Clooney, Merkel und ein hartnäckiges Gerücht
Wenn George Clooney zur Berlinale in der Stadt ist, ist er das Gesprächsthema. Vor allem, wenn er dann noch bei der Kanzlerin vorbeischaut.
Berlin (dpa) - Berlinale-Nächte können lang werden, aber im Kalender von George Clooney und seiner Frau Amal steht am Freitag nach der Eröffnung schon früh ein Termin. In einer schwarzen Limousine fahren die beiden kurz nach 9.00 Uhr vor dem Bundeskanzleramt in Berlin vor.
Sie treffen niemand Geringeren als die Frau, die auch in den USA mitunter als mächtigste Frau der Welt gilt: Angela Merkel.
Dass der Hollywood-Star die Kanzlerin treffen will, hatte Clooney bei einer Pressekonferenz ausgeplaudert. Aber wann und wo? Vieles an diesem Freitagmorgen ist erstmal unklar, wie sich zeigen wird. Fotografen und Kamerateams warten vor dem gewaltigen Gebäude an der Spree. Es ist so kalt an diesem Februartag, dass einige Handschuhe und Mütze brauchen. Die Clooneys nicht, natürlich.
George (54) trägt dunklen Anzug und Krawatte, seine Frau - die Menschenrechtsanwältin Amal (38) - erscheint in Schwarz und Beige. Das Treffen mit Merkel läuft hinter verschlossenen Türen ab, das Kanzleramt gibt später ein Bild heraus: Merkel sitzt auf einem hellen Sofa und schaut Clooney an. Clooney gestikuliert und schaut Merkel an. Amal legt die Hände um ihre Knie und blickt Clooney an.
Aber worüber reden sie? Sie hätten über die Flüchtlingspolitik gesprochen, twittert Regierungssprecher Steffen Seibert später. Bei dem Gespräch ist auch der ehemalige britische Außenminister David Miliband dabei, er ist heute Präsident der amerikanischen Hilfsorganisation International Rescue Committee. Merkel wird später von einem sehr guten Gespräch reden, sie hätten über das Engagement der drei Gäste in einer Nichtregierungsorganisation geredet.
Der Schauspieler steigt etwa eine Stunde später wieder in seinen Wagen. Die Berlinale wäre nicht die Berlinale, wenn nicht auch noch einige Gerüchte im Umlauf wären. Es wird gemunkelt, Clooney treffe Flüchtlinge. Das hatte der Star in der Pressekonferenz angedeutet, als er seinen neuen Film Hail, Caesar! vorstellte. Mit der Hollywood-Satire wurden die Internationalen Filmfestspiele Berlin eröffnet.
Kurz nach dem Besuch bei Merkel sammeln sich im Westen der Stadt also wieder Reporter. Sie warten vor dem ehemaligen Rathaus Wilmersdorf, rund 1100 Flüchtlinge leben dort in einer Notunterkunft. Die meisten kommen aus Syrien und Afghanistan, wie ein Sprecher sagt. An der Straße stehen Duschcontainer, einige Bewohner strecken bei dem ganzen Trubel die Köpfe aus dem Gebäude. Kommt Clooney wirklich?
Ein Besuch sei nicht ausgeschlossen, meinen manche, schließlich sei auch Ben Stiller dort gewesen. Der Komiker traf vor eineinhalb Wochen zwei Flüchtlingsfamilien, wie der Leiter Thomas de Vachroi erzählt. Er sei sehr seriös gewesen, habe viele Fragen gestellt und den Milchreis probiert, den die Bewohner gekocht hätten. Das war toll.
Jetzt steht de Vachroi in Lederjacke vor dem Haus und versucht, die Reporter zu koordinieren. Irgendwann fährt die Polizei vor. Wartet. Tauscht die Kollegen aus. Jeder schwarze Luxuswagen, der um die Ecke biegt, wird beäugt. Bis zum Nachmittag taucht Clooney aber nicht auf.
Der Branchendienst Meedia meint später, sein Besuch im Kanzleramt sei nach allen Regeln der Social-Media-Kunst in Szene gesetzt worden. Fast so, als würde der US-Schauspieler im Oval-Office vorbei schauen. Clooney ist auch nicht der erste Prominente, den Merkel trifft. Zur Erinnerung: Bei Dreharbeiten für einen Agenten-Thriller in Deutschland ließ sie sich zum Beispiel mit Regisseur Steven Spielberg und Hauptdarsteller Tom Hanks fotografieren.
Clooneys Besuch könnte Merkel auch jetzt wohl ganz recht gekommen sein, schließlich hatte der Schauspieler vorher bereits ihre Flüchtlingspolitik gelobt. Ich bin absolut einverstanden damit, hatte er am Donnerstagabend auf dem roten Teppich der 66. Berlinale gesagt. Merkel müsse eine Menge Probleme bewältigen: Es gebe in Deutschland eine Million Flüchtlinge, das sei eine große Aufgabe, sagte er und forderte, die USA müssten sich mehr engagieren.