Magdeburger Verein lädt für sein Projekt "Mystique" mehr als 100 Künstler und drei Galerien ein Acht Stockwerke voller Kunst
Magdeburg. Neue Großaktion des Magdeburger Vereins KulturAnker: Für "Mystique" wird ein seit 18 Jahren leerstehender Achtgeschosser zum Kunsthaus. Drei Galerien nehmen teil und weitere 100 Künstler, die ein Beirat aus mehr als 200 Bewerbungen ausgewählt hat.
"Die bezaubernde Seite der Kunst" steht in großen roten Lettern im Eingangsbereich zum einstigen Neubau der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA). Auf Pfeilern sind Buchstaben gemalt, sie ergeben das Wort "Mystique", das Motto der Ausstellung.Augen eines großen Gesichtes sind auf den Eingang gerichtet. Es ist eine Arbeit von Fabienne Reyes-Vasquez. Auch am Gebäude gegenüber Kunst. Eine geheimnisvolle Figur ziert eine große Hauswand. Eine Arbeit des Wahldresdeners Sokar Uno.
Farbe überdeckt Leerstand in der Sieverstorstraße. Kunst zieht in tote Räume und belebt sie. Am Sonnabend ist Vernissage für ein neues, außergewöhnliches Kunstprojekt. Der KulturAnker e.V. zieht mit Galerien und Künstlern für zwei Monate in das einstige DDR-Verwaltungsgebäude.
"Wir werden in fast jedem Winkel Kunst präsentieren"
Acht Stockwerke, 900 Quadratmeter, dazu angrenzende Hallen mit weiteren 1200 Quadratmetern und ein Außengelände, das mit Theater, Konzerten, Kino bespielt werden soll. " Wir werden in fast jedem Winkel Kunst präsentieren", sagt Karsten Steinmetz, mit Alexander Bieß Vorsitzender des Vereins KulturAnker. Im vergangenen Jahr hatte der Verein das leerstehende Altstadtkrankenhaus in ein Gebäude voller Kunst verwandelt. Drei Wochen lang hatten sich bei "Romantik 2.0" fast 240 Künstler präsentiert. "Diesmal wollen wir einen Stadtteil beleben", sagt Steinmetz.
Noch ist vieles in Bau. Die Bühne, die Installationen der Künstler, der Eingangsbereich. Wer durch die Räume geht, kann erahnen, wie viel Arbeit schon hinter den Mitgliedern und Helfern des Vereins KulturAnker liegt. Die Räume wurden entrümpelt: Alte Schreibtische, Bürosessel, Schränke. Unendlich viel Sperrmüll. Jetzt läuft Steinmetz durch "blanke" Etagen mit großen und kleinen Räumen, die zu Präsentationsbereichen der Künstler werden. Sonnabend muss alles hängen, stehen, fertig sein. Wie derzeit schon im Raum von Marianne Roetzel, eine deutsche Bildhauerin, 1941 geboren, die viele Jahre in Japan arbeitete, später eine Lehrtätigkeit für Bildhauerei an der Universität Siegen hatte. Roetzel braucht Platz für das Stellen ihrer Arbeit. Es ist eine Gruppe von zwei Meter hohen Vögeln. Grau, groß, beeindruckend in der Masse.
Blick richtet sich auf das Mystische, das Bezaubernde
100 Künstler, die von einem Kuratorium aus mehr als 250 Bewerbungen ausgesucht worden sind, und drei Galerien mit ausgewählten Kunstschaffenden werden sich im "Mystique"-Gelände bis zum 28. Juli präsentieren. Bildhauerei, Malerei, Grafik, Installationen, Fotografie, Video - so vielfältig wie die Kunstformen seien die Künstler selbst, sagt Steinmetz. Sie kommen aus Deutschland und der Magdeburger Partnerstadt Nashville, aus Schweden, Frankreich, Ukraine, Schweiz, Großbritannien und weiteren europäischen Ländern. Viele der Ausstellenden haben Kunst studiert, manche auch nicht, einige waren so von "Romantik 2.0" begeistert, dass sie unbedingt wieder mit dabei sein wollten. "Wir laden jenseits von Kunstdebatten ein", sagt Steinmetz.
An welchen roten Faden aber haben sich die Kuratoren gehalten? Es sei nach dem Mystischen, dem Bezaubernden geschaut worden. Und Mystik, so sagt Steinmetz, habe für die Organisatoren nichts mit Glaskugelschau zu tun, sondern mit einem Blick auf unsere Welt, auf die Zukunft.
Drei Galerien, eine Künstlergemeinschaft und Karl Oppermann
Erstmals sind Galerien vertreten: "Raum Hellrot" aus Halle, deren Gründer zwei ehemalige Studenten der Burg Giebichenstein sind, die Galerie "Potemka" aus Leipzig und die Galerie Carsten Rave aus Hamburg. Sie werden drei Stockwerke mit Kunst bespielen, haben selbst kuratiert.
In den großen angrenzenden Hallen ist die Hamburger Künstlergemeinschaft SKAM am Wirken. Großformatiges wird hier zu sehen sein, darunter auch zwölf Arbeiten von Maler Karl Oppermann.
15000 Menschen sahen "Romantik 2.0". Einen ähnlichen Erfolg erhofft sich der Verein für "Mystique". Steinmetz nennt das Projekt eine Plattform für Künstler. Im vergangenen Jahr hatten fast alle etwas verkaufen können.