TV-Tipp Queen of Drags

Bunte Dragqueens im TV-Hauptprogramm: Was in den USA seit Jahren erfolgreich klappt, soll jetzt auch in Deutschland Quote bringen. Aber ist Moderatorin Heidi Klum dafür die richtige Wahl?

Von Thomas Bremser, dpa 13.11.2019, 23:01

Berlin (dpa) - Sie heißen Katy Bähm oder Samantha Gold. Tragen Pömps, Kleider und Lippenstift. Und sind Männer. In der etwas anderen Castingshow "Queen of Drags" sucht Heidi Klum ab Donnerstag (14.11., 20.15 Uhr) auf ProSieben die beste Dragqueen des Landes.

Männer in Frauenkleidern traten früher meist eher in Hinterhofkneipen auf, um die Gäste zu belustigen. Mittlerweile gibt es fast in jeder Großstadt Dragshows, die Hamburger Entertainerin Olivia Jones darf auf keiner Promiparty fehlen. Doch in der deutschen Öffentlichkeit gelten Drags noch immer als schrille Paradiesvögel. Kann die neue ProSieben-Show diese Wahrnehmung ändern?

Die zehn Kandidaten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beziehen zu Beginn eine Luxusvilla in Los Angeles und sollen in den sechs Folgen ihre Kunst bei Motto-Varieté-Shows präsentieren. Dabei zählen Outfits, Gesang und Persönlichkeit. "Wir lernen unfassbar tolle Menschen kennen - in all ihren Facetten", sagte Mitjurorin Conchita Wurst der Deutschen Presse-Agentur. Neben Klum und Wurst beurteilt Tokio-Hotel-Sänger und Klum-Schwager Bill Kaulitz, sowie ein Gastjuror die Auftritte - darunter Olivia Jones, La Toya Jackson und Sängerin Leona Lewis.

Vorbild der Dragshow ist die Sendung "RuPaul's Drag Race", die seit zehn Jahren im US-Fernsehen und mittlerweile auch bei Netflix läuft. Der 58-Jährige RuPaul Andre Charles, der in den 90er Jahren zur Institution der New Yorker Szene wurde, hat es damit vom Nischenprogramm in den Mainstream geschafft. Die Reality-Show gewann mehrere Emmys, Topstars wie Lady Gaga und Ariana Grande saßen schon in der Jury.

"Es ist überwältigend, was eine Fernsehshow kann. Die Generation, die jetzt heranwächst, lernt: Egal, wie du die Welt siehst, es ist richtig", erzählt Eurovision-Song-Contest-Gewinnerin Wurst ("Rise Like A Phoenix"), die eigentlich Tom Neuwirth heißt. "Natürlich ist dieser Mainstream-Erfolg der Grund, warum wir das jetzt auch in Europa versuchen."

"Queen of Drags" will den Fokus aber nicht nur auf die extrovertierten Glamour-Ladys richten, der Zuschauer soll auch die Männer unter den Perücken kennenlernen. "Dragqueens sind wie du und ich - nur mit ein bisschen mehr Make-up", sagt Bambi Mercury, der in seiner Rolle dem Modeschöpfer Harald Glööckler ähnelt.

Kritik aus der schwulen Community gab es im Vorfeld daran, dass ausgerechnet "Germany's Next Topmodel"-Moderatorin Klum als Gastgeberin der Show auftritt. In einer Petition äußerten Dragqueens die Sorge, dass Drag nicht als selbstverständliche Kunstform präsentiert werde, sondern vor allem klischeebehaftet - und auch noch von einer weißen Heterofrau.

Die Macher greifen die negativen Kommentare gleich in der ersten Folge auf. Wurst hat Klum in mehreren Interviews verteidigt. Der dpa sagte Conchita Wurst: "Wir schreien so laut nach Integration, aber haben keinen Platz für eine andere Art der Jurymitglieder."

"Queen of Drags" bei ProSieben