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Premiere der Weihnachtsinszenierung "Sternthaler" am Puppentheater Magdeburg Almas beschwerlicher Weg zum Wasser

Und dann fiel Regen herab. Großer Jubel herrschte unter den Menschen, den Tieren - in der ganzen Natur. Begeistert war auch das Publikum. Hier hatte "Sternthaler" von Astrid Griesbach ihre ausverkaufte Premiere.

Von Helmut Rohm 02.12.2013, 01:16

Magdeburg. Der große Beifall galt am Sonnabend zunächst dem kleinen Mädchen Alma, durch dessen engagiertes Tun das langersehnte lebensnotwendige Wasser zurückgeholt wurde. Der verdiente Beifall ging über auf das gesamte Inszenierungsteam.

Astrid Griesbach adaptierte das Grimm\'sche Märchen vom armen Mädchen, das für ihr soziales Verhalten des Teilens mit silbernen Sternthalern belohnt und reich wurde, auf ein heute weltweit aktuelles Problem: die Wasserknappheit. Statistiken sagen aus, dass die Hälfte der Menschheit heute zu wenig Wasser hat, obwohl auf der Erde genügend Wasservorräte vorhanden sind.

So ist die Konstellation auch im Magdeburger "Sternthaler"-Märchen. Die Königin schwelgt im gestohlenen Wasserüberfluss, während das Land dürstet. "Mama und Papa sind einfach liegengeblieben", beschreibt Alma den Tod ihrer Eltern. Damit will sie sich nicht abfinden, macht sich auf den Weg, um das Wasser von der Königin zurückzufordern: "Wasser ist für alle da!"

Die vier Puppenspieler Claudia Luise Bose, Gabriele Grauer, Anna Wiesemeier und Lennart Morgenstern sind in ständiger Aktion, führen Puppen, sind selbst handelnde Figuren. Ideenreich gestaltete und dadurch vielfältig genutzte Haupthandlungsebene ist ein drehbarer runder und abgeschrägter großer Flachzylinder. Dort verfolgen die Zuschauer, gebannt von Beginn an, Almas beschwerliche Mission.

Durch das mehr und mehr in der Puppenspielszene gepflegte "offene Spiel" erleben die Gäste auch, wie höchst anspruchsvoll das Führen zum Beispiel der Alma-Puppe ist, an der zeitweise zugleich drei Akteure gemeinsam agieren.

Alma lernt in fiktiven Gestalten die Gefühle Angst und Mut, auch den steten Durst kennen. Die Zuschauer begleiten das Mädchen daumendrückend im Kampf gegen Unbilden und totale Erschöpfung. Sie sind angetan, wenn sie den letzten Brotkrümel an einen Hungernden weggibt. Oder der letzte Wassertropfen vom Hasen Olaf schon mehr genommen als ihm gegeben wird. Künftig gehen Alma und Olaf den Weg zum Wasser zusammen: "Gemeinsam sind wir stärker."

Dabei ist das knapp einstündige Stück nicht nur total ernst und traurig. Es ist schon zum Schmunzeln, wenn Olaf für die kalten Ohren einen Strumpf von Alma bekommt, obwohl sie selbst auch friert.

Die Handlung geht flott und unterhaltsam voran. Die Wegbeschreibung ist spannend wie eine packende Sportreportage. Astrid Griesbach gibt dem Zuschauergeist auch politische Denkanstöße auf, als sich etwa auf der Bühne diametral positioniert das Sandmännchen mit "nach Ost" und Micky Maus mit "nach West" um die weitere Gehrichtung streiten. Dass beide letztendlich aufeinander zugehen und sich umarmen, ist ein sicher als richtungweisender symbolischer Fingerzeig für das gesellschaftliche Miteinander zu werten.

Das Stück ist für "Menschen ab 4" gedacht, für die Kleinsten aber sicher schon sehr anspruchsvoll. Der Kern der Geschichte sollte wohl aber erfassbar sein. Es sind ja auch noch die Eltern oder Erzieher da, das eine oder andere im Nachhinein zu erklären. Ein schönes Puppentheater-Erlebnis ist es auf jeden Fall.