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Aufgespießt Dinge, die niemand sein will - Windbürger

Ein neuer Wortschatz-Trick der SPD geht leider komplett nach hinten los.

Von Axel Ehrlich 03.01.2020, 00:01

Magdeburg l Sehr alte Politiker-Weisheit: Wenn man komplizierte und womöglich unpopuläre Maßnahmen unters Volk bringen will, muss es verständlich sein – und nach einem echten Vorteil klingen. Psychologen nennen das Framing (engl. frame = Rahmen) – bedeutet, der zumindest partiell unanangenehmen Thematik einen positiven Rahmen zu verpassen.

Donald Trump war schon immer groß darin, seit einiger Zeit versucht das auch die SPD. Siehe Familienministerin Franziska Giffey mit ihrem Gute-Kita- oder dem Starke-Familie-Gesetz. Der Erfolgstrick: Gegen so kindlich-unschuldig klingende und offensichtlich wohlmeinende Programme kann eigentlich niemand etwas haben.

Allerneueste Schöpfung aus der SPD-Wortschatzkiste, diesmal von Fraktionsvize Mathias Miersch: Windbürgergeld, das. Soll bekommen, wer darauf verzichtet, gegen Windenergieanlagen in seiner Nachbarschaft zu klagen. Okay, Geld bekommen ist prinzipiell etwas ziemlich Gutes. Aber um welchen Preis? Hand aufs Herz: Möchten Sie, bei aller Liebe zur ökologischen Stromerzeugung, wirklich ein Windbürger sein? Wind-bür-ger? Klingt nach Wutbürger, bloß in nett. Und mit einem Seriositätsgehalt wie Windbeutel. Oder Schildbürger. Hier ging das mit der positiven Rahmensetzung gründlich schief.

Vermutlich niemand hat die Absicht, auch nicht für eine unbestimmte Summe Geld, jetzt ein Windbürger zu werden. Schon gar nicht all jene, die aus einer starken Familie kommen und eine gute Kita durchlaufen haben.