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Bayer Leverkusen Kein Wirtz, keine Party: 17-Jähriger der bessere Havertz?

Im Sommer hat Bayer Leverkusen Kai Havertz, das wohl größte deutsche Talent, für rund 100 Millionen Euro an den FC Chelsea abgegeben. Und die Lücke mit Florian Wirtz geschlossen. Einem noch jüngeren Profi - mit mindestens ähnlichem Talent.

Von Holger Schmidt, dpa 10.01.2021, 09:11

Leverkusen (dpa) - Eigentlich, das hat Peter Bosz den Eltern von Florian Wirtz versprochen, ist das Abitur in diesem Jahr das Wichtigste. "Wenn man selbst Kinder hat, weiß man, wie wichtig das ist", sagte der Trainer von Bayer Leverkusen: "Der Junge muss seine Schule zu Ende bringen."

So fehlte der 17-Jährige denn kürzlich auch bei einem Europa-League-Spiel wegen einer Klausur. Doch eigentlich ist der noch für die B-Jugend spielberechtigte Mittelfeldspieler für die Bayer-Profis längst unersetzlich. Der nächste Beweis: Gegen Werder Bremen erhielt der Teenager eine Verschnaufpause - und wurde beim 1:1 (0:0) prompt an allen Ecken und Enden vermisst.

Als die Leverkusener im Sommer den als größtes deutsches Talent geltenden Kai Havertz für insgesamt 100 Millionen Euro an den FC Chelsea abgaben, wurde auf die Verpflichtung eines Ersatzmanns verzichtet. Der Grund war einfach: Sie waren sich sicher, diesen in Wirtz schon zu haben. Und Bayer wollte die Entwicklung des 17-Jährigen nicht blockieren - eine richtige Entscheidung. Selbst die Frage, ob das Ausnahmetalent, das im Oktober erst zum jüngsten deutschen U21-Nationalspieler wurde, im Sommer nicht schon mit dem A-Team bei der EM spielen sollte, ist inzwischen legitim.

Natürlich sei es ein Ansporn für ihn, "noch besser zu werden als Kai", stellte Wirtz, der nach seinem Wechsel vom 1. FC Köln noch ein halbes Jahr mit Havertz zusammengespielt hatte, in einem "Sport Bild"-Interview klar: "Ich will immer der Beste sein." Freilich sei der vier Jahre ältere Havertz immer noch sein Vorbild: "Im Training habe ich mir bei ihm abgeschaut, wie er vor dem Tor agiert und wie er zwischen den Räumen spielt."

Das setzt der in Pulheim bei Köln geborene Wirtz in dieser Saison mit einer Selbstverständlichkeit und Konstanz um, die beeindruckt. Und obwohl sie in Leverkusen immer betonen, ihn nicht verheizen zu wollen, spielte er letztlich fast immer. Am Samstag sah sich Bosz dann aber gezwungen, dem 17-Jährigen eine Pause zu geben. Wirtz habe eine Überbelastung gezeigt, sagte sein Coach, "und wir wollen nicht, dass er sich verletzt. Wir müssen auf ihn aufpassen."

Als Bosz dann nach dem Spiel die Defizite seines Teams an diesem Tag aufzählte, die fehlenden Bälle in die Tiefe oder nicht besetzten Halbräume, sagte er praktisch mit jedem Satz: Florian Wirtz hat gefehlt. Sein Fehlen, so Bosz vielsagend, dürfe aber "keine Ausrede sein".

Und Bosz ist für Wirtz - wie zuvor auch für Havertz - offenbar genau der richtige Trainer. Weil er spielstarke Spieler liebt und fördert. Und mit seiner Empathie gerade junge Profis sehr gut führt. Für Wirtz, stellte der Niederländer in der Vorwoche als Gast im ZDF-Sportstudio klar, dürfe "Fußball noch keine Arbeit sein". Er lasse "diesen Jungen, der von Natur aus so viel Talent hat, meistens in Ruhe. Weil ich Angst habe, ihn schlechter zu machen statt besser. Aber wenn er mal ein Tief kriegt", so der Trainer: "Muss ich für ihn da sein."

© dpa-infocom, dpa:210110-99-962409/2

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