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Comedian  Shapira und seine Jugend in Sachsen-Anhalt

Comedian Shahak Shapira macht bei seinen bitterbösen Scherzen vor niemandem Halt. Geprägt hat ihn dabei auch die Zeit in Sachsen-Anhalt.

Von Massimo Rogacki 09.04.2019, 01:01

Berlin l Shahak Shapira polarisiert. Mit seinem oft bitterbösen schwarzen Humor und seinen Themen eckt der in Israel geborene und im südlichen Sachsen-Anhalt aufgewachsene Satiriker an. Ab Dienstagabend ist er mit seiner bissigen Satire erstmals in der eigenen Show „Shapira Shapira“ auf ZDFneo zu sehen.

Vor zwei Jahren sorgte Shapira für Aufsehen, als er auf seiner Website „Yolocaust“ Selfies von Touristen am Holocaust-Mahnmal in Berlin mit historischem Fotomaterial aus NS-Vernichtungslagern kombinierte. Kopfstand und Grimassen im Stelenfeld montierte er neben Schwarz-Weiß-Aufnahmen von toten Körpern. Shapira wollte naiven Nutzern in den sozialen Medien einen Spiegel vorhalten und für Geschichtsvergessenheit sensibilisieren. Dem einen oder anderen blieb der Lacher darüber trotzdem im Hals stecken.

In den vergangenen Jahren ist der 31-Jährige fleißig mit seinem Solo-Programm getourt und hat zwei Bücher geschrieben. In der 2016 erschienenen Autobiografie „Das wird man ja noch schreiben dürfen!“, verarbeitet er seine Erfahrungen in Deutschland. Wer weiß, ob er heute Comedian wäre, wenn er nicht mit 14 Jahren mit seiner Mutter und dem Bruder aus Israel für einige Jahre in den Süden Sachsen-Anhalts, nach Laucha, gezogen wäre. „Das hat mich geprägt“, sagte er im vergangenen Jahr bei einem Auftritt im Rahmen seines Solo-Programms „German Humor“ in Magdeburg. Mit Anfeindungen von Rechten hat er damals im Burgenlandkreis Erfahrungen gemacht, als sein Bruder von einem Rechtsextremisten als „Judenschwein“ beschimpft und zusammengeschlagen wurde. Laucha bezeichnet Shapira als NPD-Hochburg. Ein Gutes kann er der Zeit abgewinnen: Wäre er nicht dort gewesen, er hätte nichts zu erzählen, sagt Shapira.

Auch die Familiengeschichte hat Spuren hinterlassen. Shapiras Großvater mütterlicherseits war der einzige Holocaust-Überlebende seiner Familie. Der Großvater väterlicherseits war Trainer der israelischen Leichtathleten bei den Olympischen Spielen von 1972 und starb als Geisel palästinensischer Terroristen. Shapira kennt sein Metier bestens.

In seiner Show wie in seinem Live-Programm nimmt der Wahl-Berliner, der seit dem vergangenen Jahr die deutsche Staatsangehörigkeit hat, aber auch andere Themen ins Visier.

Die „nervige“ Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg (16) etwa, die nach Ansicht von Shapira nur so eine Phase hat. („Ich mochte mit 15 schließlich auch Mario Barth“, witzelt er).

Absurd wird es, wenn es um den Bewertungswahn auf Internet-Portalen geht: „Wusstet Ihr, dass Auschwitz viereinhalb Sterne bei Trip-Advisor hat. Nicht schlecht, oder?“, fragt Shapira. „McDonalds am Alexanderplatz hat nur drei Sterne. Technisch gesehen sind Chicken-Nuggets also schlimmer als der Holocaust.“ Außerdem, sagt der Comedian, sollte man sich mal fragen, warum alle KZ auf deutschem Boden fünf Sterne haben und Auschwitz in Polen nur vier. „Man sieht, Franchising bringt Qualitätsverluste mit sich.“

Shapira ist kein Comedian Marke Kumpeltyp. Billige Lacher sind nicht sein Ding. Niemals würde er sich bei seinem Publikum anbiedern. Eher riskiert er, dass der halbe Saal aufsteht und geht. Das unterscheidet ihn wohltuend vom derzeitigen Comedy-Einheitsbrei.

Am Donnerstag, 11. April, präsentiert er seinen Blick auf den „German Humor“ im Potsdamer Lindenpark um 20 Uhr. Im Leipziger Central Kabarett gibt der Comedian am 21. Januar 2020 eine Vorstellung.

„Shapira, Shapira“ läuft ab Dienstag wöchentlich um 23.15 Uhr auf ZDFneo, Clips zur Sendung gibt es auch in der pdf-Mediathek und bei YouTube. Mit seinem Solo-Programm ist er demnächst unter anderem in Potsdam und Leipzig zu sehen.