Michael Ballhaus Der Mann mit der Kamera wird 80
Er gilt als einer der erfolgreichsten Kamermänner der Filmgeschichte: Michael Ballhaus.
Berlin (dpa) l Michelle Pfeiffer räkelt sich im roten Glitzerkleid auf einem schwarzen Flügel – und die Kamera fährt in einer einzigen, unendlich langsamen Bewegung ganz um sie herum. Mit dieser Einstellung hat der deutsche Kameramann Michael Ballhaus 1989 Filmgeschichte geschrieben.
25 Jahre lang arbeitete der gebürtige Berliner in Hollywood mit den wichtigsten Regisseuren wie Francis Ford Coppola, Robert Redford, Wolfgang Petersen und Robert De Niro zusammen, allein sieben Filme entstanden mit seinem Lieblingspartner Martin Scorsese. Drei Mal wurde er für einen Oscar nominiert. Am heutigen Mittwoch feiert er seinen 80. Geburtstag. Ein Interview mag Ballhaus aus gesundheitlichen Gründen nicht geben. Schon bei der Vorstellung seiner Lebenserinnerungen „Bilder im Kopf“ im vergangenen Jahr in Berlin hatte er berichtet, wie ihm der Grüne Star zunehmend das Augenlicht raubt. „Es sind die Farben, die bleiben, die Gesichter, das Leuchten weißer Lichter in einer dunkelblauen Nacht“, notiert er.
Dennoch hat sich der Mann, für den zeitlebens die Augen das wichtigste Werkzeug waren, von der sich seit Jahrzehnten anschleichenden Krankheit nicht seinen Humor und seine Leidenschaft nehmen lassen. „Der Beruf war mein Traumberuf, meine Passion“, sagt er. „Dass ich dafür auch noch Geld bekam, fand ich manchmal erstaunlich.“
Entdeckt hat er seine Leidenschaft schon als 18-Jähriger. 1935 in Berlin geboren und in der Theaterkommune seiner Schauspieler-Eltern im fränkischen Coburg aufgewachsen, hatte er damals Max Ophüls beim Dreh für „Lola Montez“ zuschauen dürfen.
Nach einem Start beim Fernsehen in Baden-Baden lernt er bald den jungen Rainer Werner Fassbinder kennen. Mit dem ebenso genialen wie exzentrischen Regisseur avanciert er in den 70er Jahren zum Vorzeige-Duo des Neuen Deutschen Films.
Seine Frau, Mutter der beiden Söhne, bleibt auch nach dem späteren Umzug in die USA die wichtigste Begleiterin. Als sie 2006 nach fast 50 Jahren Ehe völlig unerwartet innerhalb von fünf Stunden an Krebs stirbt, kehrt Ballhaus ins heimatliche Berlin zurück. Seine Frau lässt er hier begraben.
2011 heiratet er die um 25 Jahre jüngere Regisseurin Sherry Hormann, für deren Film „3096 Tage“ er ein letztes Mal hinter die Kamera tritt. Und auch wenn er seinen Geburtstag nicht groß feiert, werden viele Menschen an ihn denken.