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Handball Frankreich höchste Hürde

Deutschland trifft zum Auftakt der Handball-WM am Donnerstag auf Korea (18.15 Uhr/live ZDF). Wie stark sind die fünf Gruppengegner?

Von René Miller 09.01.2019, 20:30

Als vereintes Team mit dem Länderkürzel COR und unter weiß-blauer Flagge dürfen die Koreaner sogar 20 statt 16 Spieler für die WM nominieren. Aber trotz der vier zusätzlichen Akteure aus dem Norden, erkennbar an den roten Schuhen, bleibt Korea krasser Außenseiter. „Wir sind zu klein für die Weltspitze“, beklagt Bundesliga-Rekordtorschütze Kyung-shin Yoon, der einst für Gummersbach und HSV Hamburg spielte.

Die großen Zeiten der Südkoreaner mit Olympia-Silber 1988 und Siegen über Dänemark bei den Sommerspielen 2008 liegen lange zurück. Bei den letzten zwei Weltmeisterschaften war das Team nicht mal mehr vertreten. DHB-Keeper Silvio Heinevetter: „Die kleinen, schnellen Jungs können aber extrem unangenehm sein.“ Allerdings: Nach den Testspielen der Koreaner gegen zwei Drittligisten (26:30 gegen Potsdam, 34:29 gegen Oranienburg) sollte es bei allem Respekt nur um die Höhe des deutschen Sieges gehen.
Bilanz aus deutscher Sicht: 1 Spiel (1 Sieg - 0 Unentschieden - 0 Niederlagen)

Ein Gegner mit richtig gutem Omen. Beim WM-Triumph 2007 traf Deutschland nämlich zum Auftakt auf Brasilien und siegte. Dass es bei Olympia 2016 gegen die Südamerikaner für das deutsche Team eine Niederlage gab, zeigt die Veränderung im brasilianischen Handball. Bei der letzten WM scheiterte Brasilien im Achtelfinale nur knapp an Spanien. Zudem sind inzwischen die meisten Nationalspieler in Europa unter Vertrag.

Mit Thiagus dos Santos spielt der Topstar sogar beim FC Barcelona. Und der bullige Kreisläufer Rogerio Moraes (2,04 Meter, 118 Kilo) gewann mit Skopje schon die Champions League. Bundestrainer Christian Prokop warnt: „Die Brasilianer sind körperlich robust, agieren auch gerne mit kleinen Nickeligkeiten und verschleppen eher das Tempo. Da müssen wir kühlen Kopf und Ruhe bewahren.“
Bilanz aus deutscher Sicht: 10 Spiele (9-0-1)

Trainer Eduard Kokscharow kann seinen Spielern erzählen, wie Erfolg im russischen Handball geht. Er war einst Weltmeister und Olympiasieger. Seit Gold 2000 in Sydney gab es aber für den zweifachen Weltmeister bei großen Turnieren nicht mehr viel zu bejubeln. „Wir wollen bei der WM die Chance für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wahren“, gibt der Trainer als Ziel aus. Das bedeutet einen Platz unter den ersten Sieben.

Prokop: „Die Russen stehen gerade vor einem Umbruch, haben erfahrene Spieler und auch gute junge Leute dabei. Aufpassen müssen wir vor allem auf Timur Dibirow, der aus einer 5-1-Deckung gerne die Bälle stibitzt.“ Mit fast 700 Toren in über 200 Länderspielen weiß der 35-Jährige von Vardar Skopje das auch zu nutzen. Große Hoffnungen setzen die Russen zudem auf Pawel Atman vom TSV Hannover-Burgdorf. Aber nach vielen Verletzungen kommt für den zentralen Rückraumspieler die WM eigentlich zu früh.
Bilanz (gegen Russland und UdSSR) aus deutscher Sicht: 100 Spiele (39-7-54)

Der Titelverteidiger und erneute Top-Favorit. Die große Frage ist nur, wie die Franzosen den Ausfall von Nikola Karabatic kompensieren können. Der Top-Star musste sich am Fuß operieren lassen und wird nicht rechtzeitig fit. Trainer Guillaume Gille: „Ihn zu ersetzen wird eine Riesenaufgabe für uns.“ Mit Torwart-Legende Thierry Omeyer und Daniel Narcisse beendeten ja zwei weitere Säulen ihre Karriere.

Aber beim Rekord-Weltmeister (sechs Titel) wachsen die Talente scheinbar wie guter Wein. Allen voran im rechten Rückraum Nedim Remili aus Paris. Der Linkshänder gilt mit seinen 23 Jahren als absoluter Überflieger. Auch vom erst 21-jährigen Dika Mem von Barcelona erwartet sich Frankreich viel. Prokop: „Die Franzosen leben von einer starken Torwart- und Abwehrleistung. Zugelegt haben sie auch im Tempospiel. Da wird unser Rückzug sehr entscheidend sein. Und wir brauchen in diesem Spiel eine Topleistung auf allen Positionen.“
Bilanz aus deutscher Sicht: 70 Spiele (37-7-26)

Seit der knappen Finalniederlage gegen Dänemark bei der EM 2012 sind die Serben in der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Die letzten zwei Weltmeisterschaften fanden sogar ohne die Ballkünstler vom Balkan statt. Mit dem neuen Trainer Nenad Perunicic, der von 2001 bis 2004 beim SC Magdeburg spielte, soll alles anders werden. Prokop: „Durch den Trainerwechsel sind die Serben schwieriger einzuschätzen. Es ist auf jeden Fall ein junges, hungriges Team. Und sie haben starke Individualisten, die sich durch eine hohe Kampfbereitschaft auszeichnen.“

Bekanntester Spieler ist Petar Nenadic, der jetzt in Vesz-prem spielt und im Trikot der Füchse Berlin einst auch Bundesliga-Torschützenkönig wurde. Unterschätzt werden dürfen die Serben also nicht. Neben Nenadic verdienen noch andere Profis ihr Geld bei europäischen Topclubs.
Bilanz aus deutscher Sicht (gegen Serbien und Ex-Jugoslawien): 78 Spiele (39-14-25)