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"Auf dem Stück liegt niemals Staub"

13.09.2012, 13:29

Biber : " Kabale und Liebe " gilt als wirkungssicheres Stück. Wie dankbar sind Sie für die vermeintlich unverfängliche Vorlage Ihrer ersten Inszenierung als Intendant ?

Alexander Netschajew : Ich habe die Planungen meines Vorgängers Dirk Löschner gern angenommen. Besonders " Kabale und Liebe " als Eröffnungsstück der Spielzeit 2012 / 2013 ? prima ! Schiller ist großartig. Sein Drama hat alles, was ein guter Theaterabend braucht : eine zu Herzen gehende Geschichte, aufregende Charaktere, auch komische Szenen ? das alles birgt enormes Potenzial und wird dem Publikum einen wunderbaren Theaterabend bescheren.

Biber : Der Text ist mehr als 200 Jahre alt. Wie knacken Sie das Stück für die Gegenwart ?

A. Netschajew : Sch i l ler s Thema ist nicht alt, wie er die Gegensätze zuspitzt, ist wahnsinnig jung, sogar unverschämt jung. Er zeigt etwa den Generationenkonflikt, der uns immer neu umtreibt. Er beschreibt die Variationen der Liebe ? ehrlich und innig bis bösartig und vergiftend. Die Gefühle, die verhandelt werden, sind übertragbar auf das heutige Lebensgefühl. Auf diesem Stück liegt niemals Staub.

Biber : Aber es reizt doch, das Stück umzuschreiben ? Nach dem Motto : Verdammt, Luise, brenn ? doch mit deinem schnieken Kerl einfach durch !

A. Netschajew : Den Wunsch nach einem Happy-End gab es bereits nach der Uraufführung. Genauso wie bei " Romeo und Julia ". Doch die Zusammenhänge, in denen die handelnden Figuren stehen, sind sehr komplex. Da gibt es nicht nur schwarz und weiß. Und der Dichter wusste von der heilsamen Wirkung einer Tragödie ...

Biber : Wie laufen die Proben ?

A. Netschajew : Sehr gut ! Die Darsteller sind neugierig, begeben sich auf die Suche nach den " Abgründen " ? und sind mit einem Heidenspaß bei der Arbeit !

Biber : Wie macht sich Michaela Maxi Schulz in der Rolle der Luise ?

A. Netschajew : Michaela ist neu im Ensemble und ein absoluter Glücksfall für uns. Sie kommt frisch von der Akademie für darstellende Kunst in Ludwigsburg. Sie bringt unglaublich viel Kraft und Ausdruck mit, die Leute werden von Ihrer Anmut und Intensität berührt sein.

Biber : Wie packt Jan Kittmann den zwischen Gefühlen zerrissenen Ferdinand, der die Liebe letztlich gewaltsam zerstört ?

A. Netschajew : Es ist nicht verwunderlich, dass Jan Kittmann kürzlich mit dem Preis des Stendaler Theaterfördervereins ausgezeichnet wurde. Er hat viel Schauspielerfahrung, strahlt aber auch diese Leichtigkeit, diese Unbekümmer theit aus. Optisch und inhaltlich ist unser Paar zum Zungeschnalzen, sie spielen richtig gut miteinander.

Biber : Erstmals arbeiten Sie mit Ihrem neuen Ausstattungsleiter Mark Späth zusammen. Was gibt es zu Bühne und Kostümen zu verraten ?

A. Netschajew : Wir agieren in einer reduzierten Spielfläche, die ein Füllhorn an Möglichkeiten bietet. Die gesamte Tiefe der Bühne wird ausgeschöpft. Die Kostüme sind der Entstehungszeit des Dramas entlehnt und ein wahrer Augenschmaus.

Biber : Was wünschen Sie sich, zu welcher Einschätzung das Premierenpublikum kommt ?

Alexander Netschajew : Die Älteren sagen " schön ... ", die Jüngeren : " geil !"