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Ausstellung Aufbruch in die Moderne

Mit dem Ausstellungsprojekt "Große Pläne!" will sich Sachsen-Anhalt 2016 als Land der Moderne präsentieren.

Von Grit Warnat 30.12.2015, 00:01

Dessau/Magdeburg l Es waren die 1920er Jahre, in denen Magdeburg in die Moderne aufbrach und als Stadt des neuen Bauens bekannt wurde. Siedlungsbauten entstanden, Farbe wurde gegen tristes Grau gesetzt. Architekt Bruno Taut war Ideengeber, an seiner Seite stand Carl Krayl (1890–1947). Beide verband nicht nur eine Freundschaft, sie waren auch im Geiste verwandt und prägten gemeinsam ein modernes, lebenswertes, sozial orientiertes Magdeburg, dessen einst geschaffene Siedlungsformen bis heute erhalten sind. So ist Krayls Handschrift überall in der Stadt zu finden: AOK, Curie-Siedlung, Gartenstadt-Kolonie Reform, nicht zuletzt seine expressiven Gestaltungen von Hausfassaden. Tauts farbige Kioske sind bis heute Kult.

Krayl war bedeutender Vertreter der Architektur-Moderne, seine Baukunst wird in einer Ausstellung im Kulturhistorischen Museum Magdeburg gewürdigt. „Bunte Stadt – Neues Bauen“ soll am 28. Oktober eröffnen. Ab Mai wird es bereits Vorträge, Filme, Führungen geben.

Krayls „Bunte Stadt“ ist eingebettet in das landesweite Ausstellungsprojekt „Große Pläne! Die angewandte Moderne in Sachsen-Anhalt 1919–1933“. Federführend agiert die Stiftung Bauhaus Dessau. Dort spricht man von einer Ouvertüre eines mehrjährigen Programms, zeigt ab 4. Mai selbst „Moderne Typen, Fantasten und Erfinder“.

Mit Blick auf den 100. Geburtstag des Bauhauses 2019 will die weltbekannte Kunstschule schon vorab auf den künstlerischen Aufbruch zwischen 1919 und 1933 aufmerksam machen und aufzeigen, dass Dessau mit seinen Bauten nicht solitär stand. Nach den Schlachten im Ersten Weltkrieg gab es einen Aufbruch, haben Künstler und Architekten, Techniker, Unternehmer und Politiker in vielen Städten neue Welten entworfen – neben Dessau auch in Magdeburg, Halle, Leuna.

Carl Krayl ist nur ein Beispiel für diese Aufbrüche und kreativen Ideen. Da gibt es etliche Namen wie den Architekten Karl Barth, der in Leuna eine Gartenstadt verwirklichte, den Raketenpionier Rudolf Nebel, der 1933 bei Wolmirstedt mit der Hoffnung auf einen bemannten Flug die Magdeburger Pilotenrakete startete, Leberecht Migge und Leopold Fischer mit ihren Wohnsiedlergärten für Selbstversorger.

„Große Pläne!“ gab es überall im Land. Sachsen-Anhalt will sich als Kernland der Moderne präsentieren, das Kultusministerium fördert das Ausstellungsprojekt mit den Korrespondenzstandorten mit 1,1 Millionen Euro. Magdeburg klotzt mit fünf Ausstellungen. Themen gibt es genug. Natürlich geht es um Architektur, aber auch um den einst großen Stellenwert von Reklame in der Stadt. Das Forum Gestaltung, die frühere renommierte Kunstgewerbeschule, ist bester Ort dafür. Erinnert wird an den Gebrauchsgrafiker Wilhelm Deffke, einstiger Schulleiter und Pionier des Logos, und an die Deutsche Theater-Ausstellung 1927 in Magdeburg.

Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen plant gleich zwei Ausstellungen: Das Projekt „State of M.“ des Fotografen Joachim Brohm, das sich der Moderne und der Bauhaus-Architektur zuwendet, sowie eine Retrospektive des Bauhäuslers Xanti Schawinsky. Im Frühjahr 2015 in Zürich gezeigt, erweitert das Kunstmuseum die Schau um Schawinskys Wirken in Magdeburg, wo er zwischen 1929 und 1931 Leiter der Grafikabteilung im städtischen Hochbauamt war. Gezeigt wird eine Auswahl aus 300 bis heute im Stadtarchiv nachweisbaren Fotografien des Künstlers, die seine Aktivitäten in der Phase des neuen Bauens in Magdeburg beleuchten sollen.