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Brauchtum Lexikon zum Osterei

Eier bemalen gehört gewissermaßen zur Ostertradition - aber warum eigentlich? Und was hat es eigentlich mit dem Färben auf sich?

Von Bernd Kaufholz 22.04.2019, 01:01

Magdeburg l Zu Ostern dreht sich fast alles um das Ei. Hier ein kleines Lexikon rund um das Ovale:

  • Ein Osterei ist ein gefärbtes, oft mit Motiven bemaltes oder verziertes Ei; gewöhnlich ein hartgekochtes Hühnerei, das traditionell zu Ostern verschenkt oder gegessen wird.
  • Außerdem werden auch Dekorationsgegenstände als Ostereier bezeichnet, die nicht zum Verzehr bestimmt sind. Sie dienen während der Osterzeit als Schmuck oder als Geschenk. Es sind in der Regel ausgeblasene Eier, zumeist Hühnereier, aber neuerdings auch immer mehr Straußeneier oder Eier aus anderen Materialien wie Pappe, Gips, Holz, Naturstein oder Kunststoff. Solche Ostereier werden größtenteils ebenfalls gefärbt, farbig bemalt oder eingefärbt und meistens verziert. Auch die in großen Mengen angebotenen und bunt verpackten Schokoladeneier sind Ostereier.
  • Das Dekorieren von Eierschalen ist weitaus älter als die christliche Tradition, was 60.000 Jahre alte Funde dekorierter Straußeneier aus dem südlichen Afrika beweisen.
  • Auch wurden 5000 Jahre alte verzierte Straußeneier in antiken Gräbern der Sumerer und Ägypter gefunden. Bemalte Eier als Grabbeigabe sind auch aus der europäischen Antike bekannt. Die frühen Christen Mesopotamiens bemalten Eier rot, um an das Blut Jesu zu erinnern.
  • Dass die Eier gefärbt wurden, hatte praktische Gründe. Aufgrund des Fastengebotes der katholischen Kirche durften ab Aschermittwoch bis Ostern neben Fleisch auch keine Eier gegessen werden. Da die Fastenzeit über sechs Wochen dauert, wurden die Eier hartgekocht und somit haltbar gemacht.
  • Um ältere Eier von frischen zu unterscheiden, färbte man sie unterschiedlich. So standen am Ostersonntag verschieden gefärbte Eier auf dem Tisch.
  • Um ausgeblasene oder hartgekochte Eier zu dekorieren, gibt es verschiedene Techniken, zum Beispiel Bemalen, aber auch komplizierte Batik-, Kratz- und Ätztechniken. Oft werden diese Eier an einen Strauß aus Birkenzweigen – den sogenannten Osterstrauß – gehängt oder kunstvoll in ein Osterkörbchen dekoriert.
  • Weit verbreitet ist es auch, die noch kahlen Äste von im Garten stehenden Bäumen zu schmücken. So gibt es im thüringischen Saalfeld einen Ostereierbaum mit mehr als zehntausend Eiern.
  • Der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde mit 76.596 Eiern gelang im April 2007 jedoch dem Zoo Rostock.
  • Besonders in der sorbischen Lausitz und in den slawisch geprägten Teilen Europas sind die Eier besonders kunstvoll und aufwändig verziert.
  • Speziell bei der Batiktechnik werden drei traditionelle Muster aufgetragen. Die Sonnenstrahlen, die entstehen, wenn man mit einer Glasnadel das heiße Bienenwachs als gezogene Tropfen oder Striche aufträgt, stehen für Glück und Zufriedenheit. Die Wolfzähnchen werden mit einem zurechtgeschnittenen Federkiel als Dreiecke in verschiedenen Formationen aufgetragen und stehen für den Schutz vor Unheil und Krankheiten. Die Bienenwaben, die durch Dreiecksmuster entstehen, deren Oberkante die Wolfszähnchen bilden können, stehen für Reichtum und gute Ernte und Erträge.
  • Sorben schenken sich die kunstvoll verzierten Eier nicht nur zu Ostern, sondern auch zu Kindstaufen, Kommunionen, Hochzeiten und anderen besonderen persönlichen Anlässen, um mit den Symbolen die Wünsche an den Beschenkten zu betonen.
  • Die Farben haben in einigen Regionen folgende Bedeutungen: Sorbische Ostereiermalerei: Rot symbolisiert den Opfertod Christi, Gelb steht für den Wunsch nach Erleuchtung und Weisheit, Weiß ist die Farbe der Reinheit, Grün steht für Jugend und Unschuld, Orange für Kraft, Ausdauer und Ehrgeiz.
  • Kindern wird erzählt, dass die Ostereier vom Hahn, Kuckuck, Fuchs, dem Storch oder dem Hasen stammen. In neuerer Zeit hat sich der Osterhase als Eierbringer durchgesetzt.
  • Heute suchen die Kinder meist am Ostermorgen die versteckten Ostereier. Bräuche sind zum Beispiel Münzenwerfen (bleibt die Münze im Ei stecken, gehört das Ei dem Werfer) oder Ostereiertrudeln, bei dem man Eier einen Hügel hinunterrollen lässt.