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Hobby Filigranes Kettensägenschnitzen

Mit schwerem Gerät filigrane Arbeiten ausführen, ist die Leidenschaft von Hendrik Brune aus Berge. Sein Hobby ist Kettensägenschnitzen.

Von Elke Weisbach 30.12.2019, 00:01

Berge l Das laute, auf- und abschwellende Kreischen der Kettensäge, das aus der Scheune kommt, hallt über den Hof. Und damit weiß jeder in der Nachbarschaft von Hendrik Brune in Berge – es entstehen wieder hölzerne Kunstwerke. Und zwar äußerst filigrane mit dem schweren Gerät, was sich nicht widerspricht, wie die Ergebnisse zeigen.

Ganz aktuell hat er einen Hund geschnitzt – mit Schlappohren und dichtem Fell. Und ihn gibt es nicht nur hölzern, sondern auch aus Fleisch und Blut. Die Skulptur ist nämlich dem treuen Freund des Salzwedeler Revierleiters Matthias Schmidt nachempfunden, der sie als Dankeschön erhalten soll, wie Brune erzählt. Dieser hat ihn nämlich auf seinem Weg zum Forstwirtschaftsmeister intensiv begleitet. Seit 15. Dezember darf der junge Mann sich so nennen, nachdem er ein Jahr die Meisterschule in Weilburg bei Limburg absolviert hat. „Eine nicht ganz einfache Zeit“, gibt Brune zu. 450 Kilometer in der Woche von zu Hause weg und vor allem von der Familie, von Ehefrau Juliane und Tochter Jelena, getrennt. Denen konnte er sich nur am Wochenende widmen, da blieb dann auch nicht ganz so viel Zeit für sein geliebtes Hobby, dem Kettensägenschnitzen.

Vor 15 Jahren kam er durch die Ausbildung dazu. Wie Brune erzählt, habe er Forstwirt im Magdeburgerforth gelernt. Und damals gehörte das Schnitzen von Tannenbäumen und Pilzen aus Holz mit der Motorsäge zur Ausbildung. „Pilze und Bäume waren aber etwas langweilig.“ Und so habe er gemeinsam mit einem Freund andere Sachen ausprobiert und eine Eule geschnitzt. Die schwierigste Arbeit bisher folgte dann fast auf dem Fuße – eine Rotte Sauen, fünf Schweine aus einem Stamm. Die können vor dem Forstbetrieb Altmark in Mahlpfuhl bewundert werden.

Prinzipiell könne man alles schnitzen, sagt er. Hauptsächlich seien es bei ihm sämtliche Tiere des Waldes, die entstehen. Aber auch Sonderwünsche erfülle er. So ist beispielsweise ein Minion in der Ecke der Scheune zu entdecken. Auch Olaf, den Schneemann aus dem Film „Die Eiskönigin“, habe er schon gefertigt.

„Ich experimentiere gern, wofür jetzt auch wieder mehr Zeit ist“, freut sich Brune. Und oft ergebe sich das Ergebnis auch beim Schnitzen. „Die Figur ist schon drin im Stamm. Man kann schnell erkennen, was weg muss.“ Und alles werde mit der Motorsäge gefertigt – die groben Schnitte mit der großen, die rund sieben Kilogramm wiegt, die Feinheiten mit der etwas kleineren, die aber auch noch vier Kilogramm auf die Waage bringt. Dazu braucht man Kraft. „Aber ins Fitnessstudio muss ich dafür nicht“, lacht Brune. Seine tägliche Arbeit für eine Firma in Haldensleben, bei der angestellt ist, halte ihn in Form.

Im Schnitt braucht er, wie er erzählt, für eine Figur ein bis drei Tage – je nachdem, wie aufwendig und wie ausgearbeitet sie sein soll. „Schließlich will ich ordentliche Arbeit abliefern.“ Und mittlerweile arbeite er nicht nur in seiner Schnitzerscheune, sondern auch oft bei den Auftraggebern vor Ort. Denn viele lassen, wenn sie im Garten beispielsweise einen Baum fällen müssen, zwei Meter Stamm stehen, die er dann in eine Figur verwandelt. Am liebsten arbeite er mit Eiche, die zudem sehr haltbar sei. Zum Probieren eigne sich aber auch gut Kiefer, die sich gut schneiden lasse. Und er habe gut zu tun. Seine Arbeit spricht sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda herum. Deshalb sei er mittlerweile auch nicht mehr auf Märkten vertreten, um seine Kunst und sein Hobby zu präsentieren, was auch immer mit viel Aufwand verbunden gewesen sei. Es gebe nur eine Ausnahme: Beim Advent in den Gärten in Gardelegen sei er immer noch in jedem Jahr mit dabei.

Seine Frau Juliane unterstützt ihn bei seinem Hobby und hilft bei den Feinarbeiten wie das Schleifen und Glätten der Figuren, wo es notwendig ist. „Das verbindet“, sagt sie. Wie sie erzählt, habe auch sie schon einmal versucht, mit der Motorsäge einen Pilz zu schnitzen und festgestellt: „Bei Hendrik sieht das so einfach aus, ist aber nicht ohne.“ Deshalb bleibe sie bei den Feinarbeiten.

Ob Tochter Jelena, die im Mai nächsten Jahres zwei Jahre alt wird, mal in seine Fußstapfen treten wird, wird sich zeigen. Der Grundstock dafür wurde aber schon beim vergangenen Weihnachtsfest gelegt. Da gab es für sie nämlich vom Weihnachtsmann schon eine Spielzeug-Kettensäge. „Und wenn sie fest stehen kann, wird sie angelernt“, blickt Hendrik Brune mit einem Lächeln in die Zukunft.