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Corona Künstler zunehmend in Not

Künstler geraten immer mehr in Not. Kulturstaatsministerin Grütters will an den Hilfspaketen feilen. In Sachsen-Anhalt gibt es Kritik.

Von Grit Warnat 21.04.2020, 01:01

Magdeburg l Bayern will seinen Künstlern stärker unter die Arme greifen. Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat gestern in seiner Regierungserklärung angekündigt, das Land werde Künstlern im Monat 1000 Euro zahlen.

Gerhart Baum (FDP), ehemaliger Bundesinnenminister, hat derweil die Unterstützung für Künstler in der Corona-Krise als mangelhaft kritisiert. „Eine umfassende Künstlerförderung in der Krise findet nicht statt“, sagte Baum, der Nachrichtenagentur dpa. „Das entspricht in keiner Weise der Bedeutung der Kunst in einer freiheitlichen Gesellschaft, gerade jetzt in der Krise.“

Am Wochenende hatte Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) angekündigt, bestehende Hilfsmaßnahmen des Bundes beständig zu überprüfen und gegebenenfalls nachzujustieren. Vor Tagen schon kristisierte die Initiative Kulturschaffender in Deutschland: „Leider greifen die Maßnahmenpakete der Bundesregierung für eine Vielzahl der Solo-Selbstständigen und freischaffenden Künstler nicht.“ Der Deutsche Kulturrat hatte jüngst den Förderflickenteppich kritisiert.

Bund und Länder unterstützen mit unterschiedlichen Förderprogrammen. Sachsen-Anhalt zahlt eine Soforthilfe von einmalig 400 Euro. Es ist eine unbürokratische Hilfe, aber auch darüber gab es Irritiationen bei den betroffenen Künstlern. Bis Ende Mai soll das Programm noch laufen. „Die im Vergleich mit anderen Bundesländern niedrige Summe von je 400 Euro für maximal zwei Monate wurde vorerst auf nur einen Monat beschränkt. Und wir wissen nicht, ob der zweite Monat ebenfalls bewilligt und bald ausgezahlt wird“, schreibt Ruth Heftrig, Geschäftsführerin des Berufsverbandes Bildender Künstler, im gestern herausgegebenen Newsletter.

Zudem seien Kriterien geändert worden, sagt sie im Volksstimme-Gespräch. Künstler, die nicht in der Künstlersozialkasse sind, seien plötzlich nicht mehr antragsberechtigt. Viele würden durchs Raster fallen. Heftrig: „Die Hoffnung in Sachsen-Anhalt sei leider schnell verflogen und in Verzweiflung umgeschlagen.“

Kulturminister Rainer Robra (CDU) hatte finanziell in Not geratene Künstler eindringlich ermuntert, Grundsicherung zu beantragen.

Die freie Szene der Landeshautstadt hat sich unterdessen aus großer Sorge um die Kulturlandschaft Sachsen-Anhalts gestern mit einem Offenen Brief an Ministerpäsident Reiner Haseloff (CDU) und die Landesregierung gewandt. Es geht darin um die Vierte Verordnung über Maßnahmen zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus und das darin festgeschriebene generelle Verbot aller Veranstaltungen mit mehr als zwei Personen bis zum 31. August 2020. Eindringlich wird appelliert, die Kulturproduktion und -rezeption vor diesem Datum in Gang zu setzen.

Es wird dringend um „eine Veränderung hinsichtlich differenzierterer inhaltlicher und zeitlicher Vorgaben" gebeten. „Dies wird notwendig sein, um persönliche Existenzen und Institutionen der Szene zu erhalten, deren Fehlen später nicht leicht zu kompensieren sein dürfte", heißt es im Schreiben.

Initiiert wurde der Offene Brief vom Kulturschutzbund Magdeburg, einem Bündnis Magdeburger Künstler und Kulturschaffender. Unterzeichner sind unter anderem Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung, Sarah Thäger, Literaturhaus Magdeburg, Mirko Stage, Kulturszene Magdeburg, und Ines Lacroix und Matthias Engel, Theater an der Angel.