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Hochwasserschutz Wissen, womit man es zu tun hat

Thomas Mücke ist seit dem vergangenen Jahr Fachberater Hochwasserschutz.

Von Petra Wiese 09.04.2020, 08:00

Walternienburg l Die Seen und Flüsse führen derzeit gut Wasser. Kommt der nächste große Regen, oder hält die Trockenheit der letzten Sommer an? War das Hochwasser 2013 tatsächlich das Hochwasser des Jahrhunderts?

Das Hochwasser 2013 und die Hochwasserereignisse der letzten Jahrzehnte an Oder, Elbe, Rhein und Donau, aber auch die Sturzfluten an vielen kleinen Gewässern in Deutschland haben gezeigt, dass es wichtig ist, die Verantwortlichen in den Verbänden des Katastrophenschutzes besser und umfassender auszubilden, zu vernetzen und den praktischen Einsatz gemeinsam zu üben.

Wichtig dabei ist auch der Austausch zwischen dem Katastrophenschutz und den anderen Beteiligten im Hochwassermanagement von der Meteorologie, der Planung von Schutzmaßnahmen, den administrativen Aufgaben, der Forschung und den Produzenten von entsprechenden Produkten für den Hochwasserschutz. Da kann ein Fachberater den Teilnehmern in den Stäben, wie auch in den Einsatzgruppen vor Ort, zur Seite stehen. Ein solcher Fachberater Hochwasserschutz ist Thomas Mücke.

Der 48-jährige Walternienburger hat sich diese Qualifikation an der Akademie für Hochwasserschutz erworben. Im Juni des vergangenen Jahres besuchte er dafür einen Lehrgang in der Nähe von Trier. Per Urkunde kann er die Qualifikation nachweisen.

„Ich will aktiv am Geschehen der Wasserwehr mitarbeiten, dieses verändern und mich für Nachhaltigkeit einsetzen. Ich will Verantwortung übernehmen, die Organisation prägen und die zukünftigen Herausforderungen annehmen,“ begründet Thomas Mücke sein Beweggründe sich fortzubilden.

Seit 2001 ist der aus Jütrichau stammende Mücke, Mitglied bei der Wasserwehr, gehört zu den alten Hasen und denen, die die Wasserwehr mit aufgebaut haben. Seither hat er eine ganze Reihe Weiterbildungen und Maßnahmen als Wasserwehrmann, der aktiv bei den Hochwassern 2002 und 2013 im Einsatz war, absolviert.

Er war bei der Auswertungsveranstaltung zum Jahrhunderthochwasser dabei, saß mit am runden Tisch und bei Veranstaltungen auf Landkreisebene, besuchte Schulungen des Landesbetriebes für Hochwasserschutz und der Wasserwehr in Magdeburg und Pretzien, schöpfte aus dem Erfahrungsaustausch der Wasserwehren 2017 in Bitterfeld und aus diversen Schulungen der Feuerwehren. Der Familienvater wurde in das Nachwuchskaderprogramm aufgenommen. Er ist Bestandteil der operativen Einsatztruppe.

Gesellschaftliches Engagement sei ihm genauso wichtig, wie die Kameradschaft und Zusammenarbeit, so Thomas Mücke, der beruflich als Gebietsvertriebsleiter in der Papierindustrie tätig ist. Sein Engagement beschränkt sich nicht nur auf die Wasserwehr. Er ist auch der Vorsitzende des Fördervereins der Zerbster Ciervisti-Schule. Beim Walternienburger Sportverein hat er die Stellvertreterposition inne. Damit ist er mehr als ausgelastet. Für eigenen Sport bleibt kaum Zeit. „Mit den Hunden gehe ich raus“, erzählt er.

In der Wasserwehr hält er auch die Kameraden bei den Zusammenkünften auf dem Laufenden. Als Fachberater Hochwasserschutz kann er umfassend informieren, darin ist er geschult. Er kennt die Arten von Hochwasser, die Entstehung und die Prozesse, die da ablaufen. Er kann Hochwasserschäden beschreiben, welche Gefahr für Personen besteht, und er kennt die Aufgaben des Katastrophenschutzes.

Grundlagenwissen ist gefragt, um Strategien für den Hochwasserschutz zu entwickeln. Da wird zwischen natürlichem und technischem Hochwasserschutz unterschieden, Hochwasservorsorgemaßnahmen können getroffen werden.

Der Fachberater ist geschult, was wichtig für den Katastrophenschutz ist und welche Konsequenzen für die praktische Arbeit es gibt. Dabei geht es vom Hochwasserwarn- und Meldedienst bis hin zu rechtlichen Grundlagen. In der Ausbildung waren die Teilnehmer gefragt, ihre Erfahrungen aus dem Hochwassereinsatz mit einbringen.

Klima, Wetter, Niederschlag und Klimawandel spielen beim Hochwasserschutz eine Rolle. Thomas Mücke hat den Starkregenkatalog KOSTRA, das Wetterinformationssystem FeWIS und andere Informationsmöglichkeiten bei seiner Ausbildung kennengelernt. Er hat sich mit hydraulischen und bodenmechanischen Grundlagen, dem Verhalten von stehendem und fließendem Wasser, Abflussmessung, Wasser und Boden, Wasser im Boden, Durchsickerung und Grundwasser beschäftigt. Thomas Mücke weiß, was vor dem Eintreffen und während des Hochwassers zu tun ist. Er kennt sich aus mit den Ausrüstungen für den Hochwassereinsatz Deichverteidigung, kann Deicharten unterscheiden.

Auch in Sachen Objektschutz ist der Fachberater der richtige Ansprechpartner für bauliche Möglichkeiten. Von den mobilen Schutzsysteme kann er die Vor- und Nachteile aufzeigen. Im Einsatzfall sind die Einsatzkräfte anzuleiten. Am Beispiel der Sandsackverteidigung müssen die Säcke richtig befüllt werden, und auch der Aufbau von Notdämmen muss fachgerecht erfolgen.

Die Feuerwehren der Stadt Zerbst nutzen regelmäßig die Ausbildungsangebote der Wasserwehr. In Sachen Hochwasserschutz fit zu sein und immer auf dem neuesten Stand, das hält Thomas Mücke für besonders wichtig, auch wenn gerade kein Hochwasser in Sicht ist. So will er sich auch weiter bei der Wasserwehr einbringen und ist auch bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen. Seinen „Fachberater“ muss er übrigens alle drei Jahre wiederholen.