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"Kunst - Kultur -Karstadt" startet in neue Saison Bayerische Derbheit und Lieder mit Tiefgang

Von Rolf-Dietmar Schmidt 20.10.2011, 04:24

Gerade 60 Jahre alt geworden, aber mit deutlich jugendlicherem Habitus; arg verschnupft, aber trotzdem mit typisch bayerischer Bierzeltseligkeit - so präsentierte sich Lisa Fitz bei "Kunst - Kultur - Karstadt" im Magdeburger Kaufhaus.

Magdeburg l Lisa Fitz, Kabarettistin, Sängerin, Autorin, gilt als Frau der klaren Worte, und als gebürtiger Bayerin nimmt man ihr auch derbe Redewendungen nicht übel. Sie hatte gerade die Karl-May-Festspiele in Schleswig-Holstein - abgesehen vom Schnupfen - ohne größere Blessuren überstanden, um nach sechs Wochen unter Preußen - so der Originalton - noch einmal bei einem Gastspiel in Magdeburg vor dem Überschreiten des Weißwurst-Horizonts an der Elbe zu verharren.

Dabei holte sie zu einem verbalen kräftigen Rundumschlag aus, der aber leider in den allermeisten Fällen an der Oberfläche steckenblieb, selten statt alter Kalauer echten Wortwitz bot, geschweige denn politisches Kabarett hervorbrachte. So bewegten sich die Themen vor allem um die bekannten Schwierigkeiten im Verhältnis von Frauen und Männern, das Altern mit seinen bekannten, aber selten komischen Besonderheiten, um Familien, die aus "blöden Eltern mit in der Folge blöden Kindern" bestehen, das katastrophale Klima, die Emanzipation, das Einkaufen in München, die Russen samt Wodka und, und, und. Irgendwann landete Lisa Fitz dann wieder bei den Männern, die 14 Milliarden Euro im Rotlichtmilieu ausgeben, und der Tatsache, dass jeder vierte Ehemann "fremdgeht". Mit wem denn, verehrte Künstlerin, wenn nicht mit einer Frau? Oder sind die alle unverheiratet?

Politischer Teil mit Merkel, Schröder, Westerwelle

Die besten Momente bot trotz Stimmbehinderung die Sängerin Lisa Fitz. Ihre Lieder besitzen genau das, was die Zwischentexte vermissen ließen - Tiefgang. Hinzu kommt ihr musikalisches Können, so dass man sich eigentlich eher ein Gesangsprogramm gewünscht hätte.

Die jahrzehntelange Bühnenerfahrung machte es dennoch möglich, das Publikum "mitzunehmen" und mit professioneller Routine an den gewünschten Stellen die Lacher zu erzielen, die nun mal zu einem solchen Programm gehören und immer funktionieren.

Es gab auch einen politischen Teil. Er sparte weder Merkel noch Strauß, Schröder, Westerwelle oder den amerikanischen Präsidenten Obama innerhalb der bekannten Klischees aus, wurde aber spätestens bei Afghanistan peinlich, als von "typischer Männerwirtschaft, die nichts als Rohre verlegen kann", die Rede war.

Von dort ging es beinahe übergangslos zurück zu den Schwierigkeiten zwischen Frau und Mann, Lisa Fitz\' Dirndlphobie und einem verbalen und musikalischen Werbeblock für das schöne, aber leicht dekadente München.

Mit einer übergroßen Wortkeule schlug die Kabarettistin auf den Vatikan, den Katholizismus und den Papst ein. Selbst im protestantischen Magdeburg gab es dafür nur mäßigen Beifall. Ein Exorzistenpapst und die Fragestellung, weshalb der Teufel immer nur in Bauernmädel führe, wo doch Prominente und Politiker viel lohnenswerter wären, ist in seiner bayerischen Derbheit an der Elbe noch ein wenig gewöhnungsbedürftig.

Und dann kommt er doch noch, der große Moment der Lisa Fitz, als sie das Lied der Blumen aus der Dritten Welt singt. Da springt der Funke, der den guten Ruf der Künstlerin begründet, über und bringt ihr den zumindest dafür verdienten Beifall.

Nächstes Konzert auf der Karstadt-Bühne: 17. November mit Wolfgang Hosfeld und Rolf von Nordenskjoeld