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Polizeischule Kein Problem mit Englisch, aber mit Deutsch

2500 Schüler, sehr viele mit Migrationshintergrund und verschiedenen Schulabschlüssen: die Ausbildungsstätte der Berliner Polizei.

12.11.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Die neue Chefin der Berliner Polizeischule hat eine ganze Reihe von Problemen des Polizeinachwuchses bei der Ausbildung festgestellt. Gleichzeitig kündigte Tanja Knapp, die seit rund vier Monaten im Amt ist, zahlreiche Änderungen und Verbesserungen an. Einige Änderungen seien bereits erfolgt, sagte sie am Montag im Innenausschuss. So sei wieder ein gemeinsamer Dienstantritt festgelegt, wiederholte Verspätungen sollen strenger geahndet werden. Auch Innensenator Andreas Geisel (SPD) und ein externer Gutachter, der im Sommer einen Bericht vorgelegt hatte, sahen bereits mehrere Reformen auf den Weg gebracht.

An der sogenannten Polizeiakademie werden fast 2500 junge Nachwuchspolizisten von 230 Lehrern und Dozenten ausgebildet. Allein für den mittleren Dienst der uniformierten Schutzpolizei sind 1400 Auszubildende in 56 Klassen registriert.

Knapp sprach von Schwierigkeiten mancher Polizeischüler mit der deutschen Sprache, mit Satzbau und Formulierungen, Fragestellungen sowie mit grundsätzlichen Fragen wie Pünktlichkeit und Ordnung. "Wir haben kein Problem in Englisch, aber sehr wohl eins in Deutsch", sagte sie. Unterstützung und Fördermaßnahmen besonders im Deutschunterricht seien geplant. Dazu würden auch zusätzliche Deutschlehrer eingestellt. Außerdem sei eine Kooperation mit der Berliner Senatsschulverwaltung zur Ausbildung der Lehrer und Inspektion des Unterrichts vereinbart. Bei bestimmten Klausuren müsse die Schule eventuell "die Komplexität etwas reduzieren".

Disziplin soll wieder stärker betont werden, so durch den gemeinsamen Dienstantritt und Kontrolle der Pünktlichkeit, sagte Knapp. Geplant seien gezielte Betreuungen von Schülern mit hohen Fehlzeiten, die möglicherweise "jugendspezifische Probleme" hätten. Auch Unterricht zum Thema Internet und Soziale Medien stehe auf der Liste, sagte Knapp. "Da gehts auch darum, dass sie keine Auftritte haben, die sie in Verlegenheit bringen." In der Vergangenheit hatten einzelne Polizeischüler mit Partys und ins Internet gestellten Fotos oder einem Auftritt in einem Porno für Schlagzeile gesorgt.

Organisatorische Änderungen der Abfolge von Unterricht, Prüfungen und Praktika seien geplant. "Wenn die Hälfte der Azubis eine Prüfung nicht schafft, macht auch die Akademie etwas falsch. Damit müssen wir uns beschäftigen", räumte Knapp ein. Bei einer Zwischenprüfung des Jahrgangs, der im Herbst 2017 begonnen hatte, fielen 50 Prozent der Schüler durch.

Geisel betonte, das Niveau bei der Ausbildung werde nicht gesenkt. Eine gute Ausbildung sei nur gemeinsam mit der Führung, den Schülern und Lehrern möglich. Die Verdoppelung der Schülerzahl sei nicht ohne Auswirkung geblieben. Die Änderungen bräuchten aber etwas Zeit.

Der externe Gutachter Josef Strobl, ein früherer leitender Polizist aus Bayern, forderte eine Durchmischung aller Klassen über alle Altersstufen von 16 bis 39 Jahren hinweg. Er widersprach zudem Knapp, die eine Zusammenarbeit mit der Berliner Schulverwaltung zur Ausbildung der Lehrer an der Polizeischule abgeschlossen hatte. Das sei "nicht zielführend", sagt Strobl und würde nur zu weiterer Unordnung führen.

Im Herbst 2017 hatte es erste Berichte über Probleme gegeben: zu wenig Lehrer, zu häufiger Unterrichtsausfall, fehlende Disziplin, mangelnde Deutschkenntnisse.