Zieger mit den Spätlesen. „Da mussten wir lange warten, um die Qualitäten zu erreichen“, sagte er mit Blick auf die späte Lese, um das Prädikat dieser Weine zu erreichen. Die Genossenschaft liege beim Ertrag mit insgesamt 3,2 Millionen Litern bei etwa 8,5 Prozent über der Erntemenge vom Vorjahr. 2016 wurden nach seinen Angaben Trauben für 2,9 Millionen Liter Wein geerntet.
Die Winzervereinigung ist nach eigenen Angaben der größte Weinproduzent im Anbaugebiet und in Ostdeutschland. Die Weinanbaufläche Saale-Unstrut erstreckt sich auf 768 Hektar in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg. „Für uns ist 2017 doch eher ein Durchschnittsjahr gewesen“, sagte eine Sprecherin vom Weinbaubetrieb Dr. Manfred Lindicke in Werder an der Havel. Das Weingut gehört zum Anbaugebiet Saale-Unstrut. In hügeliger Landschaft zählen die Rebflächen zu den nördlichsten Lagen für den Anbau von Qualitätswein in Europa.
Das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut gehört zu den kleinen unter den 13 Anbaugebieten von Qualitätswein in Deutschland. Zu den bekanntesten Tropfen gehören die Weißweine Müller-Thurgau und Silvaner sowie Burgunderweine, bei den Rotweinen traditionell Dornfelder und Portugieser. Gefragt seien zunehmend Roséweine, sagte Zieger. „Rosé ist echt im Trend, auch im Winter“, sagte auch Winzer Proppe zur Nachfrage für seinen „Cabernet Jura“.
Die weltweite Weinproduktion ist in diesem Jahr auf den niedrigsten Stand seit mehr als 50 Jahren gefallen. Laut einer ersten Schätzung der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) kamen die Winzer insgesamt auf rund 247 Millionen Hektoliter – 8,2 Prozent weniger als im vergangenen Jahr. Dies sei das niedrigste Ergebnis seit 1961. Der Grund sei vor allem der Frost, der im Frühjahr wichtige europäische Anbaugebiete getroffen hatte. Die drei größten Produktionsländer der Welt – Italien, Frankreich und Spanien – fuhren allesamt historisch schlechte Ernten ein.