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Weihnachten Die fliegenden Rentiere schaffen das

Den Weihnachtsmann gibt es wirklich. Natürlich. Dabei soll ihm die Physik angeblich Grenzen setzen. Angeblich.

Von Christian Satorius 24.12.2015, 23:01

Magdeburg l Wie sieht es zum Beispiel mit dem Schlitten aus? Ist der nicht viel zu schwer für die wenigen Rentiere des Weihnachtsmannes?

Mal sehen. Rechnen wir doch einfach einmal nach. Weltweit gibt es etwa 2,2 Milliarden Christen, die natürlich alle etwas zu Weihnachten geschenkt bekommen möchten. Wenn jeder dieser 2,2 Milliarden Menschen auch nur ein einziges Geschenk bekommt, das lediglich ein Kilogramm schwer ist, dann wiegen alle Geschenke zusammen atemberaubende 2,2 Millionen Tonnen.

Das ist durchaus eine ganze Menge, und entspricht dem Gewicht von mehr als 41 Titanic-Dampfern. Ein großes muskulöses Rentier kann in etwa sein eigenes Gewicht ziehen, also maximal 300 Kilogramm.

Wollte der Weihnachtsmann nun alle Geschenke auf einmal transportieren, dann bräuchte er dazu mehr als 7   333  333 Rentiere - und da ist das Gewicht des Schlittens und der dicke Bauch des Weihnachtsmannes noch nicht einmal mit eingerechnet. Er hat aber nur neun Rentiere, nämlich Rudolph, Donner, Blitzen, Komet, Tänzer, Nimmersatt, Füchsin, Herumspringer und Spurter. Damit ist klar: Diese Rentiere können auf gar keinen Fall ganz normale Rentiere sein.

Die Kinder haben das natürlich schon immer gewusst, auch ganz ohne die Physik zu bemühen, denn schließlich können die Rentiere des Weihnachtsmannes ja fliegen. Welches normale Rentier kann das schon? Somit steht aber auch fest: Egal wie viele Geschenke der Schlitten geladen hat, und ganz gleich, wie schwer die sind, die Rentiere des Weihnachtsmannes schaffen das schon, denn schließlich sind es ja ganz außergewöhnliche Tiere.

Aber ausgerechnet das Fliegen wirft gleich ein weiteres physikalisches Problem auf. Der Weihnachtsmann hat ja nur 24   Stunden Zeit. Er muss also richtig schnell sein, wenn er alle 2,2   Milliarden Menschen in so kurzer Zeit besuchen will. Man könnte nun natürlich einwenden, dass manche Kinder ihre Geschenke ja erst am 25. Dezember bekommen und somit ein bisschen mehr Zeit wäre. Und ja, der Weihnachtsmann könnte natürlich auch die unterschiedlichen Zeitzonen ausnutzen, um ein paar Stunden mehr herauszukitzeln.

Aber wie wir gleich sehen werden, reichen nur ein paar Stunden mehr nicht aus.

Nehmen wir also einmal an, diese 2,2 Milliarden Menschen, die der Weihnachtsmann besuchen möchte, wären auf eine Milliarde Haushalte verteilt, die er alle anfliegen müsste. Manche Menschen leben zwar als Singles, aber andere dafür wiederum in Großfamilien zusammen, so dass unterm Strich eine Milliarde Haushalte doch eine ganz schöne Zahl sind.

Wenn jeder Haushalt auch nur zehn Meter vom nächsten entfernt liegt, dann kommt bei einer Milliarde Haushalte schon eine Strecke von atemberaubenden zehn Millionen Kilometern zusammen. Zur Erinnerung: Der Weihnachtsmann hat für diese zehn Millionen Kilometer aber nur 24 Stunden Zeit. Das bedeutet nichts anderes, als dass er mit einer Geschwindigkeit von über 416   666 Stundenkilometern unterwegs sein muss. Das ist mehr als die 337-fache Schallgeschwindigkeit und somit eine ganze Menge. Dabei handelt es sich hierbei sogar nur um die reine Flugzeit.

Der Weihnachtsmann muss ja aber auch noch den Schlitten parken, den Schornstein herunterrutschen, die Geschenke auspacken, den Schornstein wieder hochklettern und die Handbremse des Schlittens lösen. Nur gut, dass Rudolph und die anderen fliegenden Rentiere noch genügend Reserven haben, um auch das noch locker schaffen zu können, denn wie gesagt: Es sind ja ganz besondere Tiere.

Es gibt aber noch ein Problem: Ein Schlitten, der schwerer ist als 41   Titanic-Dampfer und der mit über 337-facher Schallgeschwindigkeit von neun fliegenden Rentieren gezogen wird, hat einen nicht unerheblichen Luftwiderstand. Allein die Luft vor dem Schlitten wird so stark komprimiert, dass sie augenblicklich ionisiert. Mit anderen Worten: Der Weihnachtsmann müsste eigentlich mitsamt seinem Schlitten und den neun Rentieren auf der Stelle verglühen. Und in der Tat sieht man ja manchmal ein Leuchten am Himmel.

Manche Menschen glauben irrigerweise, das seien Sternschnuppen, aber die Kinder wissen es wieder einmal besser: In Wahrheit ist das natürlich der Ionenschutzschild des Weihnachtsmannes. Dieser Schutz hat bisher nur ein einziges Mal ganz kurz versagt, und zwar bei einem Probeflug mit einem ganz neuen Schlitten mitten im Sommer. Ausgerechnet in diesem Moment musste das Rentier Rudolph niesen, weil es wieder einmal Heuschnupfen hatte. Die Folgen sind bekannt: An diesem denkwürdigen Tag – genauer gesagt am 15. August 1977 – zeichnete der Astrophysiker Jerry R. Ehman im Rahmen des SETI-Projekts, das sich mit der Suche nach außerirdischem Leben beschäftigt, das berühmte „Wow!-Signal“ auf. Somit ist sogar wissenschaftlich belegt: Ja, den Weihnachtsmann gibt es wirklich. Aber die Kinder haben das ja schon immer gewusst.