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TV-Tipp Amokspiel

Ein Mann dreht durch und nimmt eine Handvoll Geiseln. Der Sat.1-Thriller "Amokspiel" zeigt nun, was für ein Martyrium diese Menschen durchmachen.

Von Klaus Braeuer, dpa 26.11.2018, 23:01

Berlin (dpa) - Ahnungslos werden unschuldige Menschen plötzlich von einem Unbekannten als Geiseln genommen. Wie es ihnen ergeht, und ob das Ganze schließlich doch noch gut ausgeht, davon handelt der TV-Thriller "Amokspiel". Er ist an diesem Dienstag (20.15 Uhr) auf Sat.1 zu sehen.

Berlin, im heißen Sommer. Die Stadt flirrt in der Hitze, der Radio-Moderator macht in der Sendung "Cash Call" seine gewohnten Späßchen und fordert seine Hörer auf, die "Kohle-Parole" zu sagen, wenn sie anrufen - denn nur dann gibt es 50.000 Euro zu gewinnen. Doch an diesem sonnigen Morgen lautet sie anders: "Ich höre 101.5, und jetzt lass’ eine Geisel frei". Jan May (gut: Kai Schumann) hat sich verkleidet als Gast in den Sender geschmuggelt und neben dem Moderator vier andere zufällige anwesende Menschen als Geiseln genommen.

Er trägt einen Sprengstoffgürtel und wirkt wie ein Psychopath. Er scheint bestens informiert über das Privatleben von Kriminalpsychologin Ira Samin (sehr gut: Franziska Weisz). Sie hat kürzlich ihre Tochter Sara verloren, die sich umgebracht hat - dann erfährt sie, dass sich ihre ältere Tochter Kitty (Emilie Neumeister) als Praktikantin im Sender befindet, versteckt in einem Schrank. Das ist die Geschichte, sie ist überschaubar angelegt, und sie ist hochspannend erzählt.

Es ist ein Zweikampf zwischen dem intelligenten Täter, der Amok läuft und stündlich mit dem Tod einer Geisel droht, und der cleveren und empathischen Psychologin, die ruhig zu bleiben versucht. Er behauptet, dass seine Verlobte bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist und versucht, eine seelische Verbindung zu der trauernden Ira herzustellen. Nach und nach kommt heraus, dass May selber Psychologe ist und Sara therapiert hatte. Die beiden Verzweifelten schenken sich nichts, sie liefern sich ein scharfes Duell aus Worten. Beide sind Profis darin, Menschen zu lesen - und stoßen an ihre Grenzen.

"Ich hatte beim Schreiben immer einen Film vor dem geistigen Auge", sagte der Autor der Romanvorlage, Sebastian Fitzek (47, "Abgeschnitten", "Das Joshua-Profil"), in einem Sat.1-Gespräch. "Mich hat vor allen Dingen der Gedanke fasziniert, dass die Bedrohung durch den Täter wirklich jeden in Deutschland treffen kann. Nicht allein die Geiseln im Studio."

Inszeniert haben den Film der Drehbuchautor Christoph Busche (38, "Die Diplomatin") und Regisseur Oliver Schmitz (58, "Türkisch für Anfänger"). Eine weitere Romanverfilmung von Fitzek zeigt RTL am 13. Dezember um 20.15 Uhr: "Passagier 23 - Verschwunden auf hoher See".

In "Amokspiel" geht es im Kern um ein Komplott, um eine verdeckte Ermittlerin für den Verfassungsschutz, die aus dem Verkehr gezogen worden war, und um Machenschaften des Staatsanwaltes und des Innenministers. Die verzweifelte Suche nach der Wahrheit allein wäre schon spannend genug gewesen, da hätte es die alles überlagernde, seltsame Rahmenhandlung mit der Geiselnahme und der Live-Übertragung per Radio gar nicht gebraucht.

Das Hineinziehen unschuldiger Menschen (und deren vermeintlicher Tod) hebt die Geschichte auf eine andere Ebene, die zeitweilig zwar die Dramatik erhöht, sich am Ende jedoch als Luftnummer entpuppt - was im Film nicht so gut rüberkommt, aber ebenso verwirrend ist wie im Buch. Denn der Amoklauf war schließlich das, was im Titel anklingt - ein Spiel, wenn auch ein ganz übles.

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