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Fledermäuse Tollwut-Gefahr aus der Luft

Das Landesamt für Verbraucherschutz in Sachsen-Anhalt warnt: Es gibt so viele mit Tollwut infizierte Fledermäuse wie noch nie.

Von Alexander Walter 21.09.2017, 01:01

Magdeburg l Das Landesamt für Verbraucherschutz in Sachsen-Anhalt hat seinen Jahresbericht für 2016 vorgelegt. Dank verbesserter Untersuchungsmethoden steht fest: Das Trinkwasser in Sachsen-Anhalt ist mit Blick auf Belastungen durch Pflanzenschutzmittel flächendeckend unbedenklich. Sorge bereitet den Experten das Aufflammen ausgerottet geglaubter Infektionskrankheiten.

Seit 2008 gilt Deutschland als tollwutfrei. Über die Luft könnte die Seuche nun allerdings zurückkehren. Insgesamt 23 tollwutinfizierte Fledermäuse wurden 2016 in Deutschland gefunden, berichtete Susanne Kenklies vom Landesamt für Verbraucherschutz bei der Vorstellung des Jahresberichts der Einrichtung. „Das waren so viele wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen.“ Ein infiziertes Tier wurde demnach auch in Sachsen-Anhalt nachgewiesen. Die Katze eines Mannes aus Oebisfelde habe sie im Maul nach Hause getragen, berichtete Kenklies.

Für die Expertin besteht damit Grund zu erhöhter Aufmerksamkeit. Zwar sei 2016 unter 620 Proben von auf der Erde lebenden Säugetieren keine einzige positiv ausgefallen. Fledermäuse gelten Wissenschaftlern aber als wichtige Überträger-Spezies der Tollwut-Viren und möglicherweise gar als eigentlicher Urheber der Ausbreitung der Krankheit. Schätzungsweise ein bis vier Prozent der Fledermäuse seien infiziert, so Kenklies. Eine Übertragung auf andere Säugetiere erfordere engen Kontakt, sei aber möglich, etwa wenn Katzen oder Hunde kranke Tiere fressen. Die Wissenschaftlerin und ihr Kollege Benno Ewert forderten Tierbesitzer auf, Haustiere regelmäßig impfen zu lassen. Menschen, die mit Fledermäusen in Kontakt kommen, sollten sich zum Schutz vor Bissen dicke Lederhandschuhe anziehen und sich ebenfalls impfen lassen.

Beim Auffinden von verdächtigen Tieren sollten Finder den Verein Arbeitskreis Fledermäuse oder die Gesundheitsämter der Landkreise kontaktieren. Nach der Infektion durch ein infiziertes Tier ist eine Behandlung der Tollwut zwar noch möglich. „Dann muss es aber sehr schnell gehen“, sagte Ewert. Unbehandelt führt die Virus-Infektion immer zum Tod.

Auch bei anderen Infektionen beobachteten die Experten zuletzt einen Anstieg. So registrierte das Landesamt 2016 156 Tuberkulose-Fälle in Sachsen-Anhalt.

Hintergrund sei auch, dass Flüchtlinge aus Staaten, in denen die Krankheit verbreitet ist, bei ihrer Ankunft aktiv auf die Infektion untersucht werden, hieß es. Die Krankheit sei bei rechzeitiger Diagnose aber meist gut behandelbar. Für die Grippe gilt das nicht in jedem Fall. Die Grippe-Welle 2016 begann laut Landesamt deutlich früher und fiel schwerer aus als üblich. 1140 Patienten mussten im Winter 2016/17 im Krankenhaus behandelt werden, 22 verstarben. Die Experten des Landesamtes riefen vor allem Ältere, Schwangere und immungeschwächte Menschen auf, sich in den kommenden Wochen impfen zu lassen.

Während die Experten bei Infektionen Handlungsbedarf sehen, kommen gute Nachrichten aus dem Bereich Trinkwasser. Mit einer neuen Analyse-Methode kann das Landesamt seit 2016 das Trinkwasser in Sachsen-Anhalt noch genauer auf Belastung mit Pflanzenschutzmitteln untersuchen. Das Verfahren, für das das Amt 350.000 Euro investiert hat, erlaube die Untersuchung auf 48 von derzeit 50 angenommenen Pflanzenschutzmitteln im Nanogramm-Bereich, sagte Expertin Uta Rädel. 8200 Proben aus allen Landesteilen im vergangenen Jahr hätten bei keinem einzigen Stoff eine Überschreitung der Grenzwerte ergeben.