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Aschaffenburg Der Mensch im Zentrum - Christian-Schad-Museum öffnet

Der Künstler Christian Schad ist mit seinen Werken weit über Bayern hinaus bekannt. Er steht für einen Umbruch in der Kunst zwischen den beiden Weltkriegen - nur ein Grund für Aschaffenburg, ihn besonders zu würdigen.

Von dpa Aktualisiert: 02.06.2022, 15:17
Blick auf das neue Christian Schad Museum im ehemaligen Jesuitenkolleg in Aschaffenburg.
Blick auf das neue Christian Schad Museum im ehemaligen Jesuitenkolleg in Aschaffenburg. Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Aschaffenburg - „Bilder ohne Menschen haben ihn nie interessiert“, sagte einst die Witwe von Christian Schad, Bettina Schad.

Dem Ausnahmekünstler aus der oberbayerischen Kreisstadt Miesbach, der von 1943 bis zu seinem Tod 1982 in Aschaffenburg und später im Spessart lebte, hat die Stadt am Untermain nun nach jahrelanger Planung ein Denkmal gesetzt. Künftig können seine Werke im Christian Schad Museum betrachtet werden.

Das Haus in der Altstadt widmet sich nach eigenen Angaben Leben und Arbeit des Malers in einer weltweit einzigartigen Gesamtschau . Eröffnung ist am 3. Juni. Die Baukosten beliefen sich auf 6,5 Millionen Euro. Die Hälfte davon sind Fördermittel von Bund, Ländern und dem Bezirk Unterfranken.

Protagonist der Moderne

Der 1894 geborene Schad zählt demnach zu den bedeutendsten Protagonisten der Moderne. „Sein Leben reflektiert exemplarisch die Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts von Dada über den Expressionismus und die Neue Sachlichkeit bis zum Magischen Realismus nach 1945“, fasst die Stadt zusammen. „Neben den Ikonen der Neuen Sachlichkeit begründete die Fotografie ohne Kamera, die "Schadographie", seinen Weltruhm.“

Vom Jahr 2000 an hatte Schads Witwe seinen Nachlass Aschaffenburg überlassen, darunter eine Druckgrafik-Sammlung sowie Gemälde und weitere Zeichnungen, Aquarelle und die Bibliothek ihres Mannes - etwa 3200 Werke umfasst der Bestand der Christian Schad Stiftung Aschaffenburg. Davon werden mehr als 200 Exponate auf den drei Ebenen des neuen Museums gezeigt.

Bekannt für Fotogramme

Schad hatte in München studiert, war nach Studienaufenthalten in der Schweiz und Italien nach Wien gegangen und kam 1927 nach Berlin. Bei einem Bombenangriff 1943 wurde sein Atelier in der Hauptstadt zerstört. Ein Porträtauftrag ein Jahr zuvor hatte ihn nach Aschaffenburg geführt, wo er von 1943 an lebte bis zum Bau seines Atelierhauses im nahe gelegenen Bessenbach-Keilberg Anfang 1962.

Schad ist heute vielen auch wegen seiner „Schadographien“ ein Begriff. Dabei handelt sich um Fotogramme - also Fotografien, die ohne Kamera entstanden sind. Dafür legte Schad verschiedene Gegenstände auf ein lichtempfindliches Papier und belichtete es mit Tageslicht. Diese Technik - bereits vor seiner Geburt erfunden - führte zu abstrakten Bildern und war nach dem Ersten Weltkrieg wegweisend, als die Künstler dieser Zeit nach neuen Möglichkeiten in der Kunst suchten.

270 Gemälde, 31 frühe und 160 späte „Schadographien“ sowie rund 350 Motive von Druckgrafiken, einige Collagen und mehrere tausend Zeichnungen hat der Künstler geschaffen. Das meiste ist der Stadt zufolge im Privatbesitz oder im Bestand der Christian Schad Stiftung.