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Stellenabbau Siemens setzt auf Kompromissbereitschaft

Die geplanten Einsparungen treiben Siemens-Beschäftige auf die Barrikaden. Der Konzern hofft auf eine Einigung mit ihnen und Gewerkschaften.

18.11.2017, 13:40

Berlin (dpa) l Der Siemens-Konzern setzt beim geplanten Abbau Tausender Jobs in Deutschland auf Kompromissbereitschaft der Arbeitnehmervertreter. "Ich hoffe, dass die Gewerkschaft vom Protest zum Dialog finden wird und wir einen Interessenausgleich zustande bekommen", sagte Personalchefin Janina Kugel dem "Tagesspiegel" (Samstag).

Dieser solle erreicht werden "mit den üblichen Instrumenten: Abfindungen, Beschäftigungsgesellschaften, Weiterqualifizierungen, Frühpensionierungen, Altersteilzeit". Seien genug Mitarbeiter bereit, diesen freiwilligen Maßnahmen zuzustimmen, "dann gibt es keinen Grund, betriebsbedingte Kündigungen auszusprechen".

Der Elektrokonzern will wegen schlechter Geschäfte in der Kraftwerks und Antriebstechnik weltweit rund 6900 Jobs streichen, etwa die Hälfte davon in Deutschland. Allein in Berlin sollen 870 Stellen wegfallen; betroffen sind das Dynamowerk und die Produktionsstätte für Gasturbinen.

Die Bundeshauptstadt werde das Kompetenzzentrum von Siemens für große Gasturbinen bleiben, betonte Kugel. Es müssten aber die Kapazitäten angepasst werden, weil die Nachfrage nicht ausreiche. Deshalb müssten in dem Bereich 300 Arbeitsplätze abgebaut werden. Das Dynamowerk wiederum sei schon länger nur zu 35 Prozent ausgelastet – zu wenig, um kostendeckend zu arbeiten. Bei mangelnder Auslastung müsse die Produktion gebündelt werden. "Was wir im Dynamowerk in Berlin machen, können wir künftig auch in Mülheim (an der Ruhr) machen."

Siemens hatte bereits erklärt, auf betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu verzichten – sofern Einigkeit über "Freiwilligenprogramme" erzielt werden kann. Die IG Metall hatte Siemens daraufhin "Vertragsbruch" vorgeworfen, weil der Dax-Konzern entgegen einer Vereinbarung von 2010 betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen hatte.

Personalvorstand Kugel sagte zu dem Vorwurf, dieses Abkommen enthalte eine Öffnungsklausel. Demnach würden beide Seiten miteinander sprechen, wenn sich die strukturellen Rahmenbedingungen auf dem Markt ändern. "Das ist der Fall", sagte Kugel. "Wir haben ja keinen Pakt für die Ewigkeit geschlossen, niemand kann in die Zukunft schauen." Die Verhandlungen sein ja noch gar nicht aufgenommen worden.