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EM ohne Groetzki - Kiel und Flensburg jagen Löwen

Die Botschaft war unerfreulich: Patrick Groetzki fehlt bei der Handball-EM wegen eines Wadenbeinbruchs. Sein Club Rhein-Neckar Löwen verteidigt ohne ihn die Bundesliga-Spitze. Dahinter folgt das Nord-Trio Kiel, Flensburg und Hamburg.

Von Martin Kloth, dpa 27.12.2015, 19:27

Mannheim (dpa) - Mit freudlosem Gesichtsausdruck saß Patrick Groetzki am Spielfeldrand. Den eingegipsten linken Unterschenkel hatte er auf einen Stuhl gelegt.

Auch am Tag nach der niederschmetternden Diagnose hatte der Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen an der Nachricht vom ersten Weihnachtsfeiertag zu knabbern: Ein Wadenbeinbruch verhindert seine Teilnahme an der Handball-EM im Januar in Polen. Seinem Arbeitgeber wird der 26-Jährige wohl zwei Monate fehlen.

Da konnte ihn auch der 27:25 (16:9)-Erfolg seines Clubs am Samstag gegen den SC Magdeburg nicht trösten, mit dem die Mannheimer ihre Tabellenführung in der Bundesliga verteidigten.

Ich bin natürlich unheimlich enttäuscht. Ich hätte sehr gerne die Europameisterschaft für Deutschland gespielt, ebenso haben wir mit den Rhein-Neckar Löwen viele wichtige Spiele im Februar, in denen ich meiner Mannschaft jetzt nicht helfen kann. Aber ich werde alles geben, so schnell wie möglich wieder auf dem Feld zu stehen, sagte Groetzki. Die Fraktur hatte er sich bei der bitteren 20:31-Pleite am vorigen Mittwoch bei Verfolger THW Kiel zugezogen.

Die Löwen wie die Nationalmannschaft sind damit doppelt gehandicapt. Denn vor Groetzki hatte bereits Kapitän Uwe Gensheimer passen müssen. Ein Muskelfaserriss in der Wade und eine Reizung der Achillessehne setzen den Linksaußen außer Gefecht. Damit müssen die Mannheimer ebenso wie die Auswahl auf die Flügelzange Nummer 1 verzichten.

Auch ohne ihre beiden Nationalspieler gewannen die Löwen das letzte Spiel des Jahres 2015. Drei Tage nach der Schlappe in Kiel besiegte das Team von Trainer Nikolaj Jacobsen den bislang enttäuschenden SC Magdeburg am Ende glücklich und geht als Erster in die gut fünfwöchige EM-Pause. Wir haben uns über die Ziellinie geschleppt, sagte Löwen-Manager Lars Lamade. Anschluss hält die SG Flensburg-Handewitt nach einem 32:30 (12:17)-Zittersieg beim TBV Lemgo. Die HSG Wetzlar bezwang das weiter sieglose Schlusslicht TuS N-Lübbecke mit 33:24 (18:12).

Schlechte Nachrichten gab es auch für den insolventen HSV Hamburg. Vor dem 36:24 (18:10) am Sonntag gegen Frisch Auf Göppingen gab Trainer Michael Biegler bekannt, den Club nach der laufenden Saison zu verlassen. Sportlich läuft's dagegen rund für die Hanseaten. Sie sind Vierter hinter den Löwen, Titelverteidiger Kiel, der den Bergischen HC mit 31:28 (15:10) besiegte, und Flensburg.

Die Kieler Partie in Köln wurde von einer schweren Knieverletzung von Kreisläufer Rene Toft Hansen überschattet, der in der 36. Minute nach einem Zusammenprall mit der Trage vom Feld gebracht werden musste. Zehn Minuten vor Spielende gab Torsten Jansen nach mehrmonatiger Verletzungspause sein Comeback und bestritt das erste Spiel für Kiel.

Hinter Hamburg folgt die MT Melsungen, die gegen den SC DHfK Leipzig mit 31:23 (18:12) gewann. Vereins-Weltmeister Füchse Berlin verdrängte die punktgleiche HSG Wetzlar vom sechsten Platz durch einen 30:24 (20:10)-Erfolg gegen den ThSV Eisenach.

Die Nachricht von Groetzkis Verletzung hat Bundestrainer Dagur Sigurdsson zum schnellen Handeln gezwungen. Der Isländer nominierte Johannes Sellin von MT Melsungen nach. Zuvor war bereits dessen Club-Kollege Michael Allendorf für Gensheimer ins EM-Aufgebot nachgerückt. Das ist die nächste schlechte Nachricht, aber auch damit müssen und werden wir umgehen, sagte Sigurdsson, der sein Team von diesem Montag an in Berlin beim ersten Trainingslager auf die neue Situation einstellen will.