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Erscheint "interessanter" Ohne Hin- und Rückspiele: UEFA prüft Europapokal-Änderungen

Die Corona-Notfallturniere im Fußball-Europapokal ohne Hin- und Rückspiele könnten zum Vorbild für eine weitreichende Reform werden. UEFA-Chef Ceferin äußert sich als Fan der Alles-oder-Nichts-Duelle und kündigt Gespräche an. Es gibt Fürsprecher, aber auch Bedenken.

Von Florian Lütticke und Jan Mies, dpa 23.08.2020, 13:06

Lissabon (dpa) - Keine Hin- und Rückspiele, Finalturniere an nur einem Ort: Die Corona-Notfallendrunden könnten mittelfristig zu einer grundlegenden Europapokal-Reform führen.

Nach voriger Skepsis zeigt sich UEFA-Präsident Aleksander Ceferin offen für weitreichende Änderungen an den internationalen Wettbewerben. Das System mit einem Duell pro Begegnung erscheine "interessanter", sagte der Chef der Europäischen Fußball-Union der Nachrichtenagentur AP am Sonntag. "Es ist ziemlich kompliziert, ein Final 8 im Kalender unterzubringen. Aber wir haben gesehen, dass die Menschen spannende Spiele wollen, dass in einem Spiel jedes Team in der Champions League oder Europa League jedes Team schlagen kann. Deshalb ziehen wir das für die Zukunft in Erwägung. Ich denke, im September oder Oktober müssen wir anfangen, ernsthaft zu sprechen."

Vor den Finalturnieren der Königsklasse in Lissabon und der Europa League in Nordrhein-Westfalen hatte Ceferin derartige Gedankenspiele noch ausgeschlossen. Die UEFA hatte ihre Europapokal-Wettbewerbe wegen der Coronavirus-Pandemie an jeweils einem Standort und komplett von den Viertelfinals an mit nur einem Duell zu Ende gebracht. Der bislang bekannte Modus ist vom UEFA-Exekutivkomitee bis 2024 weitgehend festgeschrieben.

Auch Bayern-Vorstand Oliver Kahn erklärte zuletzt, dass das Format aus seiner Sicht einen "Reiz" habe: "Ein Spiel - und danach hast du eine Entscheidung", sagte der Ex-Nationaltorwart, wollte sich aber nicht festlegen, ob er dies "wirklich besser" finde. Der Münchner Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte bereits vor dem Start vermutet, dass der Modus "wie eine Bombe einschlagen" werde. Es brauche "kluge Entscheidungen" bei einer Reform, damit "der Hunger auf die Champions League größer" werde, forderte der international gut vernetzte Funktionär.

Oliver Mintzlaff von Halbfinal-Teilnehmer RB Leipzig hatte den geänderten Modus zwiespältig bewertet. "Ich finde das Format auch super. Es hat auch nochmal einen anderen Charakter", sagte der Vorstandschef der Sachsen. "Aber es vergessen die einen oder anderen, wenn du Hin- und Rückspiel hast, hast du zwei Spiele, die im TV übertragen werden, und dann hast du andere TV-Einnahmen."

UEFA-Chef Ceferin berichtete, dass ihm viele "Freunde aus dem Fußball" geschrieben hätten und "extrem begeistert" von den Alles-oder-Nichts-Duellen seien. Das Argument, dass die Einnahmen möglicherweise sinken könnten, versuchte der Slowene zudem zu entkräften. "Auch wenn es weniger Spiele sind, wäre ihr Wert höher, wenn sie richtig vermarktet werden."

Bei einer Änderung des grundlegenden Europapokal-Ablaufs müsste diskutiert werden, ab welcher Runde ein mögliches Finalturnier starten könnte. Acht Teams an einem Ort könnten aufgrund des zu erwarteten Fan-Ansturms - bei einer Rückkehr von Zuschauern nach der Coronavirus-Pandemie - schwer zu bewältigen sein. So wäre ein Final-Four-Format ab dem Halbfinale möglicherweise praktikabler. "Man wäre für eine Woche im Zentrum der Aufmerksamkeit der ganzen Welt und dies wäre fantastisch, aber wir müssen sehen", sagte Ceferin. "Ich denke, es ist ein interessantes Format, über das wir vorher noch nicht nachgedacht haben und jetzt ist es in unseren Köpfen."

© dpa-infocom, dpa:200823-99-274499/3

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