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Erdbeben Hoffen auf Wunder in der Türkei

Die Rettungsarbeiten in der türkischen Stadt Izmir gehen nach dem Erdbeben weiter. Doch die Hoffnung schwindet. Kleine Wunder gibt es aber.

01.11.2020, 23:01

Izmir/Samos (dpa) l Zwei Tage nach dem Erdbeben in der Ägäis mit mehr als 50 Toten suchen Helfer in der türkischen Metropole Izmir weiter nach Überlebenden – doch die Hoffnung schwindet. Zugleich verbrachten zahlreiche Menschen, die nicht in ihre beschädigten Häuser zurückkehren konnten, die zweite Nacht in Folge in Notunterkünften. Auch auf der griechischen Insel Samos schliefen aus Angst vor Nachbeben viele Menschen erneut im Freien, in Autos und Zelten. Die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad meldete am Sonntag weitere kleinere Nachbeben. Das Auswärtige Amt hat bisher keine Hinweise darauf, dass unter den Toten und Verletzten Deutsche sein könnten.

Nach 33 Stunden konnten die Helfer in Izmir einen 70-jährigen Mann aus den Trümmern ziehen, wie der Sender CNN Türk berichtete. Einsatzkräfte klatschten und jubelten, als er zum Krankenwagen getragen wurde. „Es ist ein Wunder“, sagte ein Rettungshelfer dem Sender. Die Rettung des 70-Jährigen habe das gesamte Einsatzteam motiviert.

Die Helfer bargen aber auch weitere Leichen. Nach offiziellen Angaben forderte das Beben in der Türkei bislang 55 Todesopfer, Hunderte Menschen wurden verletzt, acht sind auf der Intensivstation. Zwei Jugendliche wurden auf der griechischen Insel Samos von einer Mauer erschlagen. Der 17-jährige Schüler und seine 15 Jahre alte Freundin waren auf dem Nachhauseweg von dem Beben überrascht worden, in einer engen Gasse brach eine Mauer über ihnen zusammen. Man habe sie eng umschlungen gefunden, berichtete das griechische Boulevard-Blatt „To Proto Thema“.

Das erste Beben Freitag um 14.51 Uhr Ortszeit (12.51 Uhr MEZ) hatte nach Angaben der türkischen Katastrophenbehörde eine Stärke von 6,6. Das Zentrum lag demnach in der Ägäis vor der türkischen Provinz Izmir. Die für Erdbeben zuständige US-Behörde USGS gab die Stärke des Bebens sogar mit 7 an. Sowohl auf Samos als auch an der türkischen Westküste trat bei einem Tsunami, den Experten als moderat einstuften, das Wasser über die Ufer.

Am stärksten war das Viertel Bayrakli der türkischen Millionenstadt Izmir betroffen. Mehrere Gebäude stürzten komplett ein. Hunderte Bauten wurden beschädigt, sagte Vize-Präsident Fuat Oktay am Sonntag. Zudem müssten 26 Gebäude eiligst abgerissen werden. Er warnte die Einwohner davor, in beschädigte Häuser zurückzukehren. Der Staatssender TRT zeigte ein mehrstöckiges Haus, das zur Seite gekippt war und mit Kränen abgestützt wurde. Die Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Feuerwehrleute retteten eine Katze, die in einer Wohnung zurückgeblieben war.

Die Türkei wird immer wieder von schweren Erdbeben erschüttert. Dort verlaufen mehrere Verwerfungslinien. Erst im Januar waren bei zwei Beben in den osttürkischen Städten Elazig und Malatya mehr als 40 Menschen getötet worden. Eines der tödlichsten war das Beben im Jahre 1999 in der Nähe der Metropole Istanbul. Damals kamen mehr als 17 000 Menschen ums Leben. Experten erwarten in Istanbul ein weiteres starkes Erdbeben.