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Pandemie 12 Tote nach Corona-Ausbruch in Berliner Heim

Alte Menschen, die eng zusammenleben und täglich von Mitarbeitern gepflegt werden: das ist in Zeiten von Corona eine gefährliche Situation.

14.11.2020, 17:02

Berlin (dpa) l In einem Alten- und Pflegeheim in Berlin-Lichtenberg sind nach einem Corona-Ausbruch innerhalb von fünf Wochen zwölf infizierte Menschen gestorben. Elf davon seien im Krankenhaus gestorben, wohin sie mit Symptomen überwiesen worden seien, teilte eine Sprecherin der Betreiberfirma Kursana am Samstag der Deutschen Presse-Agentur mit. "Nach unserer Kenntnis hatten alle schwerwiegende Vorerkrankungen oder befanden sich in der Palliativphase." Aktuell seien 27 Bewohner und 17 Mitarbeiter Corona-positiv. Außerdem gibt es laut Bezirksamt drei weitere Kontaktpersonen der Kategorie 1. Der "Tagesspiegel" hatte zuvor darüber berichtet.

Der zuständige Amtsarzt stellte für das Heim einen "subakuten Pflegenotstand" fest, wie ein Sprecher des Bezirksamtes Lichtenberg sagte. "Subakut" heißt eine Stufe niedriger als akut und bedrohlich. Eine angemessene Versorgung der Bewohner sei nach den jetzigen Umständen nicht gewährleistet, besonders weil viele Pflegekräfte infiziert seien und ausfielen.

14 Bewohner wurden bereits am Freitag verlegt. Sie seien größtenteils in Krankenhäuser, aber auch in andere Heime gebracht worden, sagte der Sprecher. Der Amtsarzt untersuche die Lage, auch um zu klären, ob es Mängel in dem Heim gegeben habe.

Nach den Angaben des Betreibers wurde am 8. Oktober ein erster Bewohner bei einem Krankenhausaufenthalt positiv getestet. "Danach erfolgten Teil-Testreihen in einzelnen Wohnbereichen. Zum 3. November lagen erstmals Testergebnisse für das gesamte Haus vor."

Seit dem Auftreten des ersten Falles sei das Heim für Besucher geschlossen worden, betonte die Sprecherin. "Alle Hygienemaßnahmen nach RKI-Standard werden umgesetzt, die Mitarbeiter arbeiten alle mit FFP-2 Masken und zusätzliche Flächendesinfektion wird regelmäßig durchgeführt." Wohnbereiche mit Covid-19-Fällen seien unverzüglich unter Quarantäne gestellt worden.

"Wir stehen seit dem ersten Fall Anfang Oktober im engem Austausch mit dem Gesundheitsamt zu den umzusetzenden Maßnahmen und stimmen uns zum Vorgehen ab." Ein gemeinsamer Krisenstab habe vereinbart, 14 positiv getestete Bewohner in andere Einrichtungen zu verlegen. Zudem solle es Infektions-Wohnbereiche geben, um infizierte von nicht-infizierten Bewohnern zu trennen. Ab Mitte nächster Woche sollen die Mitarbeiter vor Dienstantritt Corona-Schnelltests nutzen. Das Heim mit mehreren Stockwerken hat nach eigenen Angaben 108 Einzel- und 20 Doppelzimmer.

Generell sehen Berliner Amtsärzte Besucher als geringere Infektionsgefahr in Heimen. Meist gingen Ansteckungen vom Personal aus, obwohl die Schutzkonzepte seit dem Frühjahr vielerorts verbessert worden seien. In Berlin hat es seit Beginn der Pandemie mehrere Ausbrüche in Pflegeeinrichtungen gegeben, es kam auch zu Todesfällen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.

In Berlin starben mit Stand von Freitagabend 348 Menschen im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Die Zahl der Infektionen stieg zuletzt um 1328. Insgesamt gab es in der Hauptstadt bislang mehr als 46.000 Fälle. Die 7-Tages-Inzidenz, die die Fälle pro 100.000 Einwohner in diesem Zeitraum abbildet, liegt bei knapp 210. Als Grenzwert für die Berliner Corona-Ampel gelten 50 Fälle auf 100.000 Einwohner. Die Ampel steht bei diesem Kriterium schon lange auf Rot.

272 Covid-19-Patienten werden aktuell auf Intensivstationen versorgt, das entspricht einer Auslastung von 21,7 Prozent. Bei der kritischen Marke von 25 Prozent würde diese Ampel von nun Gelb ebenfalls auf Rot wechseln. Insgesamt liegen fast 1000 Menschen in Berlin mit Corona-Infektionen im Krankenhaus.

Der R-Wert liegt bei 0,85. Damit wird angezeigt, wie viele Menschen durchschnittlich von einem Erkrankten infiziert werden. Die Dunkelziffer der Infizierten wird in Berlin von Amtsärzten um das Vierfache höher geschätzt. Getestet werden sollen in den Gesundheitsämtern nur noch Menschen mit schweren Symptomen.