Dresdener Schau Albertinum zeigt Malerei und Skulptur aus der DDR
Dresden ist seit Monaten Brennpunkt des "Bilderstreits" um die Kunst der DDR in Museen. Im Fokus steht das Albertinum, die Direktorin wird persönlich angegriffen - und zeigt nun ostdeutsche Kunst satt.

Dresden (dpa) - "Die Flucht des Sisyphos", "Peter im Tiergarten", "Paar am Strand": Das Dresdner Albertinum wirft ein Schlaglicht auf seinen großteils verborgenen Bestand an DDR-Kunst. Die mit "Ostdeutsche Malerei und Skulptur 1949-1990" überschriebene Schau sei "ein repräsentativer Querschnitt, der auch die Lücken deutlich macht", sagte Direktorin Hilke Wagner am Freitag.
"Es ist keine Ausstellung über Kunst in der DDR." Bis Anfang Januar 2019 haben Besucher Gelegenheit, nie Gesehenes oder lang Vermisstes aus der Dresdner Sammlung neu zu entdecken - von Karl-Heinz Adler bis Walter Womacka. "Die meisten Werke kommen aus dem Depot."
Der Umgang mit dem künstlerischen Erbe der DDR-Zeit ist auch 29 Jahre nach dem Mauerfall ein Reizthema, die Kontroverse in der Elbestadt besonders heftig - bis hin zu persönlichen Anfeindungen. Der aus dem Westen stammenden Albertinum-Chefin wird vorgeworfen, DDR-geprägte Kunst aus den Räumen zu entfernen. Nach Ansicht von Wagner brechen im Museum tiefergehende Dinge im deutsch-deutschen Verhältnis eruptiv aus. Grundproblem sei, dass der Wendeprozess nur aus West-Perspektive betrachtet und beschrieben wurde und die Protagonisten nicht zu Wort kämen.
Die Präsentation aus dem Fundus und ein Veranstaltungsprogramm seien ein Beitrag zum "Bilderstreit" und "eine Chance, alle Dinge auf den Tisch zu bringen", sagte Wagner. Es sei viel unausgesprochen zwischen Ost und West. "Die Forderung nach Präsenz ostdeutscher Kunst in den Museen ist berechtigt", erklärte die Kunsthistorikerin, die für eine differenzierte Betrachtung wirbt. Während der Schau kommen Künstler und Wissenschaftler zu Wort. "Wir können Aufklärungsarbeit leisten", sagte Wagner. "Viele Debatten und schiefgelaufene Dinge im Osten sind im Westen viel zu wenig bekannt."
Im Albertinum bekommen Besucher einen Eindruck von der Vielfalt der DDR-Kunst, begegnen Bekanntem, Unbekanntem und Publikumslieblingen wie Womackas "Paar am Strand" oder "Peter im Tierpark" von Harald Hakenbeck. Die Liste der Prominenz reicht von Hans Grundig, Theodor Rosenhauer, Hermann Glöckner, Hans Jüchser und Wilhelm Rudolph über Werner Tübke, Wolfgang Mattheuer, Bernhard Heisig bis zu Hubertus Giebe, Arno Rink oder Cornelia Schleime.
Die nach Ankaufsjahren geordneten Exponate zeugen von der auch ideologisch geprägten Erwerbungspolitik zu DDR-Zeiten und danach. So wurde Glöckner lange nicht angekauft, ebenso fehlen frühe Arbeiten von A.R.Penck, der laut Wagner "von Dresden aus die Bildsprache revolutionierte". Offenbar werden auch Lücken im Bereich Film und Performatives, etwa bei den Autoperforationsartisten. Die Gruppe veranstaltete 1985 bis 1989 subversive Performances, die den offiziellen DDR-Kunstbetrieb unterliefen.
