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Ex-Ministerpräsident Böhmer wird kaum um Rat gefragt

Seit 2011 ist Sachsen-Anhalts ehemaliger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer nicht mehr im aktiven Geschäft, sondern Zuschauer der Politik.

17.01.2019, 23:01

Magdeburg (dpa) l Sachsen-Anhalts langjähriger Ministerpräsident Wolfgang Böhmer wird von aktuellen Politikern nicht mehr um Rat gefragt – und bedauert das etwas. "Ich habe mich auch daran gewöhnt, dass die die jetzt im Geschäft sind, alle klüger sind als ich", sagte der 82-Jährige am Donnerstag bei einem Gespräch an der Universität Magdeburg.

"Die sollen ihren Job machen, dafür sind sie gewählt und dafür müssen sie den Kopf hinhalten. Und wenn jemand mit einer Frage käme, würde ich versuchen, sie so gut wie möglich zu beantworten. Aber ich würde auch dazu sagen: "Entscheiden musst du."". Gefragt danach, ob er Kontakt zu seinen ehemaligen Kabinettskollegen habe, sagte der CDU-Politiker, man grüße sich.

Böhmer, der inzwischen sichtlich Probleme mit dem Gehen hat, ist nach wie vor ein wacher Beobachter des politischen Geschäfts. Bei einer Fragerunde mit Seniorenstudenten sagte er, er halte Annegret Kramp-Karrenbauer für eine gute Wahl für den CDU-Vorsitz. "Ob sie aber eine gute Bundeskanzlerin wäre, die Frage muss ich nicht beantworten." Die AfD sei langfristig nicht zukunftsfähig. Sie lebe von der Kritik an den etablierten Parteien und zeige selbstzerstörerische Aktivitäten. Sehr viel werde davon abhängen, wie viele Fehler und Ungeschicklichkeiten den anderen Parteien passierten.

Böhmer war zwischen 2002 und 2011 Ministerpräsident. 1990 war der Gynäkologe und langjährige Chefarzt in die Politik eingestiegen – als Landtagsabgeordneter und später als Minister. "Ich hatte nie vor, in die Politik zu gehen. Ich habe mich überreden lassen", sagte Böhmer dazu. Und das habe ihn bereichert. "Ohne diese Erfahrung wäre ich halbblind geblieben. Ich kannte mich wirklich gut aus in den Bäuchen anderer Menschen, aber das ist nicht die ganze Welt."

Böhmer, der am 27. Januar 83 Jahre alt wird, tritt nur noch selten öffentlich auf. An die Uni hatte ihn der Historiker Mathias Tullner eingeladen, der mit Seniorenstudenten die Geschichte Sachsen-Anhalts bespricht. Böhmer war als Zeitzeuge zum Thema "Gehälteraffäre und Sturz der Regierung Münch" gekommen.