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Corona-Krise Merkel: 60 bis 70 Prozent Infizierte

Kanzlerin Angela Merkel mit drastischer Analyse, Minister bestätigt die Prognose.

Von Michael Bock 10.03.2020, 18:22

Berlin | Die Kanzlerin sagte laut Teilnehmerberichten am Dienstag in der Unionsfraktion: „60 bis 70 Prozent der Menschen in Deutschland werden sich mit dem Corona-Virus infizieren." Das wären bis zu 58 Millionen Menschen.

Gesundheitsminister Jens Spahn habe in der Sitzung gesagt, dass 80 Prozent aller Infizierten nahezu ohne Symptome durch die Epidemie kommen würden, bestätigten am Abend Teilnehmer der Volksstimme. Spahn habe die Analyse der Kanzlerin bestätigt. Mit 60 bis 70 Prozent Infizierten müsse gerechnet werden, wenn es nicht vorab gelinge, einen Impfstoff zu entwickeln und zum Einsatz zu bringen.

Der sachsen-anhaltische Bundestagsabgeordnete Christoph Bernstiel (Halle) warnte vor Panikmache. „Wir müssen besonnen mit der Lage umgehen", sagte auch Sepp Müller (Wittenberg).

Der Chef-Virologe der Berliner Charité hält es für möglich, dass in Deutschland langfristig eine Viertelmillion Menschen am Coronavirus sterben werden. Das Virus werde sich erst dann nicht weiter verbreiten, wenn zwei von drei Menschen zumindest vorübergehend immun seien, weil sie die Infektion schon hinter sich hätten, sagte Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité,der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Bei einer Gesamtbevölkerung von 83 Millionen wären zwei Drittel fast 56 Millionen Menschen, die sich infizieren müssten, um die Ausbreitung zu stoppen. Bei einer Mortalität von 0,5 Prozent wäre in dem Fall mit 278.000 Corona-Todesopfern zu rechnen", erklärte Drosten.

Solch eine Berechnung mache allerdings "wenig Sinn", weil die Zeitkomponente fehle, erklärte Drosten weiter. "Bei langsamer Verbreitung werden Corona-Opfer in der normalen Todesrate verschwinden." Jedes Jahr stürben in Deutschland 850.000 Menschen. Das Altersprofil sei ähnlich wie bei den Todesfällen durch das neue Virus. Mit einem für alle verfügbaren Impfstoff gegen das Coronavirus rechnet Dorsten "nicht vor Sommer nächsten Jahres".