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2. Liga Jatta mit Doppelpack-Premiere bei HSV-Kantersieg

Alles top beim HSV: 5:0-Sieg, Tabellenspitze, Bundesliga-Kurs. Dazu ein strahlender Jatta. Doch da gibt es noch etwas, was bei aller Euphorie die Stimmung trübt.

Von Franko Koitzsch, dpa 19.01.2021, 11:36
Axel Heimken
Axel Heimken dpa

Hamburg (dpa) - Der Hamburger SV holt seinen höchsten Sieg seit Oktober 2013, aber ein anders Ereignis wird noch mehr bestaunt. Doppeltorschütze Bakery Jatta gibt sein erstes Live-Interview im Fernsehen.

Der 22 Jahre alte Gambier ist von dem 5:0 in der 2. Fußball-Bundesliga über den VfL Osnabrück und seiner Leistung so ergriffen, dass die Freude aus ihm heraus muss. "Heute ist ein guter Tag. Es ist der erste Doppelpack in meiner Karriere. Ich freue mich", sagt der schnelle Außenstürmer bei Sky und lächelt.

Mit seinen beiden Toren ist Jatta zum zweitbesten HSV-Schützen beim Zweitliga-Tabellenführer in dieser Saison aufgestiegen. Vier Treffer hat er nun auf seinem Konto und reiht sich hinter dem diesmal leer ausgegangenen Top-Torjäger Simon Terodde und vor Sonny Kittel ein, der gegen die überforderten Osnabrücker einmal traf und nunmehr bei drei Toren steht.

Die Freude um Jatta, den Spieler mit den raumgreifenden Schritten, wird nur durch eines getrübt: die immer noch laufenden Untersuchungen zu seiner Identität, die die "Sport Bild" mit einem Bericht im Sommer 2019 ausgelöst hatte. Ist er nun tatsächlich Bakery Jatta oder doch Bakary Daffeh, ist er älter als angegeben, hat er sich die Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland erschlichen? Jatta bestreitet das.

Eigentlich waren Hamburger Staatsanwaltschaft und eingeschaltete Behörden durch mit dem Thema und hatten Entwarnung gegeben. Keine Beweise für Doppel-Identität oder Betrug, hieß es. Selbst eine Hausdurchsuchung bei Jatta sowie die Auswertung beschlagnahmter Handys und Computer hatten keine Hinweise geliefert. Nun hat die Staatsanwaltschaft aber ein zweites Gutachten in Auftrag gegeben. Das Institut für Biologische Anthropologie der Universität Freiburg vergleicht Bewegungsabläufe von Jatta und Daffeh.

"In der Regel kommen solche Gutachten bei Schwerstverbrechen zur Anwendung. Wir finden das total überzogen", sagt Deniz Celik von der Linksfraktion der Hamburger Bürgerschaft dem NDR. Die Linken stellten eine "Kleine Anfrage" an den Senat. Der sagt, die Behörden seien wegen des Legalitätsprinzips verpflichtet, Ermittlungen zu führen.

Jatta, der HSV und viele Menschen im Land, ob HSV-Fan oder nicht, stöhnen: Hört das denn nie auf? In den sozialen Medien rumort es. "Sehe Jatta beim Interview und könnte weinen! Wie kann man diesem Mann schaden wollen?! Bakery einer von uns!", schreibt ein Twitter-Nutzer. Ein anderer kontert: "Betrug bleibt Betrug, auch wenn die Fans heulen, weil es dem Fetisch HSV an die Eier gehen könnte."

So hat es Jatta an diesem Abend geschafft, dem eigentlichen Protagonisten die Hauptrolle zu stehlen. Daniel Thioune, gebürtiger Osnabrücker, langjähriger VfL-Spieler und als Trainer Vater des jüngsten VfL-Aufstiegs in die 2. Liga, hat mit seinem neuen Team seinen Lieblingsverein gedemütigt. Der 46-Jährige ließ Jatta gern den Vortritt, denn die Aufmerksamkeit in den vergangenen Tagen war ihm unangenehm. Entschuldigen wollte er sich beim VfL nicht, wie er bekannte, obwohl das 0:5 "ein Brett für die Jungs" sei. Egal, Thioune bleibt dem VfL verbunden: "Ich habe ein paar Jungs gedrückt und freue mich, wenn sie mir nächste Woche wieder schreiben."

© dpa-infocom, dpa:210119-99-84055/2

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