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Sechs Spiele, Sechs Siege "Keine Momentaufnahme": Bundesliga beeindruckt Europa

Sechs Spiele, sechs Siege, 26:5 Tore! Die Fußball-Bundesliga hat in dieser Woche in den Europacups für Aufsehen gesorgt. Bleibt die Frage: Ist das eine Momentaufnahme oder Teil einer Entwicklung?

Von Holger Schmidt, dpa 06.11.2020, 13:43
Efrem Lukatsky
Efrem Lukatsky AP

Düsseldorf (dpa) - Offensiv-Spektakel, Torfestivals und eine makellose Bilanz: Die Fußball-Bundesliga hat in dieser Woche die Fans europaweit beeindruckt.

Sechs Siege in sechs Spielen, fünf Tabellenführungen und durchschnittlich mehr als vier Tore pro Spiel in der Champions und Europa League - das war ein echtes Ausrufezeichen!

Und für Rekordnationalspieler Lothar Matthäus alles andere als Zufall. "Für mich ist das keine Momentaufnahme", sagte der Sky-Experte der Deutschen Presse-Agentur: "Die Bundesliga hatte eine lange Durststrecke. Aber sie ist auf dem besten Wege, wieder nach oben zu kommen." Jahrelang habe es aus Deutschland quasi nur Bayern München gegeben, sagte Matthäus. "Aber jetzt zeigen auch andere Mannschaften, wie gut die Bundesliga ist. Letztes Jahr stand mit Leipzig schon eine weitere im Halbfinale der Champions League. Und auch in dieser Saison haben die sechs Mannschaften nicht nur in dieser Woche ihre Stärke gezeigt, sondern bis auf wenige Ausnahmen schon von Anfang an."

Matthäus' Sky-Kollege Dietmar Hamann sieht zwar "noch keine Trendwende. Aber auf der anderen Seite macht es die Art und Weise noch beachtlicher", sagte der Ex-Nationalspieler der dpa: "Wenn man sieht, wen die Vereine geschlagen haben und vor allem wie, dann ist das schon aller Ehren wert. Und deshalb hoffe ich, dass gerade Gladbach oder Leipzig erkennen, was alles möglich sein kann."

Ob die Bundesliga aktuell stärker ist als die Premier League, in der er lange gespielt hat, wollte Hamann noch nicht beantworten. "Aber die englischen Vereine haben fast alle Probleme. Deshalb könnte ich mir vorstellen, dass die vier deutschen Vereine in dieser Saison in der Gesamtheit besser abschneiden als die vier englischen", sagte er: "Einen wirklichen Stärke-Vergleich kann man frühestens nach den direkten Vergleichen anstellen."

Trainer Hansi Flick vom Champions-League-Titelverteidiger aus München ist da vorsichtiger. "Das ist eine Momentaufnahme. Ich will da nicht zu viel hineininterpretieren", sagte Flick am Freitag. Es sei aber schon so, "dass Qualität in der Bundesliga da ist, die zeigt sie gerade auch international." Bayer Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes sieht es ähnlich. "Natürlich ist ein einzelner Spieltag immer auch eine Momentaufnahme, man sollte dem grundsätzlich nicht zu viel Bedeutung beimessen", sagte er: "Aber ich denke schon, dass sich gerade in der derzeitigen Krise im internationalen Vergleich die Stabilität der Bundesliga zeigt. Und dass sich Seriosität und vernünftiges Handeln auszahlen."

Was Matthäus besonders freut, ist die Spielweise, mit der die Siege errungen wurden. "Die Mannschaften spielen attraktiv. Sie suchen das Offensivspiel, haben Mut, spielen nicht nur auf Ergebnis halten", sagte er: "Offenbar ist das der Fußball, der den Erfolg zurückbringt. Und man sieht an den Aufstellungen, dass sie auch die Europa League wieder ernst nehmen."

Die Ausbeute von zwölf Punkten aus vier Spielen in der Champions League mit 17:3 Toren ist nach den Siegen von Mönchengladbach in Donzek (6:0), München in Salzburg (6:2), Dortmund in Brügge (3:0) und Leipzig gegen Vorjahres-Finalist PSG (2:1) die beste Bilanz, die ein deutsches Quartett je erzielt hat. Am Donnerstag legten im kleinen Europacup Leverkusen in Be'er Sheva (4:2) und Hoffenheim gegen Liberec (5:0) nach. Über die gesamte erste Hälfte der Vorrunde gewann die Bundesliga 13 Spiele und verlor nur drei bei 53:22 Toren.

Und Gladbachs Trainer Marco Rose versichert, dass sein Team nun nicht abhebt. "Ich glaube nicht, dass irgendwer so blöd ist, zu glauben, dass das vom Himmel gefallen ist oder von alleine so weitergeht", sagte Rose: "Das Lob nehmen wir gerne mit. Aber wir müssen auch sagen: 6:0 gewonnen, starkes Spiel, wow, Haken dran. Wir müssen uns immer wieder neu beweisen."

© dpa-infocom, dpa:201106-99-237811/2

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