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Handball Youngster Kluge vom SCM ist baff

Justus Kluge absolviert zum ersten Mal die gesamte Vorbereitung mit den SC Magdeburg-Handballern. Für den 20-Jährigen geht ein Traum in Erfüllung.

Von Anne Toss 19.07.2018, 01:01

Halberstadt l Justus Kluge, 20 Jahre alt und Kapitän der SCM-Youngsters, wäre sicherlich gerne auf anderem Wege in die Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert gerutscht. So war es aber ausgerechnet der Kreuzbandriss von Linksaußen Lukas Mertens, der dem Magdeburger die Tür zu den Bundesliga-Handballern öffnete. „Es ist absolut schwierig“, sagt Kluge, „ich habe das Spiel gesehen und hätte nicht gedacht, dass es so schlimm war. Als Sportler und Teamkollege kriegt man dann natürlich einen Schreck, und ich wünsche Lukas alles Gute. Hoffe, dass er stärker zurückkommt.“

Der 20-Jährige, der in Halberstadt zurzeit das Trainingslager des SCM absolviert, weiß aber auch: „Das ist für mich eine riesige Chance. Ich versuche jetzt mein Bestes zu geben und das so gut wie möglich auszufüllen, was Lukas hinterlassen hat. Solange, bis er wieder da ist.“

Bereits vor der Sommerpause bestätigte Wiegert, dass der SCM keinen „externen“ Linksaußen verpflichten wird, sondern auf die eigene Jugend in Person von Kluge setzt. „Ich denke, dass das dem Verein gut zu Gesicht steht“, so der Trainer. Neben Dario Quenstedt und Matthias Musche gehört Kluge jetzt zu den wenigen Spielern, die gebürtig aus der Region kommen. „Echte Magdeburger Jungs“, wie es in der Getec-Arena heißt, die für Fans und Nachwuchsspieler Identifikationspotenzial bieten.

Daher ist es auch kaum verwunderlich, dass der Linksaußen insbesondere zu Matthias Musche und Co-Trainer Yves Grafenhorst einen guten Draht hat. „Grundsätzlich ist Matze ein Ansprechpartner, weil er eben auf meiner Position spielt und ein Magdeburger Junge ist. Mit Yves kann ich immer sprechen, er ist Jugendkoordinator und außerdem denselben Weg gegangen wie ich“, berichtet Kluge. „Aber auch alle anderen sind aufgeschlossen, ich kann zu jedem hingehen. Es gab keine Berührungsängste oder Startschwierigkeiten.“

Nur er selbst merke schon, dass da etwas mehr Nervosität ist als normalerweise. „Es kribbelt bei mir mehr als sonst“, sagt Kluge, „ich muss das auch alles erst einmal ein bisschen verdauen, weil es so viele Eindrücke sind. Auch dass alles professioneller ist, ist ja neu für mich.“

Im Mai erlebte er sein Bundesliga-Debüt gegen den TV Hüttenberg, erzielte zwei Tore. Ein weiterer Höhepunkt war sein Einsatz im EHF-Cup vor heimischer Kulisse. Und selbst, wenn Kluge nicht auf dem Spielfeld aufläuft, zeigt er auf der Bank vollen, lautstarken Einsatz. Darauf angesprochen, grinst der 20-Jährige. „Ich will die Mannschaft immer unterstützen, ob ich jetzt spiele oder nicht. Das macht mir Spaß, das mache ich nicht nur so, sondern weil ich das lebe“, sagt er. „Ich habe das auch immer gerne, wenn man auf der Platte steht und zur Bank guckt und da wird dann zurückgejubelt. Dadurch ist man einfach im Spiel drin, wenn zum Beispiel in der 50. Minute noch ein Wechsel kommt. So ist man dann schon unter Spannung.“

Dass er in der zweiten Mannschaft bereits die Rolle des Kapitäns ausgefüllt hat, wertet Kluge als kleinen persönlichen Vorteil, um sich schneller zurechtzufinden. Allerdings: „Bei den Großen bin ich jetzt natürlich das kleinste Glied. Auch wegen des Alters und der Erfahrung. Ich komme aus dem eigenen Nachwuchs, habe noch nicht so viel erreicht wie die anderen. Da ist es klar, dass ich mich erst einmal ganz unten einordne. Das ist aber kein Problem für mich.“ Und Selbstbewusstsein, das könne er sich eventuell ja weiterhin in Spielen für die zweite Mannschaft holen. Zwar wisse er noch nicht, ob es logistisch möglich ist, bei den Spielen dabei zu sein, aber auch im Kader der Youngsters wird er vorerst einmal bleiben.

Für den Magdeburger, der seit der Jugend für den SCM spielt, ist so vor wenigen Monaten ein Traum in Erfüllung gegangen. „Profi zu sein, davon träumt man. Am Anfang ist das ein bisschen wie Luftschlösser bauen“, berichtet Kluge. „In der Jugend war es ja auch nicht einfach, sich zu behaupten. Da hieß es: Wir müssen mal schauen, ob das noch passt. Weil ich ja auch nicht auf der Sportschule war. Aber ich habe mich durchgebissen und bin meinen Weg gegangen. Die Kraft habe ich schon daraus gezogen, dass ich mir immer wieder das Ziel vor Augen gehalten habe.“

Im Moment liegt der Fokus also ganz auf dem Sport. Für die Zukunft hat sich der 20-Jährige aber auch ein Ziel gesetzt: Medizin zu studieren. Die Wartesemester kann er jetzt mit Handball ausfüllen. „Das passt doch gut“, sagt Kluge und lacht.