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SupermärkteKonkurrenz für Discounter in Sachsen-Anhalt?

Eine russische Kette plant, Discounter in Sachsen-Anhalt zu eröffnen. Eine ernsthafte Konkurrenz für Aldi, Lidl und Co.?

Von Massimo Rogacki 20.10.2018, 01:01

Magdeburg l Unschlagbar günstige Eigenmarken, die Waren zweckmäßig auf Paletten gestapelt: Das ist die Philosophie der russischen Discounter-Kette Torgservis. Der Einzelhandelgigant mit Firmenzentrale im russischen Krasnoyarsk (Sibirien) plant nach Medienberichten die Eröffnung von 100 Supermärkten in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Thüringen und Brandenburg.

Besonders im Fokus: Städte mit mehr als 80 000 Einwohnern. In Sachsen-Anhalt wären das Magdeburg, Halle und Dessau-Roßlau. „Wir wollen so viele Filialen wie möglich eröffnen und sehr billig sein“, sagt eine Sprecherin der TS Markt GmbH, der in Berlin ansässigen Tochter des Discounters. Standorte will sie nicht nennen: „Aktuell sind wir auf der Suche nach geeigneten Objekten, vor allem in Ostdeutschland. Wo genau wir eröffnen, wird sich zeigen.“

Auf seiner Webseite sucht TS Markt immerhin schon nach einem Filialleiter in Leipzig mit Verantwortung für bis zu zehn Mitarbeiter. Die erste Filiale könnte demnach bald in der Messestadt öffnen.

Für die Neueröffnungen sieht der Discounter Verkaufsflächen von 800 bis 1200 Quadratmeter vor. Parkplätze für 30 bis 40 Autos sollen entstehen. Der Discounter wirbt in Russland mit dem Slogan: „Jeden Tag nur günstige Preise“. 1500 bis 2000 Lebensmittel, vorrangig Eigenmarken, gibt es im Sortiment. Der Jahresumsatz von Torgservis, das 2009 gegründet wurde, liegt nach eigenen Angaben bei rund 1,5 Milliarden Euro. In Rumänien und Polen ist man bereits weiter als in Deutschland. Erste Filialen eröffnen dort Ende dieses Jahres.

Der radikale Minimalismus der bestehenden rund 730 Discounter in Russland, China, Kasachstan und Weißrussland könnte auch in Deutschland Programm werden. Die Sprecherin von TS Markt betont, man wolle sich indes mit der Produktauswahl an den europäischen Markt anpassen.

Russische Medien berichten, dass der Discounter mit überwiegend heimischen Produkten vor allem die russische Community in Deutschland und Zuwanderer aus Osteuropa ansprechen will.

Das könnte eine Chance sein, auf dem hart umkämpften Markt in Deutschland Fuß zu fassen, vermutet Horst Gischer, Professor für Volkswirtschaftslehre der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg.

Der Ökonom prophezeit der russischen Kette nichtsdestotrotz einen schwierigen Start. Nirgendwo in Westeuropa ist Einkaufen so günstig, nirgends der Wettbewerb härter. Aufgrund der großen Volumina beziehen Discounter ihre Waren zu äußerst niedrigen Konditionen. Diese zu unterbieten werde schwierig, argumentiert der Ökonom.

Gerade in dichter besiedelten Gebieten sei es schwierig, Verkaufsflächen zu finden. Eine weitere Hürde sieht Gischer im Aufbau eines Logistik-Netzes. Selbst günstig produzierte Eigenmarken müsste der Discounter-Riese erst teuer nach Deutschland transportieren. Dass Torgservis in Aldi-Dimensionen vorstößt, hält er auch deshalb für unwahrscheinlich.

Eine andere Chance für die russische Kette stellt unter Umständen die neue Sortimentsbreite von Aldi und Lidl dar. Seit einigen Jahren werden gerade bei Aldi immer mehr Bio- und Premiumartikel angeboten. Torgservis könnte die Nische im Billig-Segment besetzen und seine Produkte wie zu den Anfangszeiten der deutschen Discounter-Riesen anbieten. Schmucklos arrangiert und zweckmäßig beworben. Das Rätsel um mögliche Kampfpreise wird sich wohl dennoch erst nach Eröffnung eines ersten Marktes lüften lassen.