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Karneval Magdeburger Narren zum Feiern verurteilt

Im Kulturhaus Amo feierten Magdeburgs über 1000 Karnevalisten die 66. Session der Ottojaner.

Von Karolin Aertel 24.02.2020, 00:01

Magdeburg l Was für ein Polizeiaufgebot. Kommissare, Sheriffs, gar die Gendarmerie, FBI, CIA und auch der BND – Gesetzeshüter und Geheimdienste jeglichen Zeitalters vereinten sich am Sonnabend zur größten Mission der Geschichte. Kein Wunder, hatten sie es doch mit allen Gaunern und Ganoven zu tun, die man sich vorstellen kann. Die Olsenbande war unterwegs, auch Mafiosos wie Al Capone und der Pate. El Chapo war auf freiem Fuß. Batmans Erzfeind der Joker war dabei und auch Halloween-Serienkiller Michael Myers.

Es brauchte schon ein großes Aufgebot an Revolverhelden, Gesetzeshüter und Superhelden, um ihrer Herr zu werden. Doch die Ottojaner hatten einen Plan und lockten alle ins Kulturhaus Amo. Dort machte Richter Steffen Kilz kurzen Prozess und verurteilte alle zum Feiern.

Dass der „Knast voller Narren“ mehr als 1000 schwere Jungs und leichte Mädchen, Tag- und Nachtdiebe, Superhelden, Sheriffs und Polizisten zählte, freute Ottojaner Ulrich Stresow ganz besonders. Seit 41 Jahren ist er Mitglied des Magdeburger Karnevalsvereins, 14 Jahre davon hatte er gar die Präsidentschaft inne.

Hierfür ist ihm am Abend vom Bund deutscher Karnevalisten sogar der Verdienstorden in Gold verliehen worden. Eine Besonderheit: Denn er ist der erste Ottojaner, dem diese Ehre zuteil wurde.

Einen Orden in Silber erhielten am Sonnabend zudem drei weitere Narren: Stefan Wolff, Burkhard Jaap und Siegfried Peter. Mindestens 30 Jahre Mitgliedschaft waren Voraussetzung, um diese Würdigung zu erhalten.

Doch die größte Auszeichnung ist für die Mitglieder des einzigen Karnevalsvereins in Magdeburg immer noch eine gelungene Party. Und die hatten die Jecken allemal. Sie feierten gar so sehr, dass sich ein paar Feuerwehrmänner unters Partyvolk mischten. Gewiss hätten sie in ihrer Montur Anwärter für den Titel „Kostüm des Abends“ sein können, wenn der Einsatz nicht doch „echt“ gewesen wäre.

Die Rauchmeldeanlage schlug gegen 22 Uhr Alarm, vermutlich als die Nebelmaschine im Keller des Kuturhauses die Tanzenden im Dunst verschwinden ließ. Doch genauso schnell wie die Kameraden anrückten, verschwanden sie auch wieder.

Gefeiert wurde bis 4 Uhr morgens. Das Landesprinzenpaar, Andreas und Sandra Kalusche, richteten ein paar Worte an die Narren aus Magdeburg und Umgebung, die Musiker der Rogätzer Drumline trommelten indes alle Schurken zusammen – die Ottojaner und ihre „Häftlinge“ beim Einmarsch in den „Knast“ im Schlepptau. Alles gemäß dem Paragrafen 66 des Strafgesetzbuches, der die Unterbringung in der Sicherheitsverwahrung regelt. Die Brüder Frank und Uli Schmucker mimten zwei der Olsenbande, die von Richter Steffen Kilz zu gemeinnütziger Arbeit bei den Ottojanern verurteilt wurden. Das Männerballett tanzte auf der Bühne und die Jecken davor. Die 66. Session der Ottojaner – (k)ein Narr, der sich das entgehen ließ.

Heute geht es für Magdeburgs Karnevalisten übrigens weiter. Mit einem 40-Tonnen-Truck rollen sie beim Rosenmontagszug in „KuKaKö“-Köthen mit.