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Cirque du Soleil startet Broadway-Show

Cirque du Soleil ist eine der größten Entertainment-Marken unserer Zeit. Von Mittwoch an will die Artistentruppe das anspruchsvollste Publikum der Welt überzeugen. Dann startet erstmals eine Show am Broadway und der Druck ist groß: Zwei frühere Inszenierungen in New York floppten.

Von Christian Fahrenbach, dpa 24.05.2016, 15:35

New York (dpa) - Ein verlassenes Industrieviertel 50 Kilometer vor den Toren New Yorks. Fabrikschlote rauchen, es ist Mitte Februar. Ein Blick ins Innere eines dieser anonymen Gebäude:

An einer zehn Meter hohen Stange hängt waagerecht still ein Akrobat, zwei andere springen auf gigantischen Wippen hoch und runter, weiter hinten simulieren Schauspieler in Kulissen der New Yorker Skyline eine Schlägerei. Die Maschinerie schnurrt in dieser Kreuzung aus Schulturnhalle und Wanderzirkus. Auf vielen Gesichtern hängt ein breites Lachen, angespannt wirkt niemand - und das, obwohl bei den Proben von Paramour viel auf dem Spiel steht.

Es ist die erste Prduktion von Cirque du Soleil am New Yorker Broadway. Eine der größten Live-Entertainmentmarken unserer Zeit will damit endlich beim verwöhntesten Publikum der Welt landen. Weltklasse-Artistik, Musicalsongs und Hollywoodnostalgie werden dazu mit einem Hauch von Nichts an Storyline kombiniert. Neben internationalen Spitzenathleten und großartigen Tänzern stehen solide Schauspieler auf der Bühne, die in spektakulären Szenenbildern eine etwas lieblose Dreiecks-Liebesgeschichte abspulen. Am Mittwochabend feiert die Inszenierung nach einigen Preview-Wochen ihre Premiere am Lyric Theater. 

Nach Gastspielen Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre scheiterte Cirque schon zwei Mal mit Dauer-Produktionen am New Yorker Publikum: 2010 floppte Banana Shpeel, 2011 startete mit großen Ambitionen Zarkana in der Radio City Music Hall, wurde dann aber ebenfalls eingestellt. Dieses Mal gibt sich das Unternehmen bescheiden. Es gibt keinen anderen Markt, auf dem der Wettbewerb so krass ist, sagte Vorstandschef Daniel Lamarre der New York Times. Wir hoffen einfach, dass wir ein Zeichen am Broadway setzen können.

Einen Erfolg kann der 1984 von Straßenkünstlern in Montréal gegründete Cirque gut gebrauchen. Längst ist aus den bescheidenen Anfängen eine weltweite Entertainmentfabrik geworden, deren Maschinen in jüngster Zeit ein wenig stottern. 4000 Mitarbeiter arbeiten laut Unternehmenswebseite für die Marke, darunter 1300 Künstlerinnen und Künstler. 21 aktuelle Produktionen laufen weltweit zwischen Las Vegas und Tokio und von Beirut bis Düsseldorf.

Obwohl 15 Millionen Menschen im letzten Jahr eine dieser Shows gesehen haben, hat die Marke ein Problem: Was vor Jahrzehnten als hip galt, empfinden viele nach einer riesigen Expansion als verstaubt und leicht provinziell. In den späten Nuller Jahren hatten sie einen Höhepunkt erreicht und vielleicht einen Teil ihres Zaubers verloren, bilanzierte jüngst Louis Patrick Leroux, ein Theaterprofessor aus Montreal in der New York Times. 2012 kam es laut Wall Street Journal bereits zu einer Entlassungswelle. Budgets neuer Shows wurden massiv gekürzt. 2015 wurde die Mehrheit an dem kanadischen Unternehmen an den US-Investor TPG verkauft. 

In die jüngste Produktion flossen nun 25 Millionen Dollar. Nach Broadway-Maßstäben ist das viel Geld, beispielsweise kostete der aktuelle Megahit Hamilton nur halb so viel. Doch für den Unterhaltungsgiganten ist Paramour eher eine kleine Show. Bereits 2004 steckte das Unternehmen laut Las Vegas Sun rund 165 Millionen Dollar in die dortige Produktion Ka. Es geht vor allem um das Image, es auch endlich im wichtigsten Theaterviertel der Welt geschafft zu haben.

Ob das mit Paramour dauerhaft gelingt, ist trotz Standing Ovations des Preview-Publikums noch unklar. Seit vier Wochen laufen Previews und nach einem ausverkauften Start wurden Anfang Mai laut Zahlen des Branchenverbands Broadway League nur noch gut 80 Prozent der verfügbaren Tickets verkauft. Kurz vor der offiziellen Premiere haben die Einspielergebnisse jetzt aber wieder angezogen, rund eine Million Dollar setzt das Lyric Theatre pro Woche um. Es bleibt abzuwarten, ob sich das Fazit von Musical-Journalist Richard Ridge bewahrheiten wird. Das gutmütige Orakel der Broadwayszene raunte nach Besichtigung der Proben im Februar noch begeistert: Diese Leute wissen einfach, was sie tun.

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